Inhaftierter Fotograf bei schlechter Gesundheit

Der Fall des in Manama inhaftierten Fotografen Hussain Hubail ist an ein Gericht verwiesen worden. Ihm wird unter anderem vorgeworfen, über soziale Netzwerke "Hass gegen das Regime zu schüren". Hussain Hubail ist herzkrank und verliert in letzter Zeit immer häufiger das Bewusstsein.

Appell an

KÖNIG
Shaikh Hamad bin 'Issa Al Khalifa
Office of His Majesty the King
P.O. Box 555, Rifa’a Palace
al-Manama
BAHRAIN
(Anrede: Your Majesty / Majestät)
Fax: (00 973) 1766 4587

INNENMINISTER
Shaikh Rashid bin 'Abdullah Al Khalifa
Ministry of Interior, P.O. Box 13
al-Manama
BAHRAIN
(Anrede: Your Excellency / Exzellenz)
Fax: (00 973) 1723 2661
Twitter: @moi_Bahrain

Sende eine Kopie an

MINISTER FÜR JUSTIZ UND ISLAMISCHE ANGELEGENHEITEN
Shaikh Khalid bin Ali bin Abdullah Al Khalifa
Ministry of Justice and Islamic Affairs
P.O. Box 450
al-Manama
BAHRAIN
Fax: (00 973) 1753 1284
E-Mail: minister@justice.gov.bh
Twitter: @Khaled_Bin_Ali

BOTSCHAFT DES KÖNIGREICHS BAHRAIN
S. E. Herrn Ebrahim Mohmood Ahmed Abdulla
Klingelhöfer Str. 7
10785 Berlin
Fax: 030-8687 7788
E-Mail: info@bahrain-embassy.de oder über die Website http://www.bahrain-embassy.de/kontakt/

Bitte schreiben Sie Ihre Appelle möglichst sofort. Schreiben Sie in gutem Arabisch, Englisch oder auf Deutsch. Da Informationen in Urgent Actions schnell an Aktualität verlieren können, bitten wir Sie, nach dem 16. Dezember 2013 keine Appelle mehr zu verschicken.

Amnesty fordert:

FAXE, TWITTERNACHRICHTEN ODER LUFTPOSTBRIEFE MIT FOLGENDEN FORDERUNGEN

  • Ich möchte Sie höflich und mit Nachdruck auffordern, Hussain Hubail umgehend und bedingungslos freizulassen, falls er ausschließlich wegen der friedlichen Ausübung seines Rechts auf freie Meinungsäußerung festgehalten wird.

  • Bitte sorgen Sie dafür, dass Hussain Hubail eine angemessene medizinische Versorgung erhält, auch alle notwendigen Behandlungen seines Herzleidens durch FachärztInnen.

  • Ich fordere Sie zudem dazu auf, die von Mohammad Hassan Sudayf und Hussain Hubail erhobenen Foltervorwürfe unverzüglich zu untersuchen und die Verantwortlichen vor Gericht zu stellen.

PLEASE WRITE IMMEDIATELY

  • Calling on the Bahraini authorities to immediately and unconditionally release Hussain Hubail if he is being held solely for peacefully exercising his right to freedom of expression.

  • Urging them to ensure that Hussain Hubail receives adequate medical care, including any specialist treatment needed for his heart condition.

  • Calling on them to order an impartial and independent investigation into Mohammad Hassan Sudayf and Hussain Hubail's allegations of torture and other ill-treatment, and bring anyone found responsible to justice.

Sachlage

Hussain Hubail wurde am 31. Oktober in das Büro der Staatsanwaltschaft in der bahrainischen Hauptstadt Manama gebracht, wo man ihm mitteilte, sein Fall sei an ein Gericht verwiesen worden. Anschließend brachte man ihn zurück ins Gefängnis. Hussain Hubail und der Blogger und Übersetzer Mohammad Hassan Sudayf werden unter anderem beschuldigt, mit Hilfe von sozialen Netzwerken "Hass gegen das Regime zu schüren" und "Menschen dazu anzustiften, die Gesetze zu missachten". Ein Termin für das Gerichtsverfahren von Hussain Hubail steht bislang jedoch noch nicht fest. Noch am gleichen Tag brachte man Hussain Hubail in das Salmaniya-Krankenhaus, weil er ohnmächtig geworden war. Hussain Hubail befindet sich derzeit im Dry Dock-Gefängnis in Manama in Haft. Man hatte ihn am 3. August dorthin verlegt.

Hussain Hubail ist herzkrank und befürchtet, dass er nicht angemessen medizinisch versorgt wird. Sein Gesundheitszustand hat sich seit seiner Inhaftierung verschlechtert. Er leidet an Atemnot und verliert häufig das Bewusstsein. Er wird zwar von dem Personal der Gefängnisklinik mit Medikamenten versorgt und wurde auch zuvor schon einmal in ein Krankenhaus gebracht, er berichtete seiner Familie jedoch, er erhalte die Medikamente nur sporadisch und wisse nicht, um welche Medikamente es sich dabei genau handelt.

Hussain Hubail und Mohammad Hassan Sudayf waren am 31. Juli festgenommen worden. Hussain Hubail befand sich zum Zeitpunkt seiner Festnahme am internationalen Flughafen von Bahrain, wo er gerade an Bord eines Fluges nach Dubai gehen wollte. Seinen Familienangehörigen teilte er mit, er sei während seines Verhörs im Gewahrsam der Kriminalpolizei (Criminal Investigations Directorate - CID) geschlagen und bedroht worden. Mohammad Hassan Sudayf wurde in den frühen Morgenstunden im Haus seiner Eltern in Sitra von SicherheitsbeamtInnen in Zivil ohne Haftbefehl festgenommen. Er berichtete seiner Familie, während seiner Inhaftierung mit Elektroschocks und Schlägen gefoltert worden zu sein. Er kam am 3. Oktober gegen Zahlung einer Kaution frei.

Hintergrundinformation

Hintergrund

Die Festnahmen von Mohammad Hassan Sudayf und Hussain Hubail am 31. Juli 2013 fanden im Vorfeld der für den 14. August geplanten Proteste gegen die Regierung statt, die in mehreren schiitischen Dörfern organisiert wurden. Die Protestierenden planten einen Marsch nach Manama, aber die Sicherheitskräfte hielten sie davon ab, indem sie Tränengas einsetzten und in einigen Fällen Stacheldrahtbarrieren um die Dörfer legten. Mindestens 18 Personen wurden festgenommen. Die "Tamarrud"-Bewegung (Rebellion), die sich aus Jugendgruppen zusammensetzt, hatte den 14. August als Protesttag gegen die Regierung ausgewählt und wollte sich an diesem Tag gegen Unterdrückungsmaßnahmen der Behörden wenden und echte politische Reformen fordern. Auch andere oppositionelle Gruppierungen hatten Protestkundgebungen geplant, diese aber aufgrund der hohen Präsenz von Sicherheitskräften in Manama wieder abgesagt.

Mohammad Hassan Sudayf berichtete seinen Angehörigen, dass man ihn im Gewahrsam der Kriminalpolizei (Criminal Investigations Directorate – CID) gefoltert habe. Er erzählte, dass er dort mit Elektroschocks misshandelt und geschlagen worden war. Man habe ihn auch gezwungen, sich ganz auszuziehen und ihm die Kleidung abgenommen. Der Anwalt von Mohammad Hassan Sudayf, 'Abdul-'Aziz Moussa, wurde am 7. August ebenfalls festgenommen, nachdem er nach einer Sitzung mit seinem Mandanten auf Twitter geschrieben hatte, dass er bei diesem Folterspuren gesehen habe. Er gab auch die Anklagen gegen beide Männer bekannt, nannte sie namentlich und berichtete auf dem Kurznachrichtenportal über Einzelheiten ihres Verhörs. Er kam am 21. August gegen Zahlung einer Kaution frei. An diesem Tag begann sein Verfahren vor der Abteilung 4 des Strafgerichts wegen der Anklage, "Einzelheiten über die Ermittlungen verbreitet" zu haben. Der nächste Gerichtstermin ist für den 30. Dezember angesetzt.

Mehr als zwei Jahre nach dem Aufstand in Bahrain und den angekündigten Reformen befinden sich immer noch gewaltlose politische Gefangene in Haft – darunter auch Demonstrierende, die während der Proteste festgenommen wurden. Ihre Rechte auf freie Meinungsäußerung sowie Vereinigungs- und Versammlungsfreiheit werden weiterhin unterdrückt. In den vergangenen Monaten wurde gewaltlosen politischen Gefangenen nicht nur die Freilassung verwehrt, es ist sogar vermehrt zu Inhaftierungen von Männern und Frauen gekommen, die auf Twitter oder bei Demonstrationen friedlich ihre Meinung geäußert hatte. Bahrainische Gerichte scheinen stärker darauf bedacht zu sein, sich der Regierung unterzuordnen, als wirksame Rechtsmittel für BahrainerInnen anzubieten und die Rechtsstaatlichkeit aufrechtzuerhalten.

Die Unabhängige Untersuchungskommission Bahrains (Bahrain Independent Commission of Inquiry – BICI), die am 29. Juni 2011 vom König benannt wurde, war damit beauftragt, während der Proteste 2011 begangene Menschenrechtsverletzungen zu untersuchen und einen Bericht zu erstellen. Nach der Veröffentlichung dieses Berichts im November 2011 verpflichtete sich die bahrainische Regierung öffentlich zur Umsetzung der darin enthaltenen Empfehlungen. Der Bericht beleuchtete die Reaktion der Regierung auf die Massenproteste und dokumentierte weitreichende Menschenrechtsverletzungen. In einer der Schlüsselempfehlungen forderte der Bericht die Regierung auf, die Verantwortlichen für Menschenrechtsverletzungen wie Folter und exzessive Gewaltanwendung vor Gericht zu stellen und unabhängige Untersuchungen zu Foltervorwürfen durchzuführen. Viele der Versprechen der Regierung sind bis heute nicht eingelöst worden. Die Einberufung der BICI und ihr Bericht wurden als bahnbrechende Initiative angesehen, doch nach 18 Monaten ist das Versprechen bedeutender Reformen von der Regierung immer noch nicht in die Tat umgesetzt worden. Die bahrainische Regierung kommt den wesentlichen Empfehlungen der BICI zur Rechenschaftslegung nicht nach. Dazu zählt ihr Versagen, unabhängige, zielgerichtete und transparente Untersuchungen der Vorwürfe über Folter und andere Misshandlungen sowie exzessive Gewaltanwendung durchzuführen und die Strafverfolgung all derjenigen Personen zu veranlassen, die Befehle gegeben haben, aufgrund derer Menschenrechtsverletzungen begangen wurden. Weitere Informationen zu diesem Thema finden Sie in dem englischen Bericht Bahrain: Reform shelved, repression unleashed unter http://amnesty.org/en/library/info/MDE11/062/2012/en.

Das Parlament von Bahrain kam am 28. Juli zu einer außerordentlichen Sitzung zusammen und legte dem König anschließend 22 Empfehlungen vor. Diese sehen eine Verschärfung der im Antiterrorgesetz von 2006 festgelegten Strafen vor. Wenige Tage darauf erließ der König mehrere Verordnungen, die die freie Meinungsäußerung im Land noch weiter einschränken. Unter anderem wurden alle Proteste, Sitzstreiks und öffentliche Versammlungen in Manama auf unbestimmte Zeit verboten und die Sicherheitskräfte erhielten zusätzliche weitreichende Befugnisse. In einer gemeinsamen Erklärung an die UN-Hochkommissarin für Menschenrechte vom 9. September zur Menschenrechtslage in Bahrain, die 47 Staaten unterzeichnet haben, äußerten diese im Rahmen der 25. Tagung des UN-Menschenrechtsrates ihre Besorgnis über die fortgesetzten Menschenrechtsverletzungen in Bahrain.