Drohende Hinrichtungen

Fünf Angehörige der Ahwazi, einer arabischen Minderheit im Iran, sind zum Tode verurteilt worden. Ihnen droht die baldige Hinrichtung. Berichten zufolge sind sie gefoltert worden. Ein weiterer Mann wurde zu einer 20-jährigen Haftstrafe verurteilt. Alle sechs wurden wegen ihres Engagements zugunsten der Minderheit der arabischen Ahwazi im Iran festgenommen. Es steht zu vermuten, dass sie in unfairen Gerichtsverfahren verurteilt wurden.

Appell an

RELIGIONSFÜHRER
Ayatollah Sayed 'Ali Khamenei
The Office of the Supreme Leader
Islamic Republic Street – End of Shahid
Keshvar Doust Street
Tehran, IRAN
(korrekte Anrede: Your Excellency / Exzellenz)
E-Mail: info_leader@leader.ir
Twitter: "#Iran Leader
@khamenei_ir must ensure 5 Ahwazi Arab men are not executed"

OBERSTE JUSTIZAUTORITÄT
Ayatollah Sadegh Larijani
[c/o] Public Relations Office, Number 4
2 Azizi Street intersection
Tehran, IRAN
(korrekte Anrede: Your Excellency / Exzellenz)

Sende eine Kopie an

LEITER DER STAATLICHEN MENSCHENRECHTSBEHÖRDE
Mohammed Javad Larijani
High Council for Human Rights
[c/o] Office of the Head of the Judiciary
Pasteur St., Vali Asr Ave
south of Serah-e Jomhouri
Tehran, IRAN
(korrekte Anrede: Dear Mr Larijani / Sehr geehrter Herr Larijani)
E-Mail: info@humanrights-iran.ir
(Betreff: FAO Mohammad Javad Larijani)

BOTSCHAFT DER ISLAMISCHEN REPUBLIK IRAN
S.E. Herrn Alireza Sheikh Attar
Podbielskiallee 65-67
14195 Berlin
Fax: 030-8435 3535
E-Mail: iran.botschaft@t-online.de oder info@iranbotschaft.de

Bitte schreiben Sie Ihre Appelle möglichst sofort. Schreiben Sie in gutem Persisch, Arabisch, Englisch, Französisch oder auf Deutsch.

Amnesty fordert:

SCHREIBEN SIE BITTE LUFTPOSTBRIEFE UND E-MAILS MIT FOLGENDEN FORDERUNGEN

  • Ich bitte Sie eindringlich, das gegen Mohammad Ali Amouri, Sayed Jaber Alboshoka, Sayed Mokhtar Alboshoka, Hashem Sha’bani Amouri und Hadi Rashidi verhängte Todesurteil nicht zu vollstrecken. Bitte wandeln Sie alle Todesurteile um oder leiten Sie neue Gerichtsverfahren in die Wege, die den internationalen Standards für faire Gerichtsverfahren entsprechen und in denen die Todesstrafe ausgeschlossen wird.

  • Ich möchte meine Sorge darüber ausdrücken, dass die sechs Männer kein faires Verfahren erhalten haben. Bitte lassen Sie die Vorwürfe untersuchen, nach denen die Männer gefoltert wurden, und stellen Sie die Verantwortlichen vor Gericht. Bitte lassen Sie vor Gericht keine erzwungenen "Geständnisse" als Beweismittel zu.

  • Sorgen Sie bitte dafür, dass die Männer vor Folter und anderen Misshandlungen geschützt werden und sie umgehend und regelmäßig Zugang zu angemessener medizinischer Versorgung, ihren Rechtsbeiständen und ihren Familienangehörigen erhalten.

PLEASE WRITE IMMEDIATELY

  • Calling on the Iranian authorities not to execute the five men sentenced to death (please name them), to overturn or commute all death sentences or to grant re-trials in proceedings which comply with fair trial standards, and without recourse to the death penalty.

  • Expressing concern that the six men (please name them) did not receive a fair trial, and urging the authorities to investigate the allegations that they were tortured and to bring to justice anyone found responsible for abuses and to disregard as evidence in court "confessions" that may have been coerced.

  • Calling on the authorities to make sure the men are protected from torture and other ill-treatment; are granted all necessary medical treatment; and are allowed immediate and regular contact with their lawyers and families.

Sachlage

Am 7. Juli wurden Mohammad Ali Amouri, Sayed Jaber Alboshoka und sein Bruder Sayed Mokhtar Alboshoka sowie die Lehrer Hashem Sha’bani Amouri, Hadi Rashidi (auch: Rashedi) und Rahman Asakereh von der Abteilung 2 des Revolutionsgerichts in der Stadt Ahvaz verurteilt, nachdem sie unter anderem vage formulierter Straftaten wie "Feindschaft zu Gott und Verdorbenheit auf Erden" (moharebeh va ifsad fil-arz), "Verabredung zu einer Straftat gegen die nationale Sicherheit" und "Verbreitung von Propaganda gegen das System" angeklagt worden waren. Fünf der Angeklagten wurden zum Tode verurteilt, gegen Rahman Asakereh hingegen verhängte man eine 20-jährige Haftstrafe im inneriranischen Exil. Vor Beginn des Verfahrens zeigte ein staatlicher Fernsehsender, wie zwei der Männer ihre Schuld "gestanden". Momentan befinden sich die Männer im Karoun-Gefängnis in Ahvaz in der Provinz Chuzestan. Der Kontakt zu ihren Rechtsbeiständen und Familien ist ihnen offenbar nicht gestattet. Alle sechs waren im Februar und März 2011 in ihren Wohnungen festgenommen worden.

Nach Aussage seiner Familie wurde Mohammad Ali Amouri in den ersten sieben Monaten seiner Haft gefoltert und auf andere Weise misshandelt. Hadi Rashidi musste nach seiner Festnahme offenbar infolge von Folter und anderen Misshandlungen in ein Krankenhaus eingeliefert werden und soll in schlechter gesundheitlicher Verfassung sein. Sayed Jaber Alboshoka hat laut Aussagen seiner Familienangehörigen 10 kg an Gewicht verloren, und Sayed Mokhtar Alboshoka leidet wegen Folter und anderen Misshandlungen offenbar an Depressionen und Gedächtnisverlust. Hashem Sha’bani Amouri soll man mit kochendem Wasser übergossen haben.

[EMPFOHLENE AKTIONEN]

SCHREIBEN SIE BITTE LUFTPOSTBRIEFE UND E-MAILS MIT FOLGENDEN FORDERUNGEN

  • Ich bitte Sie eindringlich, das gegen Mohammad Ali Amouri, Sayed Jaber Alboshoka, Sayed Mokhtar Alboshoka, Hashem Sha’bani Amouri und Hadi Rashidi verhängte Todesurteil nicht zu vollstrecken. Bitte wandeln Sie alle Todesurteile um oder leiten Sie neue Gerichtsverfahren in die Wege, die den internationalen Standards für faire Gerichtsverfahren entsprechen und in denen die Todesstrafe ausgeschlossen wird.

  • Ich möchte meine Sorge darüber ausdrücken, dass die sechs Männer kein faires Verfahren erhalten haben. Bitte lassen Sie die Vorwürfe untersuchen, nach denen die Männer gefoltert wurden, und stellen Sie die Verantwortlichen vor Gericht. Bitte lassen Sie vor Gericht keine erzwungenen "Geständnisse" als Beweismittel zu.

  • Sorgen Sie bitte dafür, dass die Männer vor Folter und anderen Misshandlungen geschützt werden und sie umgehend und regelmäßig Zugang zu angemessener medizinischer Versorgung, ihren Rechtsbeiständen und ihren Familienangehörigen erhalten.

[APPELLE AN]

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Bitte schreiben Sie Ihre Appelle möglichst sofort. Schreiben Sie in gutem Persisch, Arabisch, Englisch, Französisch oder auf Deutsch.

Hintergrundinformation

Hintergrund

Die sechs Männer wurden im Vorfeld des sechsten Jahrestages der Proteste von Ahwazi-Arabern im April 2005 festgenommen. 20 Tage nach seiner Rückführung aus dem Irak wurde Mohammad Ali Amouri festgenommen. Mohammad Ali Amouri war im Dezember 2007 aus dem Iran in den Irak geflohen, da die Behörden offenbar nach ihm gefahndet hatten, weil er im Rahmen der regierungskritischen Demonstrationen vom April 2005 Protestveranstaltungen organisiert haben soll. Er wurde schließlich in Basra im Süden des Irak festgenommen, der illegalen Einreise in irakisches Staatsgebiet beschuldigt und zu einer einjährigen Haftstrafe im Gefängnis von al�'Amara verurteilt. Nach Ableisten seiner Gefängnisstrafe (siehe UA-003/2009) wurde Mohammad Ali Amouri im Januar 2011 in den Iran zurückgeführt.

Der staatliche englischsprachige Fernsehsender des Iran, Press TV, zeigte am 13. Dezember 2011 Hashem Sha’bani Amouri und Hadi Rashidi bei einem "Geständnis", in dem sie sich schuldig bekannten. Die internationalen Standards für faire Gerichtsverfahren verbieten das Erzwingen einer belastenden Äußerung oder eines Schuldgeständnisses. Beide Männer wurden Berichten zufolge in der Haft gefoltert oder auf andere Weise misshandelt. Gerichte des Iran akzeptieren häufig erzwungene "Geständnisse" als Beweismittel.

Ein weiterer Ahwazi-Araber, Taha Heidarian, "gestand" in der gleichen Fernsehsendung seine Schuld in Zusammenhang mit der Tötung eines Polizisten im April 2011 bei den Massenprotesten in Chuzestan. Etwa am 19. Juni 2012 wurde er nach Aussage von der Familie nahestehenden AktivistInnen gemeinsam mit drei weiteren Ahwazi-Arabern im Gefängnis Karoun hingerichtet. Zuvor waren sie offenbar vom Revolutionsgericht in Zusammenhang mit den Tötungen wegen "Feindschaft zu Gott und Verdorbenheit auf Erden" zum Tode verurteilt worden.

Die Ahwazi-Araber sind eine der zahlreichen ethnischen Minderheiten im Iran. Sie leben größtenteils in der Provinz Chuzestan im Südwesten des Iran. Hauptsächlich handelt es sich bei den Ahwazi um schiitische Muslime, einige sind jedoch zur sunnitischen Konfession übergetreten. Dies hat das Misstrauen der iranischen Regierung gegenüber den Ahwazi-Arabern noch verstärkt. Oft klagen die Ahwazi über Marginalisierung und Diskriminierung hinsichtlich Bildung, Arbeit, angemessener Unterkünfte, politischer Teilhabe und kultureller Rechte.

Im April 2005 kam es zu Massendemonstrationen in der Provinz Chuzestan, nachdem mutmaßliche Pläne der Regierung bekannt geworden waren, die arabische Bevölkerung zu vertreiben beziehungsweise zu zwingen, ihre arabische Identität aufzugeben. Nach Bombenanschlägen in der Stadt Ahvaz im Juni und Oktober 2005, bei denen mindestens 14 Personen ums Leben kamen, und weiteren Anschlägen auf Ölanlagen im September und Oktober desselben Jahres, hat sich die Lage zusätzlich verschärft. Berichten zufolge wurden hunderte Personen festgenommen. Erneute Bombenanschläge am 24. Januar 2006, denen mindestens sechs Menschen zum Opfer fielen, hatten weitere willkürliche Massenfestnahmen zur Folge. Bislang sind mindestens 15 Männer wegen ihrer mutmaßlichen Beteiligung an den Bombenattentaten hingerichtet worden.

Berichten zufolge wurden möglicherweise hunderte Angehörige der arabischen Minderheit vor, während und nach den Demonstrationen vom 15. April 2011 festgenommen. An diesem Tag hatte man anlässlich des sechsten Jahrestages der Massendemonstrationen von 2005 zum sogenannten "Tag des Zorns" aufgerufen. Mindestens vier Ahwazi sollen in der Zeit zwischen dem 23. März 2011 und Mitte Mai 2011, möglicherweise an den Folgen von Folter oder anderen Misshandlungen, in Gewahrsam gestorben sein. Weitere Angehörige der arabischen Minderheit – darunter auch Hadi Rashidi – wurden etwa zur selben Zeit offensichtlich wegen Verletzungen durch Folter oder andere Misshandlungen in Krankenhäuser eingeliefert.

2012 sind Berichten zufolge im Vorfeld der Parlamentswahlen vom 2. März zwischen dem 10. Januar und Anfang Februar 50 bis 65 Menschen festgenommen und an mindestens drei unterschiedliche Orte in der Provinz Chuzestan gebracht worden. Mindestens zwei der Festgenommenen sollen in Gewahrsam gestorben sein. Im Vorfeld des Jahrestags, von Ende März bis Mitte April 2012, wurden Berichten zufolge mindestens 25 Ahwazi-Araber festgenommen, nachdem es in verschiedenen Städten der Provinz zu Protesten gekommen war.