Schlechte Haftbedingungen

Landkarte von Indonesien

Landkarte von Indonesien

In Indonesien leidet der inhaftierte Steven Itlay wegen schlechter Haftbedingungen an Schmerzen in der Brust und regelmäßigen Kopfschmerzen. Er war am 5. April wegen seiner friedlichen politischen Aktivitäten inhaftiert worden. Gegen den papuanischen Aktivisten ist Anklage wegen "Rebellion" (makar) erhoben worden, und ihm droht eine lebenslange Haftstrafe.

Appell an

GENERALINSPEKTEUR DER POLIZEI
Irjen Paulus Waterpauw
Papua Regional Police Headquarters
Jl. Sam Ratulangi No. 8
Jayapura, Papua
INDONESIEN
(Anrede: Dear Inspector General / Sehr geehrter Herr Generalinspekteur)
Fax: (00 62) 967 533763 345 0918

MINISTER FÜR POLITISCHE, RECHTLICHE UND SICHERHEITSANGELEGENHEITEN
Luhut Binsar Pandjaitan
Ministry for Political, Legal and Security Affairs
Jl. Medan Merdeka Barat No. 15
Jakarta Pusat 10110
INDONESIEN
(Anrede: Dear Minister / Sehr geehrter Herr Minister)
Fax: (00 62) 21 345 0918
Twitter: @lapor1708

Sende eine Kopie an

VORSITZENDER DER NATIONALEN MENSCHENRECHTSKOMMISSION (KOMNAS HAM)
Mr. Imdadun Rahmat
Chairperson National Human Rights Commission (Komnas HAM)

Jl Latuharhary No. 4 Menteng
Jakarta Pusat 10310
INDONESIEN

Fax: (00 62) 21 39 25 227

BOTSCHAFT DER REPUBLIK INDONESIEN
S.E. Herrn Fauzi Bowo
Lehrter Straße 16-17
10557 Berlin
Fax: 030-4473 7142
E-Mail: info@indonesian-embassy.de

Bitte schreiben Sie Ihre Appelle möglichst sofort. Schreiben Sie in gutem Indonesisch, Englisch oder auf Deutsch. Da Informationen in Urgent Actions schnell an Aktualität verlieren können, bitten wir Sie, nach dem 4. Juli 2016 keine Appelle mehr zu verschicken.

Amnesty fordert:

E-MAILS, FAXE, TWITTERNACHRICHTEN ODER LUFTPOSTBRIEFE MIT FOLGENDEN FORDERUNGEN

  • Bitte lassen Sie Steven Itlay sofort und bedingungslos frei und lassen Sie alle Anklagen gegen ihn fallen, da er nur aufgrund der friedlichen Wahrnehmung seiner Rechte auf Meinungs- und Versammlungsfreiheit inhaftiert wurde.

  • Stellen Sie sicher, dass Steven Itlay und Jus Wenda bis zu ihrer Freilassung vor Folter und anderer Misshandlung geschützt sind und regelmäßig ungehinderten Zugang zu ihren Familien und Rechtsbeiständen ihrer Wahl erhalten.

  • Sorgen Sie bitte dafür, dass Steven Itlay sofort umfassend medizinisch versorgt wird.

PLEASE WRITE IMMEDIATELY

  • Urging the authorities to immediately and unconditionally release Steven Itlay and drop the charges against him as he has been arrested solely for peacefully exercising his right to freedom of expression and assembly.

  • Calling them to ensure that pending the release of Steven Itlay and Jus Wenda, they are protected from torture or other ill-treatment, and have regular and unhindered access to their family and lawyer of their choice.

  • Urging Indonesian authorities to ensure that Steven Itlay immediately and fully receives any medical treatment he may require.

Sachlage

Der papuanische politische Aktivist Steven Itlay befindet sich im Gewahrsam der Polizei des Distrikts Mimika in der indonesischen Provinz Papua. Er wird in der Haft nicht angemessen medizinisch versorgt und erhält nur eingeschränkten Zugang zu seiner Familie und seinem Rechtsbeistand. Er wird in einem Raum ohne ausreichend Frischluft und natürliches Licht festgehalten und leidet an Schmerzen in der Brust und häufigen Kopfschmerzen. Die Polizei gestattet Steven Itlay nur zehnminütige Treffen mit seiner Familie, überwacht die Gespräche und gestattet ihnen nicht, in ihrem lokalen Dialekt miteinander zu sprechen. Darüber hinaus erhält Steven Itlay lediglich zwei Mahlzeiten am Tag, die entweder aus Reis oder Fertignudeln bestehen.

Am 5. April sind 15 politische Aktivst_innen des Nationalen Komitees von West-Papua (Komite Nasional Papua Barat – KNPB) und des Volksparlaments von Mimika bei einem friedlichen Gebet im Hinterhof einer Kirche festgenommen worden. Die Veranstaltung fand hinter der GKII Jemaat Gologota Kirche im Dorf Utikini im Distrikt Kuala Kencana in der indonesischen Provinz Papua statt. Mit dem gemeinsamen Gebet sollte die friedliche Dachorganisation der Unabhängigkeitsbewegung von West-Papua (United Liberation Movement for West Papua – ULMWP) unterstützt werden. Die Teilnehmer_innen der Veranstaltung setzten sich dafür ein, dass die ULMWP Mitglied der Melanesischen Speerspitzengruppe (Melanesian Spearhead Group – MSG) wird, einer sub-pazifischen zwischenstaatlichen Organisation. Nach zwei Tagen ließ die Polizei 13 der 15 Aktivist_innen ohne Anklage wieder frei. Steven Itlay, der Vorsitzende der Zweigstelle des KNPB in Mimika, wurde wegen "Rebellion" (makar) unter Paragraf 106 des indonesischen Strafgesetzbuches angeklagt und könnte zu lebenslanger Haft verurteilt werden. Jus Wenda, ein weiterer Aktivist, wurde unter Paragraf 351(1) des Strafgesetzbuches wegen "Misshandlung" des Polizeichefs von Mimika angeklagt. Jus Wenda bestreitet die Vorwürfe. Ihm drohen bei einem Schuldspruch bis zu 32 Monate Haft.

Beide Männer werden derzeit auf der zentralen Polizeistation im Distrikt Mimika in der indonesischen Provinz Papua festgehalten.

Hintergrundinformation

Hintergrund

Sowohl durch die indonesische Verfassung als auch durch die nationale Gesetzgebung des Landes werden die Rechte auf freie Meinungsäußerung und friedliche Versammlungen geschützt. Dennoch werden Gesetze noch immer dazu genutzt, friedliche politische Aktivitäten unter Strafe zu stellen und Menschen zu inhaftieren, die lediglich friedlich Gebrauch von ihren Rechten auf freie Meinungsäußerung, friedliche Versammlung sowie Gewissens- und Religionsfreiheit machen. Dutzende friedliche politische Aktivisten sind derzeit in der Region Papua (umfasst die Provinzen Papua und West-Papua) inhaftiert, weil sie an friedlichen politischen Aktivitäten oder Demonstrationen teilgenommen oder diese mitorganisiert haben oder weil sie die Morgenstern-Flagge, ein verbotenes Symbol der Unabhängigkeitsbewegung, besaßen, gehisst oder geschwenkt haben. Einige wurden zu bis zu 20 Jahren Haft verurteilt. Oft werden die Festgenommenen auf Grundlage der Paragrafen 106 und 110 des indonesischen Strafgesetzbuchs (Straftaten gegen die Sicherheit des Staates) wegen "Rebellion" (makar) angeklagt.

Die Unabhängigkeitsbewegung von West-Papua (ULMWP) wurde im Dezember 2014 gegründet und ist eine Dachorganisation von verschiedenen Gruppen, die sich für die Unabhängigkeit Papuas einsetzen. Die Melanesische Speerspitzengruppe (MSG) ist eine zwischenstaatliche Organisation, die 1983 bei einer politischen Zusammenkunft gegründet wurde, und besteht aus den Staaten Fidschi, Papua-Neuguinea, den Salomonen und Vanuatu sowie der Kanakischen sozialistischen Front der nationalen Befreiung (FLNKS) von Neukaledonien. Indonesien ist ein assoziiertes Mitglied, die ULMWP ist beobachtendes Mitglied. Amnesty International nimmt zum politischen Status der Provinzen Indonesiens und zu Forderungen nach ihrer Unabhängigkeit keine Stellung. Das Recht auf freie Meinungsäußerung umfasst nach Auffassung der Organisation jedoch auch das Recht, mit friedlichen Mitteln für Volksabstimmungen, Unabhängigkeit oder andere politische Lösungen einzutreten.

Amnesty International hat zudem den unverhältnismäßigen Einsatz von Gewalt und Schusswaffen sowie die Anwendung von Folter und anderen Formen der Misshandlung gegen friedliche politische Aktivist_innen und Personen, denen man Verbindungen zu Unabhängigkeitsbewegungen vorwirft, durch die indonesischen Sicherheitskräfte dokumentiert. Die Verantwortlichen werden für solche Handlungen nur selten belangt. Bestenfalls werden Disziplinarstrafen gegen Angehörige der Sicherheitskräfte verhängt. Die Anwendung von Folter ist im indonesischen Strafgesetzbuch noch immer nicht als Straftat aufgeführt. Dies ist einer der Gründe, weshalb es in Indonesien nach wie vor zu Fällen von Folter und anderweitiger Misshandlung kommt. Der UN-Ausschuss gegen Folter hat die indonesische Regierung 2008 aufgefordert, das Strafgesetzbuch zu überarbeiten und darin Folter als Straftat gemäß der Definition in Artikel 1.1 des UN-Übereinkommens gegen Folter und andere grausame, unmenschliche oder erniedrigende Behandlung oder Strafe aufzunehmen. Zudem wurde die Regierung Indonesiens aufgefordert sicherzustellen, dass jede Art der Folter mit angemessenen Strafen geahndet wird, die die Schwere der Tat berücksichtigen. Das Strafgesetzbuch wird seit etwa dreißig Jahren überarbeitet.