Neuer Gerichtstermin

Azza Soliman

Azza Soliman

Der Gerichtstermin gegen die Menschenrechtsverteidigerin Azza Soliman und 16 weitere Personen, die Augenzeug_innen der Tötung einer Aktivistin in Kairo geworden waren, wurde auf den 24. Oktober festgelegt.

Appell an

STAATSANWALT
Nabil Sadek, Office of the Public Prosecutor
Supreme Court House
1 "26 July" Road
Cairo, ÄGYPTEN
(Anrede: Dear Counsellor / Sehr geehrter Herr Staatsanwalt)
Fax: (00 202) 2 577 4716 (nur zu Bürozeiten)

PRÄSIDENT
Abdel Fattah al-Sisi, Office of the President
Al Ittihadia Palace
Cairo, ÄGYPTEN
(Anrede: Your Excellency / Exzellenz)
Fax: (00 202) 2 391 1441
E-Mail: p.spokesman@op.gov.eg oder Moh_moussa@op.gov.eg

Sende eine Kopie an

STELLVERTRETENDE BEAUFTRAGTE FÜR MENSCHENRECHTE IM AUSSENMINISTERIUM
Mahy Hassan Abdel Latif
Ministry of Foreign Affairs
Corniche al-Nil
Cairo, ÄGYPTEN
Fax: (00 202) 2 574 9713
E-Mail: Contact.US@mfa.gov.eg

BOTSCHAFT DER ARABISCHEN REPUBLIK ÄGYPTEN
S.E. Herr Badr Ahmed Mohamed Abdelatty
Stauffenbergstraße 6-7
10785 Berlin
Fax: 030-477 1049
E-Mail: embassy@egyptian-embassy.de

Bitte schreiben Sie Ihre Appelle möglichst sofort. Schreiben Sie in gutem Arabisch, Englisch oder auf Deutsch. Da Informationen in Urgent Actions schnell an Aktualität verlieren können, bitten wir Sie, nach dem 16. November 2015keine Appelle mehr zu verschicken.

Amnesty fordert:

E-MAILS, FAXE ODER LUFTPOSTBRIEFE MIT FOLGENDEN FORDERUNGEN

  • Lassen Sie bitte alle Anklagepunkte gegen Azza Soliman, Nagwa Abbas, Maher Shaker, Mostafa Abdelaal, Sayed Abu El Ela, Elhami El Merghany, Adel El Meleegy, Mohamed Ahmed Mahmoud, Zohdy El Shamy, Ahmed Fathy Nasr, Talaat Fahmy, Taha Tantawi, Abdel Hameed Mostafa Nada, Mohamed Saleh Fathy, Hossam Nasr, Mohamed Saleh und Khaled Mostafa fallen, da sie lediglich von ihrem Recht auf friedliche Versammlung Gebrauch gemacht haben. Des Weiteren scheint ihre Anklage eine Vergeltungsaktion zu sein, weil sie Aussagen über Verstöße seitens der Sicherheitskräfte gemacht haben.

  • Bitte stellen Sie das Rechtsmittelverfahren ein.

PLEASE WRITE IMMEDIATELY

  • Calling on the Egyptian authorities to drop all the charges against the 17 defendants (naming them) as they have been charged for exercising their right to peaceful assembly and as retribution for testifying about abuses carried out by the security forces.

  • Calling on the Public Prosecutor to withdraw the appeal.

Sachlage

Das Gerichtsverfahren gegen Azza Soliman und 16 weitere Augenzeug_innen findet am 24. Oktober vor dem Berufungsgericht Qasr al-Nil statt. Den Angeklagten drohen bis zu fünf Jahre Haft und eine Geldstrafe von bis zu 200.000 Ägyptischen Pfund (rund 22.800 Euro), weil sie während eines friedlichen Gedenkmarsches an die Verstorbenen der "Revolution des 25. Januars" in Kairo Zeug_innen der Tötung der Aktivistin Shaimaa al-Sabbagh geworden waren. Während Azza Soliman reine Augenzeugin gewesen ist, war ein zweiter Angeklagter ein Passant, der Shaimaa al-Sabbagh in ein nahegelegenes Café trug. Bei einem anderen Angeklagten handelt es sich um einen Arzt, der versuchte der tödlich verletzten Aktivistin zu helfen. Die restlichen 14 Angeklagten hatten an dem friedlichen Gedenkmarsch teilgenommen.

Dem Verfahren wurde ein neuer Richter zugeteilt und die Rechtsbeistände der 17 Angeklagten wurden darum gebeten, ihre Verteidigung erneut vorzubereiten, da im Oktober Ägyptens neues Gerichtsjahr begonnen hat und die letzte Anhörung vor Gericht, die ursprünglich am 26. September stattfinden sollte, vertagt worden ist.

Die 17 Angeklagten waren am 23. Mai von dem Vorwurf der "Teilnahme an illegalen Protesten" und der "Störung der öffentlichen Ordnung" auf Grundlage des repressiven Demonstrationsgesetzes freigesprochen worden. Die Staatsanwaltschaft legte drei Tage später jedoch Rechtsmittel gegen den Freispruch ein. Obwohl die Behörden ursprünglich abstritten, dass die Sicherheitskräfte für den Tod von Shaimaa al-Sabbagh verantwortlich seien, wurde der Polizeibeamte Yassin Hatem Salahedeen am 11. Juni zu 15 Jahren Haft wegen "Schlägen, die zum Tode führten" verurteilt. Dennoch sind Azza Soliman und 16 weiteren Augenzeug_innen weiterhin angeklagt, weil sie Zeug_innen dieses Verbrechens geworden waren.

Hintergrundinformation

Hintergrund

Der letzte Verhandlungstag gegen Azza Soliman und 16 weitere Augenzeug_innen sollte ursprünglich am 26. September stattfinden. Wegen des fünftägigen Opferfests Eid al-Adha, das am 23. September begann, ist der Gerichtstermin jedoch vertagt worden. Da im Oktober Ägyptens neues Gerichtsjahr begonnen hat, ist dem Fall ein neuer Richter zugeteilt worden.

Dieser Rechtsfall geht auf den 24. Januar 2015 zurück, als eine Gruppe von Aktivist_innen der Sozialistischen Volksallianz (Socialist Popular Alliance Party) einen Marsch zum Tahrir-Platz in Kairo organisierte, um den Verstorbenen der "Revolution des 25. Januars" zu gedenken.

Laut einem Augenzeugenbericht gegenüber Amnesty International bewachten die Sicherheitskräfte den Zugang zum Tahrir-Platz und stoppten den Marsch in der Nähe der Talaat-Harb-Straße, bevor sie die Demonstrierenden mit Tränengas und Gewehren angriffen. Der Sprecher der forensischen Behörde in Ägypten gab an, dass Shaimaa Al-Sabbagh durch Schussverletzungen im Rücken- und Hinterkopfbereich getötet wurde. Die Schüsse wurden aus acht Metern Entfernung abgefeuert. Video- und Fotomaterial von Journalist_innen und Aktivist-innen, welche die Tötung der linksgerichteten Aktivistin zeigen, lösten breite Empörung in Ägypten und weiteren Ländern aus.

Auf der Grundlage des ägyptischen Gesetzes zur Teilnahme an öffentlichen Versammlungen, Prozessionen und friedlichen Protesten (Gesetz 107 aus 2013), stellt die Teilnahme an einer Demonstration mit zehn oder mehr Personen ohne vorherige Genehmigung des Innenministeriums eine Straftat dar, die mit bis zu fünf Jahren Haft und einer Geldstrafe von bis zu 200.000 Ägyptischen Pfund (rund 22.800 Euro) geahndet werden kann. Die Teilnehmer_innen des Protestmarschs machten jedoch geltend, dass sie nicht demonstrierten, sondern lediglich einen Marsch abhielten, um der Toten zu gedenken.

Azza Soliman ist die Gründerin der NGO Center for Egyptian Women’s Legal Assistance. Sie hatte laut ihrer Zeugenaussage nicht an dem Gedenkmarsch für die Opfer der "Revolution des 25. Januar" teilgenommen. Sie saß gerade mit ihrer Familie und Freund_innen in einem Café, als sie die Demonstrierenden hörte und nach draußen ging, um zuzusehen. Dabei beobachtete sie, wie Sicherheitskräfte die Kundgebung mit Tränengas und Schusswaffen aufzulösen versuchten. Sie sah eine Frau am Boden liegen und erfuhr später, dass es sich um Shaimaa Al-Sabbagh handelte. Zwei weitere Angeklagte waren ebenso wenig an der Demonstration beteiligt. Bei einem von ihnen handelt es sich um einen Arzt, der Shaimaa Al-Sabbagh erste Hilfe leistete, nachdem sie angeschossen wurde. Der zweite war lediglich ein Passant, der Shaimaa Al-Sabbagh in ein nahegelegenes Café trug. Beide Personen wurden vor Ort festgenommen. Die übrigen 14 Angeklagten hatten alle an der friedlichen Kundgebung teilgenommen. Einige von ihnen wurden an Ort und Stelle festgenommen, andere folgten einer Vorladung der Staatsanwaltschaft. Ein Mann wurde sogar beschuldigt, Shaimaa Al-Sabbagh getötet zu haben, als er sich als Zeuge meldete. Da keine Beweise gegen ihn vorlagen, wurde er später wegen unerlaubten Demonstrierens und Störung der öffentlichen Ordnung angeklagt. Die Angeklagten befinden sich nicht in Haft. Nach der Urteilsverkündung drohen ihnen jedoch Gefängnis- und Geldstrafen.