Tausende Menschen in Gefahr

Bei Demonstrationen in Malawi am 20. waren mindestens 18 Menschen getötet und viele weitere verletzt worden

Bei Demonstrationen in Malawi am 20. waren mindestens 18 Menschen getötet und viele weitere verletzt worden

Tausende Menschen mit Albinismus und ihre Angehörigen in Malawi leben in ständiger Angst, verschleppt, verstümmelt und getötet zu werden. Es herrscht große Besorgnis um ihre Sicherheit. Mindestens elf Menschen mit Albinismus sind seit Dezember 2014 getötet worden.

Appell an

PRÄSIDENT His Excellency Professor Peter Arthur Mutharika Office of the President and Cabinet

Private Bag 301 Capital City Lilongwe 3 MALAWI (Anrede: Excellency / Exzellenz) Fax: (00 265) 1 773 954 oder (00 265) 1 789 273

GENERALINSPEKTEUR DER POLIZEI Mr Lextam Kachama National Police Headquarters Private Bag 305 Capital City Lilongwe 3 MALAWI (Anrede: Dear Sir / Sehr geehrter Herr Kachama)

Sende eine Kopie an

VORSITZENDER DER VEREINIGUNG DER MENSCHEN MIT ALBINISMUS Bonface Massah Association of People with Albinism c/o FEDOMA

Private Bag 797

Limbe Blantyre MALAWI E-Mail: albinismassociationmw@gmail.com

 

BOTSCHAFT DER REPUBLIK MALAWI S.E. Herr Michael Barth Kamphambe Nkhoma Westfälische Straße 86 10709 Berlin Fax: 030-84 31 54 30 E-Mail: malawiberlin@aol.com

Bitte schreiben Sie Ihre Appelle möglichst sofort. Schreiben Sie in gutem Englisch oder auf Deutsch. Da Informa-tionen in Urgent Actions schnell an Aktualität verlieren können, bitten wir Sie, nach dem 19. April 2016 keine Appelle mehr zu verschicken.

Amnesty fordert:

E-MAILS, FAXE ODER LUFTPOSTBRIEFE MIT FOLGENDEN FORDERUNGEN

  • Angesichts der Berichte über Tötungen und versuchte bzw. tatsächliche Entführungen von Menschen mit Albinismus bin ich in großer Sorge um deren Schutz und Sicherheit.

  • Bitte sorgen Sie dafür, dass entsprechend der Verpflichtungen und Zugeständnisse Malawis unter internationalen Menschenrechtsabkommen wirksame Maßnahmen zum Schutz der Menschen mit Albinismus ergriffen werden, darunter auch zum Schutz ihrer Rechte auf Leben und körperliche Unversehrtheit.

  • Bitte stellen Sie sicher, dass unverzüglich umfassende und transparente Untersuchungen zu den Tötungen von Eunice Phiri und Harry Mokoshini durchgeführt und die Verantwortlichen in Verfahren vor Gericht gestellt werden, die internationalen Standards für faire Gerichtsverfahren entsprechen.

PLEASE WRITE IMMEDIATELY

  • Expressing concern over the safety and security of people with albinism in Malawi following reports of killings, abductions and attempted abductions.

  • Urging the government to urgently provide effective protection for people with albinism including by protecting their right to life and personal security, in accordance with Malawi’s international human rights obligations and commitments.

  • Calling for prompt, thorough and transparent investigations into the death of Eunice Phiri and Harry Mokoshini and for those suspected to be responsible to be brought to justice through trials that meet international standards of fairness.

Sachlage

Tausende Menschen mit Albinismus sind in Malawi in Gefahr, verschleppt und getötet zu werden, weil man ihre Körperteile für die Nutzung zur "Hexerei" verkaufen will. Seit Dezember 2014 sind bereits mindestens elf Betroffene getötet worden. Fünf weitere wurden verschleppt und werden seither vermisst. Allein 2015 wurden darüber hinaus 45 anderweitige Straftaten gegen Menschen mit Albinismus angezeigt, darunter versuchte Entführungen und das Öffnen von Gräbern auf der Suche nach Knochen von verstorbenen Betroffenen.

In der Nacht des 26. Februar 2016 wurde Harry Mokoshini, ein neunjähriger Junge mit Albinismus aus dem Dorf Moto im Distrikt Machinga, von einer Gruppe unbekannter Männer verschleppt, die in das Haus seiner Familie eindrangen. Die Männer bedrohten die Mutter von Harry Mokoshini und verletzten sie, als sie ihn mitnahmen. Am 3. März wurde der abgetrennte Kopf des Jungen in einem benachbarten Dorf gefunden. Bisher ist niemand im Zusammenhang mit diesem Verbrechen festgenommen worden.

Die 53-jährige Eunice Phiri wurde am 23. Januar von drei Männern, unter denen sich auch ihr Bruder befand, überredet, sie auf eine Reise nach Sambia zu begleiten. Ihr Leichnam wurde am 28. Januar von einem Viehhirten im Kasungu-Nationalpark gefunden. Man hatte ihre Arme abgetrennt.

Aufgrund der zunehmenden Angriffe gegen Menschen mit Albinismus nehmen immer mehr Familien aus Angst betroffene Kinder von der Schule. Einige sind in Städte gezogen, um dort Schutz zu suchen. Menschen mit Albinismus sind starken Einschränkungen ihres Rechts auf Freizügigkeit unterworfen, da viele von ihnen zum eigenen Schutz stets von Familienmitgliedern begleitet werden müssen.

Hintergrundinformation

Hintergrund

Albinismus bezeichnet eine Gruppe seltener, nicht-ansteckender, angeborener Stoffwechselerkrankungen. Nur wenn beide Eltern ein entsprechendes Gen aufweisen, kommt ein Kind mit Albinismus zur Welt, die Eltern selbst müssen dabei jedoch nicht betroffen sein. Albinismus tritt geschlechterübergreifend, in allen ethnischen Gruppen und Regionen der Welt auf. Bei den Betroffenen ist die Pigmentbildung (Melanin) in den Haaren, der Haut und den Augen gestört, sodass sie in der Folge sehr empfindlich auf Sonne und Licht reagieren. Fast alle Menschen mit Albinismus leiden daher an Sehstörungen und erkranken zudem häufig an Hautkrebs. Es gibt keine Möglichkeit die fehlende Pigmentbildung zu heilen.

Die meisten Menschen mit Albinismus in Malawi leben in ländlichen Gebieten unter extremer Armut. Irr- und Aberglaube gefährden die Sicherheit und das Leben der Betroffenen, die sich in Gefahr befinden, verschleppt, verstümmelt und getötet zu werden. Rituelle Tötungen von Menschen mit Albinismus gehen auf den Aberglauben und Mythus zurück, ihre Knochen oder Körperteile würden Reichtum bringen. Den meisten Fällen von versuchten und tatsächlichen Entführungen und anderweitigen Gewalttaten gegen Menschen mit Albinismus in Malawi liegt eben dieser Irrglaube zugrunde. Die wenigen Täter_innen, die in der Vergangenheit festgenommen wurden, sind entweder freigesprochen oder nur sehr milde bestraft worden. Die gesellschaftliche Einstellung gegenüber Albinismus ändert sich nicht und Betroffene befinden sich noch immer in Gefahr. Es kommt sogar zu Fällen, in denen Kinder von ihren Angehörigen verschleppt und verkauft werden.

Malawis Präsident Peter Mutharika hat am 19. März 2015 eine Erklärung herausgegeben, in der er die Angriffe gegen Menschen mit Albinismus verurteilte und die Polizei dazu aufforderte, die Täter_innen festzunehmen und die Betroffenen zu schützen. Obwohl einige Festnahmen vorgenommen wurden, gibt es noch immer Zweifel an der Angemessenheit der polizeilichen Ermittlungen und der verhängten Strafen.