Dringende medizinische Versorgung verweigert

Geldy Kyarizov

Geldy Kyarizov

Geldi Kjarisow saß in Haft, nachdem er bei den turkmenischen Behörden in Ungnade gefallen war. Er befindet sich in sehr schlechter gesundheitlicher Verfassung und benötigt dringend fachärztliche Hilfe. Die turkmenischen Behörden verweigern ihm aber die Möglichkeit, sich behandeln zu lassen. Er und seine Familie werden von Sicherheitskräften rund um die Uhr überwacht. Zudem wurde ein Reiseverbot gegen sie ausgesprochen.

Appell an

PRÄSIDENT
President Gurbanguly Berdymukhamedov
Presidential Palace, 744000 Ashgabat,
TURKMENISTAN
(Anrede: Dear President / Sehr geehrter Herr Präsident)
Fax: (00 993) 12 93 51 12 (bitte faxen Sie zwischen 11.00 und 16.00 Uhr MEZ)

MINISTER FÜR NATIONALE SICHERHEIT
Yailim Berdiev
Ul. 2033 (pr. Mahtumkuli) 93
744000 Ashgabat
TURKMENISTAN
(Anrede: Dear Minister / Sehr geehrter Herr Minister)

Sende eine Kopie an

AUSSENMINISTER
Rashid Meredov

Archabil av. 108
744000 Ashgabat
TURKMENISTAN
E-Mail: info@mfa.gov.tm
Fax: (00 993)12 44-58-12 (bitte faxen Sie zwischen 11.00 und 16.00 Uhr MEZ)

BOTSCHAFT VON TURKMENISTAN
Herr Annamammet Annayev, Geschäftsträger a.i., Botschaftsrat
Langobardenallee 14, 14052 Berlin
Fax: 030-3010 2453
E-Mail: info@botschaft-turkmenistan.de

Bitte schreiben Sie Ihre Appelle möglichst sofort. Schreiben Sie in gutem Turkmenisch, Russisch, Englisch oder auf Deutsch. Da Informationen in Urgent Actions schnell an Aktualität verlieren können, bitten wir Sie, nach dem 11. März 2014 keine Appelle mehr zu verschicken.

Amnesty fordert:

LUFTPOSTBRIEFE, FAXE UND E-MAILS MIT FOLGENDEN FORDERUNGEN

  • Bitte stellen Sie sämtliche politisch motivierten Schikanen gegen Geldi Kjarisow und ihm nahestehende Personen unverzüglich ein. Bitte stellen Sie ihm die benötigte medizinische Versorgung zur Verfügung und ermöglichen Sie ihm, falls er dies will, die Ausreise aus Turkmenistan.

Sachlage

Der Pferdezüchter und frühere Direktor der staatlichen Vereinigung Turkmen Atlary (Turkmenische Pferde), Geldi Kjarisow, benötigt dringend eine ärztliche Behandlung. Am 22. Januar wollte er begleitet von seiner Frau, seiner zwölfjährigen Tochter und seiner Schwägerin einen Orthopäden aufsuchen. Berichten zufolge verfolgten zehn Fahrzeuge des Ministeriums für Nationale Sicherheit das Auto der Familie und zwangen sie schließlich, anzuhalten. Drei SicherheitsbeamtInnen bogen Geldi Kjarisows Schwägerin die Arme hinter den Rücken und versuchten, sie zu Boden zu drücken. Einige BeamtInnen sollen Geldi Kjarisows Tochter so in das Fahrzeug gestoßen haben, dass sie sich den Kopf stieß. Die Familie wurde dann auf eine Polizeiwache gebracht, um sie zu befragen. Der Tochter wurde dort nicht gestattet, auf die Toilette zu gehen. Geldi Kjarisows Schwägerin litt bei der Ankunft auf der Polizeiwache an Bluthochdruck und Brustschmerzen, sodass ein Krankenwagen gerufen werden musste. Offenbar erlaubten es die BeamtInnen den NotärztInnen jedoch erst, sie zu versorgen, als sie ein Dokument unterschrieben hatte, dem zufolge sie keine Beschwerde über das Verhalten der BeamtInnen einreichen würde. Die gesamte Familie musste dieses Dokument unterschreiben.

Geldi Kjarisows Gesundheitszustand ist sehr schlecht. Er leidet an einer schweren Herzerkrankung, Bluthochdruck, einer Lebervergrößerung sowie einem Gallenblasenleiden, Magenproblemen und Arthritis. Sollte ihm nicht bald fachärztliche Behandlung zuteil werden, könnte sein Leben in Gefahr sein. TurkmenInnen mit ähnlichen Erkrankungen reisen ins Ausland, um sich dort in Behandlung zu begeben. Diese Möglichkeit ist Geldi Kjarisow verwehrt, da er und seine Familie offenbar auf einer "schwarzen Liste" verzeichnet sind und deshalb Turkmenistan nicht verlassen dürfen.

Im April 2002 wurde Geldi Kjarisow in einem unfairen Prozess des Amtsmissbrauchs und des fahrlässigen Verhaltens schuldig gesprochen und zu einer Freiheitsstrafe von sechs Jahren verurteilt. Die Anklage soll erhoben worden sein, weil er bei dem damaligen Staatspräsidenten Sapramurad Nijasow in Ungnade gefallen war. Seine Festnahme und Verurteilung war Teil einer Welle von Strafverfolgungsmaßnahmen, die sich gegen MitarbeiterInnen staatlicher Organe richtete. Geldi Kjarisow kam im Oktober 2007 im Zuge einer Präsidialamnestie aus der Haft frei, wird jedoch seitdem von den turkmenischen Behörden permanent überwacht und drangsaliert.

Hintergrundinformation

Hintergrund

Geldi Kjarisow ist ehemaliger Direktor der staatlichen Vereinigung Turkmen Atlary (Turkmenische Pferde) und wurde im Januar 2002 vom turkmenischen Sicherheitsdienst festgenommen. Vor seinem Gerichtsverfahren musste er die Folterung eines seiner Zellengenossen miterleben. Seiner Familie und seinen Kindern wurde ebenfalls mit Inhaftierung gedroht. Am 2. Februar 2002 erschien Geldi Kjarisow im Fernsehen und gab an, Pferde gestohlen zu haben. Diese gehörten jedoch ihm selbst. Vor seinem Fernsehauftritt wurde er durch Schlafentzug gefoltert.

Am 4. März 2002 erlitt Geldi Kjarisow einen Herzinfarkt und wurde unter Bewachung ins Krankenhaus gebracht. Für seine Anhörung am 10. März 2002 musste er in den Gerichtssaal getragen werden. Obwohl das Gericht ihn des Diebstahls für nicht schuldig befand, wurde er im April 2002 in einem unfairen Prozess des Amtsmissbrauchs und des fahrlässigen Verhaltens schuldig gesprochen und zu einer Freiheitsstrafe von sechs Jahren verurteilt. Amnesty International glaubt, dass die Anklagen politisch motiviert waren, da Geldi Kjarisow beim früheren Staatpräsidenten Sapramurad Nijasow in Ungnade gefallen war.

Berichten zufolge wurde die Familie von Geldi Kjarisow während dessen Inhaftierung schikaniert und war häufigen rassistischen Beleidigungen ausgesetzt. Die Ehefrau von Geldi Kjarisow, Julia Serebrjannik, ist Jüdin.

Am 27. August 2006 wurde Geldi Kjarisow in eine geschlossene Haftanstalt verlegt, wo er bis zu seiner Freilassung am 25. Januar 2007 blieb. Seine Familie durfte ihn dort nicht besuchen oder ihm Päckchen schicken und wusste bis zu seiner Freilassung nicht, wo er sich befand.

Seit seiner Freilassung sind Geldi Kjarisow und seine Familie permanenten behördlichen Schikanen ausgesetzt. Ihnen wird vorgeworfen, illegal Land zu besetzen. Zudem wurde eine Vielzahl von Verfahren gegen sie eingeleitet. Die Behörden teilten Geldi Kjarisow mit, dass er keine Pferde mehr züchten dürfe und eine diesbezügliche Erklärung zu verfassen habe. StaatsbeamtInnen begannen im August 2006 damit, seinen Pferdezuchtbetrieb abzureißen; die Pferde wurden 2010 von der Regierung beschlagnahmt. 2012 drohte der Bürgermeister der Hauptstadt Aschgabat der Familie mit Ausweisung. Der Zaun um ihr Haus wurde abgerissen, der Hof verkleinert.

Geldi Kjarisow und seine Familie werden nach wie vor überwacht. Nach vorliegenen Informationen steht neben ihrem Wohnhaus ständig ein Überwachungsbus. Geldi Kjarisows Frau und Schwägerin finden aufgrund ihrer Verwandtschaft mit ihm keine Anstellung. Julia Serebrjannik soll, als sie sich wegen Nierensteinen ärztlich behandeln lassen wollte, mit der Begründung abgewiesen worden sein, es gebe für sie keine Behandlung. Sie hat zusammen mit ihrer Tochter und Geldi Kjarisows Schwägerin 2006, 2008 und 2010 versucht, Turkmenistan zu verlassen, doch die Ausreise wurde ihnen verweigert.

Im Juli 2011 wollte Geldi Kjarisow in die Stadt Dashoguz im Norden Turkmenistans reisen, um ein Familiengrab zu besuchen, wurde aber von StaatsbeamtInnen aufgehalten und zurück nach Hause eskortiert.

Im Oktober 2013 wurden Geldi Kjarisow und seine Frau gezwungen, ein weiteres Dokument zu unterschreiben, in welchem Geldi Kjarisow sich verpflichtet, sich keinen Pferden mehr zu nähern.