Menschenrechtler in Haft

Fowzan al-Harbi, Mohammad al-Qahtani und Abdullah al-Hamid bei Gericht in Riad

Fowzan al-Harbi, Mohammad al-Qahtani und Abdullah al-Hamid bei Gericht in Riad

Der bekannte saudi-arabische Menschenrechtsaktivist Fowzan al-Harbi, der aufgrund seines Einsatzes für die Menschenrechte vor Gericht steht, ist seit dem 26. Dezember 2013 willkürlich inhaftiert. Amnesty International betrachtet ihn als gewaltlosen politischen Gefangenen.

Appell an

KÖNIG
King Abdullah bin Abdul Aziz Al Saud
The Custodian of the two Holy Mosques
Office of His Majesty the King
Royal Court, Riyadh, SAUDI-ARABIEN
(Anrede: Your Majesty / Majestät)
Fax: (00 966) 1 403 3125 (über das Innenministerium)

INNENMINISTER
His Royal Highness Prince Mohammed bin Naif bin Abdul Aziz Al Saud
Ministry of the Interior, P.O. Box 2933
Airport Road, Riyadh 11134, SAUDI-ARABIEN
(Anrede: Your Royal Highness / Königliche Hoheit
Fax: (00 966) 1 403 3125

Sende eine Kopie an

JUSTIZMINISTER
His Excellency
Sheikh Dr Mohammed bin Abdul Kareem Al-Issa
Ministry of Justice, University Street
Riyadh 11137, SAUDI-ARABIEN
Fax: (00 966) 1 401 1741 oder
(00 966) 1 402 0311

BOTSCHAFT DES KÖNIGREICHS SAUDI-ARABIEN
S. E. Herrn
Prof. Dr. med Ossama Abdulmajed Ali Shobokshi
Tiergartenstr. 33-34
10785 Berlin
Fax: 030-8892 5179 oder 030-8892 5176

Bitte schreiben Sie Ihre Appelle möglichst sofort. Schreiben Sie in gutem Arabisch, Englisch oder auf Deutsch. Da Informationen in Urgent Actions schnell an Aktualität verlieren können, bitten wir Sie, nach dem 6. März 2014 keine Appelle mehr zu verschicken.

Sachlage

Fowzan al-Harbi ist 36 Jahre alt und zweifacher Familienvater. Er wurde am 26. Dezember 2013 im Anschluss an seine zweite Anhörung vor dem Strafgericht in der Hauptstadt Riad festgenommen. Der Richter ordnete seine Festnahme ohne Angabe von Gründen an, obwohl Fowzan al-Harbis Rechtsbeistand wiederholt um eine Begründung bat. Fowzan al-Harbi ist Mitbegründer der saudi-arabischen Organisation für bürgerliche und politische Rechte (ACPRA). Die meisten ihrer Gründer wurden 2013 aufgrund ähnlicher Anklagen festgenommen.

Das Amt für Ermittlung und strafrechtliche Verfolgung ermittelt seit dem 11. Mai 2013 gegen Fowzan al-Harbi. Sein Gerichtsverfahren begann am 4. Dezember. Zu den Anklagepunkten gehören die "Anstiftung zum Ungehorsam gegenüber dem Herrscher durch Aufruf zu Demonstrationen", das "Unterschreiben von Dokumenten, die die öffentliche Meinung gegen die Behörden aufhetzen" und die "Beschreibung des saudi-arabischen Staates als 'Polizeistaat'". Außerdem ist er angeklagt, "der Justiz Unfähigkeit in der Rechtsprechung vorgeworfen" zu haben, "eine nicht genehmigte Organisation gegründet" zu haben – die ACPRA – und "richterliche Beschlüsse zu deren Auflösung ignoriert" zu haben.

Fowzan al-Harbi hat sich über die schlechten Haftbedingungen im al-Malaz-Gefängnis in Riad, in dem er inhaftiert ist, beschwert. Das Gefängnis ist so überfüllt, dass er auf dem Gang, der zur Gefängnismoschee führt, schlafen muss. Ein Mithäftling hat ihm eine alte und dreckige Decke gegeben, um sich vor der Kälte zu schützen.

[SCHREIBEN SIE BITTE ]

FAXE ODER LUFTPOSTBRIEFE MIT FOLGENDEN FORDERUNGEN

  • Ich fordere Sie höflich auf, Fowzan al-Harbi unverzüglich und bedingungslos freizulassen, da es sich bei ihm um einen gewaltlosen politischen Gefangenen handelt, der sich allein aufgrund der Wahrnehmung seiner Rechte auf Meinungs-, Vereinigungs- und Versammlungsfreiheit in Haft befindet.

  • Ich bitte Sie eindringlich, Fowzan al-Harbi vor Folter und anderweitiger Misshandlung zu schützen und ihm unverzüglich Zugang zu jeglicher von ihm benötigten medizinischen Behandlung zu gewähren.

  • Ich bitte Sie, alle Anklagen fallenzulassen, die nur aufgrund der friedlichen Wahrnehmung seiner Rechte auf Meinungs-, Vereinigungs- und Versammlungsfreiheit gegen ihn erhoben wurden.

[APPELLE AN]

KÖNIG
King Abdullah bin Abdul Aziz Al Saud
The Custodian of the two Holy Mosques
Office of His Majesty the King
Royal Court, Riyadh, SAUDI-ARABIEN
(Anrede: Your Majesty / Majestät)
Fax: (00 966) 1 403 3125 (über das Innenministerium)

INNENMINISTER
His Royal Highness Prince Mohammed bin Naif bin Abdul Aziz Al Saud
Ministry of the Interior, P.O. Box 2933
Airport Road, Riyadh 11134, SAUDI-ARABIEN
(Anrede: Your Royal Highness / Königliche Hoheit
Fax: (00 966) 1 403 3125

KOPIEN AN
JUSTIZMINISTER
His Excellency
Sheikh Dr Mohammed bin Abdul Kareem Al-Issa
Ministry of Justice, University Street
Riyadh 11137, SAUDI-ARABIEN
Fax: (00 966) 1 401 1741 oder
(00 966) 1 402 0311

BOTSCHAFT DES KÖNIGREICHS SAUDI-ARABIEN
S. E. Herrn
Prof. Dr. med Ossama Abdulmajed Ali Shobokshi
Tiergartenstr. 33-34
10785 Berlin
Fax: 030-8892 5179 oder 030-8892 5176

Bitte schreiben Sie Ihre Appelle möglichst sofort. Schreiben Sie in gutem Arabisch, Englisch oder auf Deutsch. Da Informationen in Urgent Actions schnell an Aktualität verlieren können, bitten wir Sie, nach dem 6. März 2014 keine Appelle mehr zu verschicken.

Hintergrundinformation

Hintergrund

Die saudi-arabischen Behörden verfolgen nach wie vor MenschenrechtsverteidigerInnen, ohne mit irgendwelchen rechtlichen Folgen rechnen zu müssen, und behindern sie durch willkürliche Maßnahmen wie die Verhängung von Reiseverboten in ihrer Arbeit. Mitglieder der im Oktober 2009 gegründeten Menschenrechtsorganisation ACPRA erfahren dabei die Hauptlast der behördlichen Drangsalierungen. Die ACPRA berichtet über Menschenrechtsverletzungen und unterstützt Familien von Personen, die ohne Anklage inhaftiert sind dabei, mit Klagen gegen das Innenministerium vor das Beschwerdegericht zu ziehen – ein Verwaltungsgericht, das für Beschwerden gegen den Staat und öffentliche Dienste zuständig ist.

Zwei weitere Mitbegründer der ACPRA, Dr. Abdullah al-Hamid und Mohammad al-Qahtani, wurden am 9. März 2013 zu jeweils zehn und elf Jahren Haft und einem anschließenden Reiseverbot derselben Dauer verurteilt. Zu den vielen Anklagepunkten zählten die "Verletzung der Treuepflicht gegenüber dem Herrscher", "Ungehorsam gegenüber dem Staatsoberhaupt", die "Infragestellung der Integrität von Staatsbediensteten", die "beabsichtigte Gefährdung der nationalen Sicherheit", die "Unruhestiftung durch Anstiften der Bevölkerung zu Protesten", die "Verbreitung falscher Informationen an ausländische Gruppierungen", der "Verstoß gegen Paragraph 6 des Gesetzes zur Informationstechnologie", und die "Gründung einer nicht genehmigten Organisation", der ACPRA. Weitere Information hierzu finden Sie in UA-257/2012, https://www.amnesty.de/urgent-action/ua-257-2012/menschenrechtler-vor-gericht. Das Gericht ordnete außerdem die Auflösung der ACPRA, die Beschlagnahmung des Eigentums der Organisation und die Löschung ihrer Benutzerkonten in sozialen Medien an.

Dr. Abdulkareem al-Khoder, Professor für Islamische Rechtswissenschaften und weiteres Gründungsmitglied der ACPRA, wurde am 24. Juni 2013 aufgrund ähnlicher Anklagen ebenfalls für schuldig befunden und zu einer Gefängnisstrafe von acht Jahren und einem zehnjährigen Reiseverbot verurteilt (siehe UA-167/2013). Das 22-jährige Gründungsmitglied Omar al-Sa’id wurde am 12. Dezember 2013 von einem Strafgericht in Burayda zu 300 Peitschenhieben, vier Jahren Gefängnis und einem anschließenden vierjährigen Reiseverbot verurteilt. Die gegen ihn erhobenen Anklagen ähnelten denen anderer ACPRA-Mitglieder (siehe Pressemitteilung auf Englisch, online unter: http://www.amnesty.org/en/library/info/MDE23/036/2013/en).

Zwei weitere ACPRA-Mitglieder, Issa al-Hamid und Abdulaziz al-Shubaily, sind bereits mehrmals vom Amt für Ermittlung und strafrechtliche Verfolgung zu ihren friedlichen Aktivitäten verhört worden. Gegen Issa al-Hamid, den Bruder von Dr. Abdullah al-Hamid, wird momentan ermittelt, weil er "die öffentliche Meinung aufgewiegelt" sowie "eine nicht genehmigte Organisation gegründet und ihren Vorsitz übernommen" haben soll. Gegen Abdulaziz al-Shubaily, der ebenfalls zu den Gründern der ACPRA gehört und gegenwärtig ihr stellvertretender Vorsitzender ist, wird seit dem 11. Mai 2013 ermittelt. Ihm drohen ähnliche Anklagen wie seinen Mitarbeitern. Es muss befürchtet werden, dass beide Männer bald vor Gericht gestellt und inhaftiert werden.

Viele weitere unabhängige Menschenrechtsgruppen und AktivistInnen sind von den saudi-arabischen Behörden ebenfalls drangsaliert worden. Am 29. Oktober 2013 befand das Strafgericht von Jeddah Waleed Abu al-Khair, einen bekannten Menschenrechtsverteidiger und Vorsitzenden der Saudi-Arabischen Menschenrechtswacht, der "Verunglimpfung des saudi-arabischen Justizsystems" für schuldig und verurteilte ihn zu drei Monaten Gefängnis. Ihm droht im Zusammenhang mit seinen friedlichen Aktivitäten noch ein weiterer Prozess vor dem Sonderstrafgericht. Sechs bekannte Reformer, darunter Dr. Suliaman al-Rashhudi und Dr. Saud al-Hashimi, verbüßen seit Ende 2012 langjährige Haftstrafen, nachdem sie eine Petition in Umlauf gebracht hatten, in der politische Reformen gefordert wurden, und die Überlegung diskutiert hatten, in Saudi-Arabien eine unabhängige Menschenrechtsorganisation ins Leben zu rufen (siehe UA-107/2013).