Aktuell Erfolg Saudi-Arabien 22. Februar 2024

Saudi-Arabien: Amazon leistet Entschädigungszahlungen an Arbeitskräfte

Das Bild zeigt das Logo von Amazon

Logistikzentrum des US-amerikanischen Konzerns Amazon (Archivaufaufnahme)

Das Unternehmen Amazon hat heute bekannt gegeben, dass es mehr als 700 Beschäftigten in saudi-arabischen Warenlagern eine Entschädigung in Höhe von 1,9 Millionen US-Dollar gezahlt hat. Im Oktober 2023 hatte Amnesty International im Rahmen des Berichts "Don't worry, it's a branch of Amazon" über Arbeitsrechtsverletzungen in den Warenlagern berichtet. Die Zahlungen entschädigen für rechtswidrige Rekrutierungsgebühren, die viele Arbeiter*innen in ihren Heimatländern wie Nepal an Personalvermittler gezahlt haben, um sich einen Job bei Amazon in Saudi-Arabien zu sichern. Amnesty begrüßt die Entschädigungszahlungen. Es müssen jedoch strengere Regeln eingeführt werden, um sicherzustellen, dass sich diese und andere Menschenrechtsverletzungen bei Amazon nicht wiederholen.

Steve Cockburn, Leiter der Abteilung für wirtschaftliche und soziale Gerechtigkeit bei Amnesty International, äußerte sich zur Entscheidung von Amazon, Entschädigungszahlungen an Arbeitskräfte in saudi-arabischen Warenlagern zu leisten wie folgt:  

"Die Rückerstattung der rechtswidrigen Anwerbegebühren durch Amazon ist ein wichtiger Schritt in Richtung Wiedergutmachung für Hunderte von Arbeitsmigrant*innen, die während ihrer Beschäftigung bei dem Unternehmen in Saudi-Arabien einer Reihe schwerer Arbeitsrechtsverletzungen ausgesetzt waren. Wir wissen von den Betroffenen, wie wichtig diese Zahlungen für den Wiederaufbau ihres Lebens sind. Denn die Arbeitskräfte haben sich oft hoch verschulden müssen, um bei Amazon arbeiten zu können. Diese Zahlungen werden zwar eine unmittelbare Erleichterung für die Arbeiter*innen bedeuten, doch müssen sie mit wesentlich strengeren Maßnahmen einhergehen, um sicherzustellen, dass derart schockierende Menschenrechtsverstöße – die mitunter dem Menschenhandel gleichkommen könnten – in Zukunft nicht mehr möglich sind.

Mit einer besseren Wahrnehmung der Sorgfaltspflicht und einer zielführenden Reaktion auf Beschwerden von Arbeitskräften hätte Amazon diese Missstände von vornherein verhindern können. Die Entschädigung sollte auch auf Hunderte anderer von Amazon unter Vertrag genommener Arbeitskräfte ausgedehnt werden, die das Unternehmen oder das Land bereits verlassen haben, aber wahrscheinlich ähnliche Verletzungen ihrer Rechte in Form von Betrug, Lohndiebstahl und hohen Einstellungsgebühren erfahren haben. Auch sie verdienen Gerechtigkeit und Entschädigung.

Leider sind die Erfahrungen der Amazon-Beschäftigten angesichts des hohen Risikos der Ausbeutung im Rahmen des saudi-arabischen Kafala-Arbeitssystems alles andere als eine Ausnahme. Dieser Fall sollte anderen Unternehmen, die in Saudi-Arabien tätig sind, eine Lehre sein. Sie sollten alle nötigen Maßnahmen ergreifen, um Ausbeutung zu verhindern und sie zu beenden, wenn sie doch vorkommt. Wenn Unternehmen ihre menschenrechtliche Verantwortung nicht ernst nehmen, zahlen die Beschäftigten den Preis dafür."

Amnesty-Posting auf X (ehemals Twitter):

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Hintergrund

Im Oktober 2023 veröffentlichte Amnesty International den Bericht "Don't worry, it's a branch of Amazon" ("Keine Sorge, es ist eine Filiale von Amazon"). Er dokumentiert, wie Vertragsarbeitskräfte in Amazon-Warenlagern in Saudi-Arabien von Personalvermittler*innen und Arbeitsvermittlungsfirmen getäuscht, um ihren Lohn betrogen, unter entsetzlichen Bedingungen untergebracht und daran gehindert wurden, eine andere Beschäftigung zu finden oder das Land zu verlassen. Viele von ihnen waren höchstwahrscheinlich Opfer von Menschenhandel. Der Bericht zeigt, dass Amazon diese Menschenrechtsverletzungen nicht verhindert hat, obwohl sich die Arbeitskräfte über einen langen Zeitraum hinweg direkt bei Amazon über ihre Behandlung beschwert hatten.

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