Amnesty Report 03. März 2010

Karawane der Hoffnung

Am 27. Januar 2010 stellte Amnesty International den Bericht "Giving Life, Risking Death: Maternal Mortality in Burkina Faso." auf einer Pressekonferenz in der Hauptstadt Ouagadougou vor. Einen Tag später setzte sich die Amnesty-Karawane von hier aus in Bewegung: MitarbeiterInnen aus der Londoner Zentrale sowie Mitglieder von Amnesty International in Burkina Faso machten mit Trucks und Kamelen Station in neun Städten und Ortschaften.

Mit Sport, Kunst und Diskussionen gegen Müttersterblichkeit

In den Städten wurden beispielsweise Radiosendungen mit Frage-Antwort-Runden zum Thema Müttersterblichkeit veranstaltet, bei denen es rege Beteiligung der Zuhörer gab. Die Karawaneteilnehmer/innen sprachen mit auszubildenden Hebammen und traditionellen Geburtshelferinnen über Verbesserungen im Gesundheitssystem; außerdem trafen sie Vertreter/innen einer nationalen Organisation für Familienplanung (ABBEF), einer Organisation zur Förderung von Frauen(APGF), des African Network for Youth, der White Ribbon Alliance, dem Roten Kreuz, von Vie Solidaire und Terre des Hommes.

An Schulen wurde über die Arbeit und Ziele der Amnesty-Kampagne informiert und SchülerInnen zu ihren Erfahrungen gefragt. Der 14-jährige Daniel aus Gaoua malte ein Bild mit der Forderung: "Stopp weibliche Genitalverstümmelung an unseren Mädchen". Er erzählte vor der ganzen Klasse von seiner Mutter: "Ich schreibe das, weil ich keine Mutter mehr habe. Sie hatte meine Geburt nicht überlebt, weil sie verstümmelt war, und sie soll furchtbare Schmerzen bei der Geburt gelitten haben." Viele Schüler/innen forderten die Beendigung von Zwangsheiraten, von Mädchenbeschneidung und allgemein ein Ende der Diskriminierung von Frauen und Mädchen in ihrem Zugang zu Information und Gesundheit. Neben Poster- und Malwettbewerben fanden mehrere Sportveranstaltungen statt, bei denen vor allem Frauenteams gegeneinander antraten.

Viel Unterstützung in Burkina Faso

In Bobo-Dioulasso, der zweitgrößten Stadt im Land, zog die Karawane mit 100 Demonstrantinnen im Kampagnenshirt vor das Gouverneursgebäude. Dort stellte eine der Frauen eine Geburt nach und verkündete, dass sie unmittelbar vor dem Haus des Gouverneurs gebären würde, wenn er ihrem Anliegen nicht zuhören würde. Er nahm schließlich den Amnesty-Bericht persönlich entgegen.

Abends fanden Tanz- und Theaterveranstaltungen statt. Da 80% der Menschen in Burkina Faso nie die Möglichkeit hatten, lesen und schreiben zu lernen, waren Theaterstücke zum Thema Müttersterblichkeit ein besonders gutes Mittel, um für das Problem zu sensibilisieren und Diskussionen anzuregen. Trotz einiger unkalkulierbarer technischer Schwierigkeiten – etwa durch Stromausfälle – waren die Veranstaltungen sehr erfolgreich, insbesondere der Abend in Gon Boussougou am fünften Tag, an dem über 1000 Menschen zusammenkamen und angeregt über das Thema diskutierten.

Besonders bewegend war für die Karawanereisenden, dass viele Menschen begeistert auf sie reagierten. Neben Unterschriften konnten Frauen ihre Unterstützung auch durch ein Stoffstück eines so genannten "Pagnes", einem bunten, westafrikanischen Tuch, ausdrücken. "Frauen rissen sich unmittelbar vor Ort ein Stück Stoff aus ihren Pagnes", berichtet Paule Rigaud, Amnesty-Campaignerin für Westafrika.

Neben der großen Unterstützung stieß die Karawane aber auch auf katastrophale Zustände von Gesundheitszentren, beispielsweise in Gon Boussougou, einer Stadt in der südlichen Zentralregion mit sehr schlechter Infrastruktur. "Auf zwei Fahrzeugen stand 'Krankenwagen’. Sie hatten jedoch keine Räder", erzählte Amnesty-Mitarbeiterin Pauline Dionisi. Durch die Erfahrungen vor Ort und Berichte von Betroffenen wurde Amnesty darin bestärkt, gemeinsam mit der Regierung etwas gegen Müttersterblichkeit zu unternehmen.

Gespräche mit der Regierung im Namen vieler tausend Menschen

Am Ende der Reise, wieder in der Hauptstadt Ouagadougou, sprach Amnesty im Namen vieler tausend UnterstützerInnen mit ranghohen Regierungsmitgliedern, sie mögen ihre Bemühungen zum Beenden der Müttersterblichkeit verstärkt fortsetzen. Präsident Blaise Compaoré versicherte, finanzielle Hürden abzubauen und den Zugang zu medizinischer Notversorgung und Familienplanungseinrichtungen zu gewährleisten.

In einem GeoBlog berichteten die Amnesty-Mitarbeiterinnen Paule Rigaud und Pauline Dionisi aus Burkina Faso.

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