Aktuell Erfolg Schweiz 01. Juni 2023

"Nein heißt Nein": Die Schweiz modernisiert das Sexualstrafrecht

Das Bild zeigt mehrere Menschen mit Protestplakaten in den Händen

Mitglieder und Unterstützer*innen der Schweizer Amnesty-Sektion übergeben in Bern eine Petition mit 40.000 Unterschriften, in der eine Reform des Sexualstrafrechts gefordert wird (20. November 2022).

In einer Abstimmung hat der schweizerische Nationalrat eine Modernisierung des Sexualstrafrechts beschlossen. Damit wird jede sexuelle Penetration, die gegen den Willen einer Person erfolgt, künftig als Vergewaltigung bestraft. Der Abstimmung gingen jahrelange Beratungen im Parlament voraus. Diese sogenannte "Nein heißt Nein"-Lösung wird den Zugang zur Justiz für zahlreiche Überlebende sexualisierter Gewalt verbessern. Amnesty International begrüßt die Neuregelung, weist aber gleichzeitig darauf hin, dass weitere Maßnahmen notwendig sind, um sexualisierter Gewalt konsequent entgegenzutreten.

"Durch die Neudefinition der Artikel 189 und 190 des Strafgesetzbuches wird das Sexualstrafrecht endlich modernisiert, indem die sexuelle Selbstbestimmung besser geschützt wird. Diese Reform entspricht der veränderten Einstellung zur Sexualität: Jede sexuelle Penetration, die gegen den Willen einer Person erfolgt, wird künftig als Vergewaltigung bestraft. Nicht mehr die Anwendung eines Zwangsmittels durch den Täter, sondern die Ablehnung eines Opfers wird in Zukunft definieren, was strafrechtlich relevante Gewalt ist", sagt Cyrielle Huguenot, Verantwortliche für Frauenrechte bei Amnesty International Schweiz.

"Dies ist ein Sieg für die Menschenrechte in der Schweiz und für all die Personen und Organisationen, die sich seit langem dafür einsetzen! Obwohl Amnesty International bedauert, dass 'Nur Ja heisst Ja' nicht ins Gesetz aufgenommen wurde, werden wir uns weiterhin dafür einsetzen, dass 'Nur Ja heisst Ja' in den Köpfen der Menschen verankert wird, um daran zu erinnern, dass sexuelle Beziehungen nur dann einvernehmlich sind, wenn alle Beteiligten ihr Einverständnis klar zum Ausdruck bringen", sagt Cyrielle Huguenot.

YouTube freischalten

Wir respektieren deine Privatsphäre und stellen deshalb ohne dein Einverständnis keine Verbindung zu YouTube her. Hier kannst du deine Einstellungen verwalten, um eine Verbindung zu den Social-Media-Kanälen herzustellen.
Datenschutzeinstellungen verwalten

Ein neues Gesetz wird nicht ausreichen, um die in der Schweiz weit verbreitete sexualisierte Gewalt zu bekämpfen. Neben der raschen Umsetzung des Gesetzes, die von einem Mechanismus zur Überwachung der Auswirkungen des neuen Strafrechts begleitet wird, sind weitere Maßnahmen erforderlich. Das Parlament muss dafür sorgen, dass die Ausbildung und Sensibilisierung der Polizei und der Strafverfolgungsbehörden verbessert und die Unterstützung der Überlebenden verstärkt wird. Die Zustimmung muss in den Mittelpunkt der Sexualerziehung gestellt werden. Es müssen detaillierte öffentliche Statistiken über sexualisierte Gewalt erhoben und wirksame Informations- und Präventionskampagnen durchgeführt werden.

Tweet von Amnesty International:

Twitter freischalten

Wir respektieren deine Privatsphäre und stellen deshalb ohne dein Einverständnis keine Verbindung zu Twitter her. Hier kannst du deine Einstellungen verwalten, um eine Verbindung zu den Social-Media-Kanälen herzustellen.
Datenschutzeinstellungen verwalten

Weitere Artikel