Palästinenser in Haft

Saed Yassin

Saed Yassin

Saed Yassin, ein palästinensischer Menschenrechtsverteidiger, wird ohne die Einhaltung rechtlicher Grundsätze von der Palästinensischen Autonomiebehörde in den besetzten palästinensischen Gebieten festgehalten. Ihm wird die medizinische Versorgung verwehrt, obwohl er in einer sehr schlechten körperlichen Verfassung ist und unter starken Schmerzen leidet.

Appell an

PRÄSIDENTEN
Mahmoud Abbas
President, Office of the President, Ramallah
PALÄSTINENSISCHE AUTONOMIEGEBIETE über ISRAEL (korrekte Anrede: Dear President)
Fax: (00 970) 229 631 79
E-Mail: info@president.ps

MINISTERPRÄSIDENTEN
Dr Salam Fayyad
Prime Minister, The Prime Minister’s Office
Al-Masyoun, P.O. Box 2466, Ramallah
PALÄSTINESISCHE AUTONOMIEGEBIETE über ISRAEL (korrekte Anrede: Dear Prime Minister)
Fax: (00 972) 229 509 79

INNENMINISTER
Sa’id Abu Ali
Minister of the Interior, Ministry of Interior, Al-Balou,
P.O. Box 641, Ramallah
PALÄSTINENSISCHE AUTONOMIEGEBIETE über ISRAEL (korrekte Anrede: Dear Minister)
Fax: (00 972)-2-240 64 82

JUSTIZMINISTER
Dr Ali Kashaan
Minister of Justice
Ministry of Justice
Al-Masyoun
Ramallah
PALÄSTINENSISCHE AUTONOMIEGEBIETE über ISRAEL
(korrekte Anrede: Dear Minister)
Fax: (00 972) 224 098 70 oder (00 972) 224 018 50

Sende eine Kopie an

PALÄSTINENSISCHE GENERALDELEGATION
Herr Hael Al-Fahoum
Palästinensischer Generaldelegierter
Ostpreußendamm 170
12207 Berlin
Fax: 030 - 20 61 77 – 10
E-Mail: haelf@palaestina.org oder info@palaestina.org

Bitte schreiben Sie Ihre Appelle möglichst sofort. Schreiben Sie in gutem Englisch, Arabisch oder auf Deutsch. Da Informationen in Urgent Actions schnell an Aktualität verlieren können, bitten wir Sie, nach dem 27. Januar 2010 keine Appelle mehr zu verschicken.

Amnesty fordert:

SCHREIBEN SIE BITTE E-MAILS, FAXE ODER LUFTPOSTBRIEFE

  • Appellieren Sie an die palästinensischen Behörden Saed Yassin sofort und bedingungslos freizulassen, sofern er nicht einer als Straftat erkennbaren Handlung angeklagt wird und umgehend ein Verfahren entsprechend der internationalen Standards für faire Gerichtsverfahren erhält.

  • Drängen Sie bei den Behörden darauf, dass Saed Yassin umgehend die für seine Magenerkrankung notwendige fachärztliche Behandlung erhält.

  • Bringen Sie Ihre Sorge darüber zum Ausdruck, dass Saed Yassin ohne die Einhaltung rechtlicher Standards, wie einem Haftbefehl, Zugang zu einem Rechtsbeistand und eine zeitnahe gerichtliche Prüfung, festgehalten wird.

PLEASE WRITE IMMEDIATELY

  • Calling on the authorities to release Saed Yassin unless he is charged with a recognizable criminal offence and tried in conformity with international standards for fair trials

  • Urging them to provide Saed Yassin with specialized medical care for his painful gastric condition without delay;

  • Expressing concern that Saed Yassin has been detained without standard legal procedures, including an arrest warrant, access to legal counsel and timely judicial reviews.

Sachlage

Der Gesundheitszustand von Saed Yassin ist Besorgnis erregend. Am 19. November 2009 verhaftete ihn der Allgemeine Geheimdienst in Palästina, seitdem befindet er sich im Jneid-Gefängnis in Nablus, im Westjordanland, in Gewahrsam der Palästinensischen Autonomiebehörde. Ende November wurde ihm anlässlich des muslimischen Opferfestes "Eid al-Adha" erlaubt, für einen kurzen Besuch nach Hause zu gehen. Bislang erhielt der Menschenrechtsverteidiger keinen Zugang zu Rechtsberatung. Es ist nicht bekannt, dass Anklage erhoben wurde und es hat keine Haftprüfung durch den Staatsanwalt oder einen Richter stattgefunden, wie im Gesetz der Palästinensischen Autonomiegebiete vorgesehen.

Saed Yassin ist Leiter der Zweigstelle Nablus der Hilfsorganisation "Ansar al-Sajeen", die Familien von Gefangenen unterstützt. Am 15. Oktober 2006 wurde er von israelischen Behörden in Verwaltungshaft genommen und erst am 22. Oktober 2009 wieder freigelassen.

Während seiner Haftzeit in Israel erkrankte er an einem schmerzhaften Magenleiden, das sich nun verschlimmert hat. Am 14. Dezember verabreichte man ihm zwar allgemeine Schmerzmittel, aber eine fachärztliche Behandlung wurde ihm versagt.

Hintergrundinformation

Hintergrund

Saed Yassin litt bereits an Magenschmerzen, als er von der Palästinensischen Autonomiebehörde festgenommen wurde. Vor der Festnahme hat er jedoch nicht die Möglichkeit gehabt, die Beschwerden von einem Arzt diagnostizieren zu lassen. Seine Familie äußerte sich besorgt über die Haftbedingungen im Jneid-Gefängnis. Die sanitären Anlagen seien unhygienisch, das Essen mangelhaft und es werde auch nicht ausreichend geheizt.

Saed Yassin war ursprünglich vom israelischen Militär am 6. März 2006 festgenommen worden. Nach Vernehmungen wurde er wegen "unrechtmäßiger Vergabe von Geldmitteln" zu acht Monaten Haft verurteilt. Man vermutet, dies habe im Zusammenhang mit seiner Arbeit in der Organisation Ansar al-Sajeen gestanden. Er verbüßte seine gesamte Strafe, aber kurze Zeit vor seiner Entlassung, ordnete das israelische Militär weitere sechs Monate Verwaltungshaft an. Diese Haftanordnung wurde insgesamt acht Mal verlängert. Am 22. Oktober 2009 wurde Saed Yassin schließlich freigelassen. Das Ketziot-Gefängnis, in dem Saed Yassin festgehalten wurde, ist für seine schlechten Haftbedingungen bekannt. Es liegt in der Wüste und die Häftlinge sind in Zelten oder Wohnwagen untergebracht.

Die Verwaltungshaft ist ein Verfahren des israelischen Militärs um Palästinenser auf der Grundlage einer militärischen Haftanordnung "aus Sicherheitsgründen" ohne Anklage festzuhalten. Die Verwaltungshaft kann beliebig oft verlängert werden. Amnesty International ist der Ansicht, dass die Anwendung der Verwaltungshaft gegen grundlegende Rechte verstößt, darunter zum Beispiel gegen das Recht auf ein faires Gerichtsverfahren.

Die Palästinensische Autonomiebehörde verhaftet im Westjordanland regelmäßig Personen, die sie als "Sicherheitsrisiko" bezeichnet, ohne die rechtlichen Vorgaben einzuhalten. Diese Vorgehensweise wird bei Unterstützern von Oppositionsparteien angewandt und gegen Journalisten, die für oppositionsnahe Medien arbeiten. In einigen Fällen wurden Inhaftierte gefoltert oder in anderer Weise misshandelt. Im vergangenen Jahr soll mindestens eine Person an den Folgen der Folter in Haft gestorben sein. Die Hamas de-facto-Regierung im Gazastreifen geht ähnlich vor. Amnesty International hat zum wiederholten Mal die Palästinensische Autonomiebehörde und die Hamas-Behörden aufgefordert sich ohne Ausnahme an die gesetzlichen Vorschriften zu halten. Amnesty International hat ebenso ihre Sorge über häufige Inhaftierungen von Palästinensern im Westjordanland nach deren Freilassung aus israelischem Gewahrsam zum Ausdruck gebracht.