Ehepaar verschleppt

Ein Ehepaar ist am 30. November in Donezk in der Ostukraine von bewaffneten Männern entführt worden. Der Aufenthaltsort der beiden Personen ist unbekannt. Amnesty International befürchtet, dass sie in Lebensgefahr sind.

Appell an

SEPARATISTENFÜHRER DNR
Aleksandr Zakharchenko
Boulevard Pushkina 34
Voroshilovskiy District
Donetsk
UKRAINE
(Anrede: Dear Mr Zakharchenko / Sehr geehrter Herr Zakharchenko)
E-Mail: dnrhotline@yandex.ru oder pressmid@bk.ru

Bitte schreiben Sie Ihre Appelle möglichst sofort. Schreiben Sie in gutem Russisch, Englisch oder auf Deutsch. Da Informationen in Urgent Actions schnell an Aktualität verlieren können, bitten wir Sie, nach dem 30. Januar 2015 keine Appelle mehr zu verschicken.

Amnesty fordert:

FAXE, E-MAILS ODER LUFTPOSTBRIEFE MIT FOLGENDEN FORDERUNGEN

  • Ich fordere Sie höflich auf, den Aufenthaltsort von Anna Sergienko und ihrem Ehemann Victor Gorbenko umgehend zu ermitteln und bekanntzugeben, und für ihre Sicherheit zu sorgen.

  • Bitte stellen Sie sicher, dass Anna Sergienko und ihr Ehemann Victor Gorbenko umgehend freigelassen werden.

PLEASE WRITE IMMEDIATELY

  • Calling on the armed groups in de facto control of Donetsk region to establish and disclose the whereabouts of Anna Sergienko and her husband Victor Gorbenko
    immediately, and ensure their safety.

  • Calling on them to ensure the immediate release of Anna Sergienko and her husband Victor Gorbenko.

Sachlage

Am 30. November befanden sich Anna Sergienko und ihr Ehemann Victor Gorbenko gegen 16 Uhr auf der Heimfahrt von ihrem Arbeitsplatz, als zwei schwarze PKWs und ein weißer Kleinbus ihre Verfolgung aufnahmen. Auf der Tereshkovoy-Straße, die nur wenige Minuten von ihrem Haus entfernt liegt, überholte eines der Fahrzeuge sie und versperrte ihnen den Weg, sodass sie anhalten mussten.

Bewaffnete Männer in Uniform stiegen aus, schlugen die Scheiben des Wagens des Ehepaars ein und zerrten beide in den weißen Kleinbus. Anschließend verließen die Männer mit allen vier Fahrzeugen den Tatort. Dieser Vorfall ist in einem Video zu sehen, das von einem Augenzeugen aufgenommen wurde und Amnesty International vorliegt.

In einer Aufnahme, die Amnesty International zugesandt wurde, geben Augenzeug_innen an, dass sich zehn bis 15 bewaffnete Männer in dunkelgrünen Uniformen am Tatort befunden hätten. Die Uniformen seien im Bereich der Taschen etwas dunkler gewesen. Freund_innen, Arbeitskolleg_innen und Familienangehörige gehen davon aus, dass hinter der Entführung bewaffnete Kosakenverbände stecken, die gemeinsam mit anderen von Russland unterstützten bewaffneten Separatistengruppen gegen Kiew nahestehende Kräfte kämpfen.

Ein Familienangehöriger eines der Entführungsopfer berichtete, dass das Ehepaar ein Geschäft in einer Gegend besitze, die seit Oktober unter der Kontrolle eines bewaffneten Kosakenverbandes stehe und dass es bereits vor der Entführung "Ärger gegeben" habe. Einer anderen Quelle zufolge war das Paar zuvor von dieser Gruppierung bedroht worden.

Am 19. Dezember gab ein Angehöriger Amnesty International gegenüber an, dass er über sehr eindeutiges Beweismaterial dafür verfüge, dass das Ehepaar von dem örtlichen Kosakenverband festgehalten werde. Es sei jedoch "nicht klar, was der Verband will und wie man mit den Mitgliedern verhandeln kann".

Ein Angehöriger erstattete Anzeige bei den örtlichen De-facto-Behörden, der sogenannten Volksrepublik Donezk (Donetskaya Narodnaya Respublika – DNR), doch diese scheinen wenig oder nichts unternommen zu haben, um den Vorfall aufzuklären und den Aufenthaltsort des Ehepaares zu ermitteln.

Hintergrundinformation

Hintergrund

Der bewaffnete Konflikt in der Ostukraine begann, nachdem bewaffnete pro-russische Separatistengruppen im April und Mai infolge der Annexion der Halbinsel Krim durch Russland Verwaltungsgebäude in verschiedenen Städten der Regionen Donezk und Luhansk besetzt und die sogenannte Volksrepublik Donezk (DNR) und die Volksrepublik Luhansk (LNR) ausgerufen hatten.

Daraufhin begannen die ukrainischen Behörden eine "Anti-Terror-Operation" und entsandten ihre eigenen Truppen mit dem Ziel, die Kontrolle über das Gebiet wiederzuerlangen. Dies führte zu einem immer noch währenden bewaffneten Konflikt. Trotz der im September verkündeten Waffenruhe dauern die Kämpfe an, wenngleich in verminderter Stärke.

Die Stadt Donezk wird seit Mai de facto von der DNR kontrolliert. Kosakenverbände kämpfen seit Beginn des Konflikts im April auf beiden Seiten. Bewaffnete pro-russische Kosakenverbände haben mehrere Städte in der Ostukraine unter ihre Kontrolle gebracht. Diese Gruppierungen stehen der DNR und der LNR häufig nah, werden jedoch nicht immer ausschließlich von ihnen kontrolliert.