Teenager "verschwunden"

Im Nordosten von Brasilien wurde ein 16-Jähriger offenbar Opfer des Verschwindenlassens, nachdem er Berichten zufolge bei einer Polizeioperation in Salvador im Bundesstaat Bahia von Angehörigen der Militärpolizei gefesselt und mitgenommen wurde. Die Mutter des Teenagers erhält Drohungen, seit sie mit dem Fall an die Öffentlichkeit gegangen ist und Informationen über den Verbleib ihres Sohnes fordert.

Appell an

MINISTER FÜR ÖFFENTLICHE SICHERHEIT VON BAHIA
Maurício Teles Barbosa

Avenida 4, nº 430
Centro Administrativo da Bahia – CEP: 41745-002 Salvador
Bahia
BRASILIEN
(Anrede: Dear Secretary / Sehr geehrter Herr Minister)
Fax: (00 55) 71 3115 1823
E-Mail: gabinete.secretariossp@ssp.ba.gov.br

CHEF DER ZIVILPOLIZEI VON BAHIA
Helio Jorge Oliveira Paixão
Praça 13 de Maio, S/N, 2º andar
Prédio sede da Polícia Civil
Piedade/Centro – CEP: 40070-010
Salvador, Bahia, BRASILIEN
(Anrede: Dear Civil Police Chief / Sehr geehrter Herr Polizeichef)
Fax: (00 55) 71 3116 6483
E-Mail: gabinetedelegadogeral@yahoo.com.br

Sende eine Kopie an

VORSITZENDER DER RECHTSANWALTSKAMMER VON BAHIA
Luiz Viana Queiroz

Rua Portão da Piedade, nº 16
Antiga Praça Teixeira de Freitas – Barris
CEP: 40070-045
Salvador, Bahia, BRASILIEN

Fax: (00 55) 71 3329 5639
E-Mail: presidencia@oab-ba.org.br

BOTSCHAFT DER FÖDERATIVEN REPUBLIK BRASILIEN
I. E. Frau Maria Luiza Ribeiro Viotti
Wallstraße 57
10179 Berlin
Fax: 030–7262 83-20 oder -21
E-Mail: brasemb.berlim@itamaraty.gov.br

Bitte schreiben Sie Ihre Appelle möglichst sofort. Schreiben Sie in gutem Portugiesisch, Englisch oder auf Deutsch. Da Informationen in Urgent Actions schnell an Aktualität verlieren können, bitten wir Sie, nach dem 31. Januar 2015 keine Appelle mehr zu verschicken.

Amnesty fordert:

FAXE, E-MAILS UND LUFTPOSTBRIEFE MIT FOLGENDEN FORDERUNGEN

  • Stellen Sie bitte sicher, dass die Behörden unverzüglich umfassend und unparteiisch ermitteln, was mit Davi Fiuza passiert ist, nachdem er während einer Militäroperation festgenommen wurde, und bringen Sie die mutmaßlich Verantwortlichen vor Gericht.

  • Bitte untersuchen Sie die Drohungen gegen Rute Silva Santos und schützen Sie sie und ihre Familienangehörigen vor den Einschüchterungsversuchen, denen sie aufgrund der Beschwerde von Rute Silva Santos ausgesetzt sind.

  • Bitte stellen Sie sicher, dass potenzielle Zeug_innen und andere Personen, die an den Untersuchungen beteiligt sind, vor jeglicher Form der Einschüchterung oder Drohung beschützt werden.

PLEASE WRITE IMMEDIATELY

  • Urging the authorities to undertake without delay a prompt, thorough, and independent investigation of what happened to Davi Fiuza after he was detained during a military police operation and bring those suspected of criminal responsibility to trial.

  • Urging them to investigate the threats against Rute Silva Santos and protect her and her relatives against intimidation as a consequence of the complaint.

  • Urging the authorities to ensure that potential witnesses and people taking part in the investigation are protected against any forms of intimidation or threats.

Sachlage

Der 16-jährige Davi Fiuza wurde Berichten zufolge am 24. Oktober um 7:30 Uhr in São Cristovão, einem Viertel der Stadt Salvador, Opfer des Verschwindenlassens. Zuvor waren Angehörige der Militärpolizei der Einheit PETO (Pelotão de Emprego Tático Operacional) und der Spezialeinheit RONDESP (Rondas Especiais) während einer Operation der Militärpolizei auf ihn zugekommen. Er unterhielt sich gerade mit einer Nachbarin, als sich die Beamt_innen ihm näherten. Andere Nachbar_innen, die zum Zeitpunkt des Geschehens anwesend waren, erhielten von den Polizist_innen die Anweisung, in ihre Häuser zurückzukehren. Die Mutter von Davi Fiuza, Rute Silva Santos, berichtete Amnesty International, Polizeibeamt_innen hätten ihren Sohn an Händen und Füßen gefesselt und ihm einen Sack über den Kopf gezogen. "Dann warfen sie meinen Sohn in ein Zivilfahrzeug", sagte sie.

Davi Fiuza wurde seit diesem Morgen nicht mehr gesehen, sein Verbleib ist weiterhin unklar. Seitdem hat seine Familie nach ihm in Polizeistationen, Krankenhäusern und an Orten gesucht, von denen man weiß, dass sich dort geheime Gräber befinden – jedoch ohne Erfolg. Familienangehörige, Freunde und lokale Organisationen nutzten soziale Medien, um den Fall an die Öffentlichkeit zu bringen und um Informationen zu verlangen. Die Polizei des Innenministeriums behauptet trotz der Zeugenaussagen, es gäbe keine schlüssigen Hinweise darauf, dass Angehörige der Polizei am Verschwinden von Davi Fiuza beteiligt gewesen waren.

Nachdem seine Mutter Rute Silva Santos das Verschwinden ihres Sohnes öffentlich anprangerte und dazu aufrief, Informationen zu seinem Verbleib zu fordern, wurde sie auf sozialen Medien und per SMS unmittelbar bedroht. Eine der Drohungen enthielt Bilder von vergewaltigten und niedergestochenen Frauen, zusammen mit der Nachricht "Das ist es, was wir mit starken Frauen machen". Rute Silva Santos hat vier Töchter und fürchtet nun um deren sowie ihre eigene Sicherheit.