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Oppositionsgruppen halten Geiseln
Mindestens zwei bewaffnete Oppositionsgruppen halten in Syrien über 105 Menschen als Geiseln fest. Vor kurzem sollen die Geiseln in drei Gruppen aufgeteilt und an unterschiedliche Orte gebracht worden sein. Bei den Geiseln handelt es sich mehrheitlich um Frauen und Kinder. Sie sind in großer Gefahr, gefoltert oder sogar getötet zu werden.
Appell an
VORSITZENDER DER SYRISCHEN NATIONALEN KOALITION
President of the Syrian National Coalition
Ahmed Al Assi Jarba
(Anrede: Dear Mr Jarba / Sehr geehrter Herr Jarba)
E-Mail: info@socpresident.org
Sende eine Kopie an
SYRISCHE NATIONALE KOALITION
Verbindungsbüro Deutschland
Chausseestraße 101
10115 Berlin
E-Mail: info@soc-germany.org
Bitte schreiben Sie Ihre Appelle möglichst sofort. Schreiben Sie in gutem Arabisch, Englisch, Französisch oder auf Deutsch. Da Informationen in Urgent Actions schnell an Aktualität verlieren können, bitten wir Sie, nach dem 6. Dezember 2013 keine Appelle mehr zu verschicken.
Amnesty fordert:
E-MAILS MIT FOLGENDEN FORDERUNGEN
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Ich bitte Sie eindringlich, in schärfster Weise die Geiselnahme von Zivilpersonen im Gouvernement Latakia zu verurteilen.
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Sorgen Sie bitte umgehend dafür, dass die für die Geiselnahmen verantwortlichen Gruppierungen ermittelt werden und bekannt gemacht wird, wo die Geiseln festgehalten werden.
- Ergreifen Sie bitte umgehend Maßnahmen, um sicherzustellen, dass die Geiseln freigelassen werden.
PLEASE WRITE IMMEDIATELY
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Urging the SNC to condemn in the strongest possible terms the taking of civilian hostages in the Latakia governorate;
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Urging them to act swiftly to identify the armed groups responsible and the exact locations where they are holding the hostages;
- Urging them to take immediate action to secure their release.
Sachlage
Am 4. August wurden mindestens 41 Frauen, zwei Männer und 56 Kinder, von denen die meisten unter 15 Jahre alt sind, verschleppt, als ein Zusammenschluss bewaffneter Oppositionsgruppen mindestens elf Dörfer und Farmen in einem nördlich gelegenen ländlichen Gebiet des Gouvernements Latakia unter seine Kontrolle brachte. Die meisten, wahrscheinlich sogar alle der Geiseln, sind alewitische MuslimInnen. Berichten zufolge wurden bei derselben Operation noch weitere 20 Personen als Geiseln genommen worden sein. Präsident Bashar al-Assad ist Alewit, und AlewitInnen gelten oftmals als UnterstützerInnen der Regierung.
Dem Zusammenschluss von Oppositionellen gehören auch Gruppierungen an, die sich für die Tötung von MuslimInnen aussprechen, die ihrer Auffassung nach die Regeln einer strengen Auslegung des Islam nicht befolgen. Die Bezeichnungen, die einige dieser bewaffneten Oppositionsgruppen für AlewitInnen verwenden, deuten darauf hin, dass sie der Auffassung sind, dass alewitische MuslimInnen nicht die strenge Auslegung des Islam befolgen. Aus diesem Grund sind die Geiseln in noch größerer Gefahr.
Die Geiseln sollen in die Stadt Salma gebracht worden sein, einer Hochburg der bewaffneten Opposition im Gouvernement Latakia, nachdem die syrische Armee die Opposition in der dritten Augustwoche zum Rückzug aus der Umgebung der elf Dörfer gezwungen hatte. Amnesty International vorliegenden Informationen zufolge wurden die Geiseln anfangs von der Gruppe Katibat al-Muhajireen gefangen gehalten, die sich aus libyschen und anderen ausländischen Staatsangehörigen zusammensetzen soll. Aktuelle Berichte deuten darauf hin, dass die Geiseln in drei Gruppen aufgeteilt worden sind, von denen eine der Gruppierung Katibat Hassan Azhari übergeben worden sein soll, die sich aus syrischen Kämpfern in Salma zusammensetzt, die bei der Koordination der Geiseln eng mit Katibat al-Muhajireen zusammenarbeiten. Eine zweite Geiselgruppe soll in das Dorf al-Jamiliyeh im Gouvernement Idlib gebracht worden sein. Allerdings ist unklar, an welche bewaffnete Gruppierung diese Geiseln übergeben wurden. Die übrigen Geiseln sind in das ebenfalls im Gouvernement Idlib gelegene Dorf al-Bernas unweit von Jisr al-Shoghoor verlegt worden. Die bewaffneten Gruppen wollen offenbar die Geiseln gegen von der Regierung gefangen gehaltene syrische und libysche Kämpfer austauschen.
Amnesty International hat am 13. September an den Vorsitzenden der Syrischen Nationalen Koalition (Syrian National Coalition – SNC) geschrieben und ihn aufgefordert, sich dringend einzuschalten, um diesen schweren Menschenrechtsverstoß zu beenden, der einem Kriegsverbrechen gleichkommen könnte. Amnesty International hat außerdem Fragen zu diesem Vorfall gestellt, bislang aber keine Antwort erhalten. Der Leiter des Obersten Militärkommandos der SNC hat das Gebiet wenige Tage nach den Geiselnahmen besucht und das militärische Vorgehen der Oppositionsgruppen gelobt.
Hintergrundinformation
In einem Kampf, den sie als "Ahfad 'Aisha Umm al-Mu’mineen" bezeichneten, brachten am 4. August mehrere bewaffnete Oppositionsgruppen elf Dörfer und Farmen unter ihre Kontrolle. Zu den bewaffneten Oppositionsgruppen gehörten Katibat al-Muhajireen, the Islamic State in Iraq and al-Sham (ISIS), Jabhat al-Nusra, Suqoor al-'Izz und Ahrar al-Sham al-Islamia. Bei den unter ihre Kontrolle gebrachten Dörfern bzw. Farmen handelt es sich um Bloota, Slayeb Bloota, Enbata, al-Hanboushiye, Barouda, Bramseh, al-Kharrata, Abu Makki, Aramo, Obeen, Esterbeh und Beit Shakouhi
In einem am 15. August auf YouTube eingestellten Video waren Frauen und Kinder zu sehen, die auf dem Boden saßen, evtl. auf einem Balkon. Eine der Frauen sagte: "Wir werden von den Modschaheddin festgehalten … und sie werden uns nicht freilassen, bis die Gefangenen des syrischen Regimes freigelassen worden sind. Wir sind etwa 105 [Geiseln] und die Behandlung ist gut." Ein maskierter Kommandant der Katibat al-Muhajireen, der mit dem Namen Abu Suhaib al-Libi angesprochen wurde, sagte dann: "Unsere einzige Forderung ist, dass die Gefangenen, die [vom Regime] in Latakia und an anderen Orten festgehalten werden, gegen unsere Gefangenen ausgetauscht werden, dann können wir die Frauen freilassen." Das Video kann auf Arabisch bei Youtube angesehen werden: https://www.youtube.com/watch?v=SPe7tu_3dpE.
Obwohl islamistische Gruppierungen, die von der SNC unabhängig sind, diesen Kampf führten, hat der Leiter des Militärischen Oberkommandos der SNC, General Salim Idriss, der wenige Tage nach der Geiselnahme das Gouvernement Latakia besuchte, in öffentlichen Stellungnahmen die militärischen Aktionen in der Region gelobt. Er erwähnte oder verurteilte nicht, dass die bewaffneten Oppositionsgruppen Frauen, Kinder und junge Männer als Geiseln genommen hatten. Bei seinem Besuch würdigte General Idriss die Erfolge der bewaffneten Oppositionsgruppen im Gouvernement Latakia. Er erklärte, dass die Freie Syrische Armee weiter an der Seite verschiedener Gruppen kämpfen werde, bis das Regime entmachtet sei. Zudem sagte er den Kämpfern im Gouvernement Latakia jede Unterstützung zu, einschließlich Waffen und Munition. Diese könnten auf direktem oder indirektem Wege in die Hände der bewaffneten Gruppen gelangen, die Geiseln halten oder andere schwere Verstöße gegen die Menschenrechte oder das humanitäre Völkerrecht, wie summarische Tötungen, begehen.
Der gemeinsame Artikel 3 der Genfer Konventionen verbietet Geiselnahmen. Und auch das Statut des Internationalen Strafgerichtshofs legt dar, dass Geiselnahmen ein Kriegsverbrechen darstellen, sowohl in internationalen als auch in internen bewaffneten Konflikten.
Die Mehrzahl der von Amnesty International dokumentierten Menschenrechtsverletzungen wurde von den syrischen Streitkräften und Milizen der als Shabiha bekannten regierungstreuen Gruppierungen begangen. Doch auch bewaffnete Oppositionskräfte haben sich Menschenrechtsverstößen schuldig gemacht, darunter der Folterung und Tötung gefangengenommener Angehöriger der Armee und der Shabiha sowie auch der Entführung und Tötung tatsächlicher und vermeintlicher RegierungsanhängerInnen und -unterstützerInnen. Außerdem versuchten sie durch die Geiselnahme von Zivilpersonen Gefangenenaustausche herbeizuführen. Amnesty International verurteilt diese Menschenrechtsverstöße scharf und hat die Führungsebene sämtlicher in Syrien operierender bewaffneter Oppositionsgruppen dazu aufgerufen, derartige Handlungen in einer öffentlichen Bekanntmachung zu verbieten und alles in ihrer Macht Stehende zu tun, damit oppositionelle Gruppen keine Menschenrechtsverstöße mehr begehen. Lesen Sie hierzu den englischsprachigen Bericht Syria: Summary killings and other abuses by armed opposition groups vom 14. März 2013 (Index: MDE 24/008/2013, http://www.amnesty.org/en/library/info/MDE24/008/2013/en).