Ehemaliger Bürgermeister getötet

Lage Kolumbiens

Lage Kolumbiens

Der ehemalige Bürgermeister der Gemeinde Suárez, Benicio Flor Belalcazar, der in der derzeitigen lokalen Wahlkampagne aktiv gewesen war und der indigenen Gemeinschaft im Reservat Cerro Tijeras angehörte, wurde von zwei bewaffneten Männern getötet. Seine Ehefrau überlebte den Anschlag. Amnesty International ist jedoch in großer Sorge um die Sicherheit der Angehörigen der indigenen Gemeinschaft und der Kandidat_innen in den lokalen und regionalen Wahlen, die am 25. Oktober stattfinden.

Appell an

PRÄSIDENT
Juan Manuel Santos
Presidente de la República
Casa de Nariño
Calle 7. No 6-54.
Bogotá, KOLUMBIEN
(Anrede: Dear President Santos / Excmo. Sr. Presidente Santos / Sehr geehrter Herr Präsident)
Fax: (00 57) 1 596 0631

INNENMINISTER
Juan Fernando Cristo
Calle 12B No 8-46, Primer Piso
Bogotá, KOLUMBIEN
(Anrede: Dear Minister / Sr. Ministro / Sehr geehrter Herr Minister)
Fax: (00 57) 1 283 9876

Sende eine Kopie an

NGO
NOMADESC
Carrera 4-53
Barrio San Antonio
Cali
KOLUMBIEN

BOTSCHAFT DER REPUBLIK KOLUMBIEN
S. E. Herrn Juan Mayr Maldonado
Taubenstr. 23
10117 Berlin
Fax: 030-2639 6125
E-Mail: info@botschaft-kolumbien.de

Bitte schreiben Sie Ihre Appelle möglichst sofort. Schreiben Sie in gutem Spanisch, Englisch oder auf Deutsch. Da Informationen in Urgent Actions schnell an Aktualität verlieren können, bitten wir Sie, nach dem 30. November 2015 keine Appelle mehr zu verschicken.

Amnesty fordert:

FAXE, E-MAILS ODER LUFTPOSTBRIEFE MIT FOLGENDEN FORDERUNGEN

  • Ich bin sehr besorgt um die Sicherheit von Deysi Grajales, Eider Flor, weiteren Angehörigen der indigenen Gemeinschaft im Reservat Cerro Tijeras im nördlichen Departamento de Cauca, sowie von César Lizardo Cerón und weiteren Kandidat_innen für die Wahlen am 25. Oktober. Garantieren Sie daher ihre Sicherheit gemäß ihren Wünschen.

  • Ich bitte Sie eindringlich, die Tötung von Benicio Flor Belalcazar sowie die Drohungen gegen Indigene im nördlichen Departamento de Cauca vollständig und unparteiisch zu untersuchen, die Ergebnisse zu veröffentlichen und die Verantwortlichen vor Gericht zu stellen.

PLEASE WRITE IMMEDIATELY

  • Expressing concern for the safety of Deysi Grajales, Eider Flor and other members of the Indigenous community of Cerro Tijeras in northern Cauca Department, as well as César Lizardo Cerón and other candidates in the 25 October elections, and urging the authorities to guarantee their safety in strict accordance with their wishes.

  • Calling on the authorities to order a full and impartial investigation into the killing of Benicio Flor Belalcazar and the threats against Indigenous Peoples in northern Cauca Department, publish the results and bring those responsible to justice.

Sachlage

Der sozial und politisch engagierte Benicio Flor Belalcazer wurde am 11. Oktober getötet. Er war ehemaliger Bürgermeister der Gemeinde Suárez im Departamento de Cauca und gehörte der indigenen Gemeinschaft im Reservat Cerro Tijeras an. In den vergangenen Wochen hatte er César Lizardo Cerón, einen der Bürgermeisterkandidaten von Suárez, bei dessen Wahlkampf unterstützt.

Am Morgen des 11. Oktober verließ Benicio Flor Belalcazer zusammen mit seiner Frau Deysi Grajales auf einem Motorrad seine Farm im Dorf Senderito in der Gemeinde Suárez. In der Gegend von Montañita wurden sie von zwei bewaffneten Männern, die ebenfalls auf einem Motorrad fuhren, angehalten. Einer der Männer feuerte sechs Schüsse auf Benicio Flor Belalcazer ab, wobei dieser eine tödliche Schusswunde am Kopf davontrug. Deysi Grajales überlebte den Angriff. Wenige Tage zuvor, am 6. Oktober, hatte Benicio Flor Belalcazer eine Drohung per Telefonanruf erhalten. Sein Sohn Eider Flor ist ein Sprecher der indigenen Gemeinschaft im Reservat Cerro Tijeras.

Der NGO Misión de Observación Electoral zufolge gab es seit dem 25. Juli im Zusammenhang mit den lokalen und regionalen Wahlen in Kolumbien sechs Tötungen, 50 Drohungen sowie einen Fall von Verschwindenlassen und mehrere Angriffe gegen Angehörige der Regierung, Kandidat_innen und Wahlhelfer_innen.

Hintergrundinformation

Hintergrund

Seit 50 Jahren kämpfen im bewaffneten Konflikt Kolumbiens Sicherheitskräfte und Paramilitärs gegen linksgerichtete Guerillagruppen. In diesem andauernden Konflikt werden Oppositionsmitglieder, Menschenrechtsorganisationen, Gewerkschaften und andere soziale Organisationen regelmäßig Opfer von Drohungen, Verschwindenlassen oder Tötungen. Die paramilitärischen Gruppen in Kolumbien sind angeblich seit dem von der Regierung finanzierten Demobilisierungsprozess, der im Jahr 2005 begann, aufgelöst, es gibt jedoch hinreichend Beweise dafür, dass diese Gruppen nach wie vor aktiv sind und Menschenrechtsverletzungen begehen.

César Lizardo Céron, dessen Wahlkampagne Benicio Flor Belalcazar unterstützt hatte, ist Kandidat für die unabhängige soziale Partei (Alianza Social Independiente). Kandidat_innen und Politiker_innen, die Oppositionsparteien angehören, die sich für soziale und wirtschaftliche Rechte einsetzen, werden seit Jahren Opfer schwerer Menschenrechtsverletzungen. Seit dem Gründungsjahr 1985 sind Tausende Mitglieder der Partei Patriotische Union (Unión Patriótica – UP) getötet worden, der Großteil von ihnen durch Paramilitärs. Die UP kandidiert erneut bei den Wahlen, nachdem sie ihren offiziellen Status als politische Partei verloren hat. Es wurde zudem berichtet, dass Kandidat_innen und Aktivist_innen der politischen Bewegung Marcha Patriótica, die 2012 gegründet worden war, getötet und bedroht wurden.

Friedensgespräche zwischen der Regierung und den Revolutionären Streitkräften Kolumbiens (Fuerzas Armadas Revolucionarias de Colombia – FARC) finden seit 2012 in Havanna, der Hauptstadt Kubas, statt. Am 23. September 2015 kündigten die Regierung und die FARC an, dass es eine Einigung zur Übergangsjustiz gegeben habe und dass spätestens am 23. März 2016 ein Friedensabkommen unterzeichnet werden soll. Die FARC stimmte zu, 60 Tage darauf einen Waffenstillstand einzulegen.

Benicio Flor Belalcazar war ein Sprecher der indigenen und afro-kolumbianischen Gemeinden, die im Gebiet der Salvajina-Talsperre leben, und war beteiligt am Kapazitätsaufbau von Aktivist_innen in dieser Gemeinde. Sein Sohn Eider Flor nimmt aktiv an einer Kampagne teil, die sich für eine angemessene Entschädigung angesichts der ökologische, sozialen und wirtschaftlichen Auswirkung des Baus der hydroelektrischen Salvajina-Talsperre einsetzt. Seit der Konstruktion der Talsperre in den 1980er-Jahren sind mehrere Sprecher_innen der indigenen und afro-kolumbianischen Gemeinden getötet oder bedroht worden, weil sie sich gegen den Bau eingesetzt hatten.