Menschenrechtsanwältin angegriffen

Mach dich stark für Menschenrechte

Mach dich stark für Menschenrechte

Die Menschenrechtsanwältin Anum Siregar ist in Wamena in der Provinz Papua von einem Unbekannten angegriffen worden. Es besteht Sorge um ihre Sicherheit. Sie verteidigt derzeit einen Indigenensprecher, der wegen des Vorwurfs auf Unterstützung separatistischer Aktivitäten in Haft ist. Amnesty International betrachtet ihn als gewaltlosen politischen Gefangenen.

Appell an

LEITER DER POLIZEI IN DER REGION PAPUA
Jotje Mende
Jl. Samratulangi No. 8 Jayapura
Papua
INDONESIEN
(Anrede: Dear Brigadier General / Sehr geehrter Herr Brigadegeneral)
Fax: (00 62) 967 531014 oder (00 62) 967 533396

BEAUFTRAGTE FÜR MENSCHENRECHTE
Harkristuti Harkrisnowo
Ministry of Law and Human Rights
Jl. H.R. Rasuna Said Kav No. 4-5
Kuningan, Jakarta Selatan 12950
INDONESIEN
(Anrede: Dear Harkristuti Harkrisnowo / Sehr geehrte Frau Harkristuti Harkrisnowo)
Fax: (00 62) 21 525 3095

Sende eine Kopie an

LEITER DER NATIONALEN MENSCHENRECHTSKOMMISSION
Mr Hafid Abbas
Jl Latuharhary
No.4 Menteng Jakarta Pusat
10310, INDONESIEN
Fax: (00 62) 213 912026
E-Mail: pengaduan@komnasham.go.id

BOTSCHAFT DER REPUBLIK INDONESIEN
S. E. Herrn Fauzi Bowo
Lehrter Straße 16-17
10557 Berlin
Fax: 030-4473 7142
E-Mail: info@indonesian-embassy.de

Bitte schreiben Sie Ihre Appelle möglichst sofort. Schreiben Sie in gutem Indonesisch, Englisch oder auf Deutsch. Da Informationen in Urgent Actions schnell an Aktualität verlieren können, bitten wir Sie, nach dem 29. Oktober 2014 keine Appelle mehr zu verschicken.

Amnesty fordert:

FAXE ODER LUFTPOSTBRIEFE MIT FOLGENDEN FORDERUNGEN

  • Bitte ergreifen Sie unverzüglich und in Absprache mit Anum Siregar Maßnahmen zu ihrem Schutz.

  • Leiten Sie bitte umgehend eine unabhängige und unparteiische Untersuchung jeglicher Vorwürfe ein, der Überfall auf Anum Siregar könnte mit ihrer Arbeit als Menschenrechtsverteidigerin zusammenhängen.

  • Bitte lassen Sie Areki Wanimbo sofort und bedingungslos frei, da er ein gewaltloser politischer Gefangener ist, der sich nur deshalb in Haft befindet, weil er friedlich von seinem Recht auf freie Meinungsäußerung Gebrauch gemacht hat.

  • Führen Sie bitte besondere Mechanismen zum Schutz von Menschenrechtsverteidiger_innen in Indonesien ein.

PLEASE WRITE IMMEDIATELY

  • Urging the authorities to take immediate action to ensure the safety of Anum Siregar, in accordance with her wishes.

  • Urging them to conduct a prompt, independent and impartial investigation into any allegations that this attack was linked to Anum Siregar’s work as a human rights defender.

  • Calling on the authorities to immediately and unconditionally release Areki Wanimbo as he is a prisoner of conscience, arrested solely for the peaceful exercise of his right to freedom of expression.

  • Establish special mechanisms to ensure the protection of human rights defenders in Indonesia.

Sachlage

Am 16. September um etwa 23 Uhr war die Menschenrechtsanwältin Anum Siregar in Wamena in der Provinz Papua nach einer Anhörung auf dem Rückweg zu ihrem Hotel, als sie überfallen wurde. Der unbekannte Angreifer war mit einem Messer bewaffnet und raubte ihre Handtasche und verletzte Anum Siregar an der Hand, bevor er floh. Anum Siregar wurde daraufhin im Krankenhaus von Wamena behandelt und ihre Hand mit mindestens zwei Stichen genäht.

Anum Siregar und ein weiterer Anwalt waren von Jayapura nach Wamena gereist, um Areki Wanimbo bei einer Voruntersuchung zu vertreten. Areki Wanimbo ist der Vorsitzende des Lani-Besar-Rats der Indigenen (Dewan Adat). Beide hatten bei ihrer Ankunft das Gefühl, beschattet zu werden. Die Anwältin und der Anwalt fechten die Festnahme und Inhaftierung von Areki Wanimbo an, da sie sie für rechtswidrig und für einen Verstoß gegen das indonesische Strafprozessrecht halten. Areki Wanimbo war am 6. August festgenommen worden, nachdem er sich mit zwei ausländischen Journalist_innen getroffen hatte, die an einen Dokumentarfilm über die Separatistenbewegung in der Region Papua arbeiteten. Ihm wird vorgeworfen, separatistische Aktivitäten unterstützt zu haben, und er wurde unter den Paragrafen 106 und 110 des Strafgesetzbuches wegen "Rebellion" angeklagt. Amnesty International betrachtet Areki Wanimbo als gewaltlosen politischen Gefangenen.

Anum Siregar ist eine angesehene Menschenrechtsanwältin und vertritt seit über zehn Jahren Opfer von Menschenrechtsverletzungen in Papua. Sie ist zudem die Leiterin der Menschenrechtsorganisation Alliance of Democracy for Papua (ALDP). Amnesty International befürchtet, dass Anum Siregar weitere Vergeltungsmaßnahmen für ihre Menschenrechtsarbeit drohen könnten.

Hintergrundinformation

Hintergrund

Nach Artikel 2 der UN-Erklärung zum Schutz von Menschenrechtsverteidiger_innen ist jeder Staat verpflichtet, die erforderlichen Bedingungen zu schaffen, um die Menschenrechte im eigenen Hoheitsgebiet zu schützen. Dennoch erhält Amnesty International nach wie vor Berichte über Angriffe auf Menschenrechtsverteidiger_innen und Journalist_innen in Indonesien. Auch Menschenrechtsverteidiger_innen in der Region Papua werden regelmäßig eingeschüchtert und schikaniert.

Internationale Menschenrechtsbeobachter_innen, Nichtregierungsorganisationen und Journalist_innen sind in der Region Papua in der Ausübung ihrer Tätigkeit stark eingeschränkt. Zwei französische Staatsangehörige, der Journalist Thomas Dandois und die Journalistin Valentine Bourrat, sind am 6. August in Wamena in der Provinz Papua von der Polizei festgenommen worden und befinden sich nach wie vor wegen Verstößen gegen die Einwanderungsbestimmungen in Haft. Die beiden Journalist_innen hatten offenbar an einem Dokumentarfilm über die Separatistenbewegung in der Region Papua gearbeitet.

Da ein freier und ungehinderter Zugang zu der Provinz Papua nicht möglich ist, kann eine unabhängige Berichterstattung über die dortige Menschenrechtslage derzeit nur sehr eingeschränkt erfolgen. Im Mai 2013 appellierte die damalige UN-Hochkommissarin für Menschenrechte Navanethem Pillay an Indonesien, internationale Journalist_innen nach Papua einreisen zu lassen und auch den Sonderberichterstatter_innen des UN-Menschenrechtsrats den Zugang zur Region zu ermöglichen.

In den meisten Fällen werden Menschenrechtsverletzungen an Menschenrechtsverteidiger_innen nicht aufgeklärt und die Verantwortlichen nicht zur Rechenschaft gezogen. Zu den Vorwürfen zählen Folter und andere Misshandlungen, mögliche rechtswidrige Tötungen sowie Fälle von Verschwindenlassen. Neben den Einschüchterungsversuchen und Angriffen, die Menschenrechtsverteidiger_innen Berichten zufolge regelmäßig erleiden, werden aufgrund ihrer Tätigkeit auch häufig Verleumdungsklagen gegen sie vorgebracht.

Amnesty International fordert die indonesische Regierung auf, ein Umfeld zu schaffen, in dem die Menschenrechte ohne Angst vor Vergeltungsmaßnahmen oder Einschüchterungen verteidigt werden können. Darüber hinaus sollte die indonesische Regierung besondere Mechanismen zum Schutz von Menschenrechtsverteidiger_innen einführen. Sie sollte zudem dafür sorgen, dass Menschenrechtsverletzungen gegen Menschenrechtler_innen umgehend, wirksam und unparteiisch untersucht werden und die Verantwortlichen in fairen Verfahren vor Gericht gestellt werden. Menschenrechtler_innen, die aufgrund ihrer Tätigkeit Opfer von Menschenrechtsverletzungen geworden sind, sollten angemessen entschädigt werden.