Schicksal unbekannt

Ergebnis dieser Urgent Action

Ivan Bezyazykov wurde am 5. Juli freigelassen. Er war mehr als 22 Monate in der Ostukraine von prorussischen Separatist_innen festgehalten, gefoltert und anderweitig misshandelt worden. Er befindet sich nun wieder bei seiner Frau und seinen Kindern in Zhytomyr im Norden der Ukraine.

Ivan Bezyazykov wurde am 16. August 2014 in der Ostukraine von prorussischen Separatist_innen gefangen genommen, schwer geschlagen und gefoltert. Seine Frau nahm am 2. Oktober 2015 Kontakt mit seinen Entführer_innen auf. Sie geht davon aus, dass sein Leben in Gefahr ist. Über den Aufenthaltsort und das Schicksal von Ivan Bezyakyov ist derzeit nichts bekannt.

Appell an

SEPARATISTENFÜHRER DNR
Aleksandr Zakharchenko
str. Pushkinskaya 34, Donetsk, UKRAINE
(Anrede: Dear Mr. Zakharchenko / Sehr geehrter Herr Zakharchenko)
E-Mail: op@dnr-sovet.su oder info_dvpdnr@mail.ru

KOPIEN AN
OMBUDSPERSON DNR
Dariya Morozova
bul. Pushkina 34, et. 5, kab. 540
Donetsk, UKRAINE
Fax: (00 380) 95 656 8070
E-Mail: office@ombudsmandnr.org

MENSCHENRECHTSKOMMISSARIN DES UKRAINISCHEN PARLAMENTS
Valeriya Lutkovska
21/8, Instytutska street
Kyiv 01008
UKRAINE
E-Mail: hotline@ombudsman.gov.ua

BOTSCHAFT DER UKRAINE
S. E. Herrn Andrii Melnyk
Albrechtstraße 26
10117 Berlin
Fax: 030-2888 7163
E-Mail: emb_de@mfa.gov.ua

Bitte schreiben Sie Ihre Appelle möglichst sofort. Schreiben Sie in gutem Russisch, Englisch oder auf Deutsch. Da Informationen in Urgent Actions schnell an Aktualität verlieren können, bitten wir Sie, nach dem 1. Dezember 2015 keine Appelle mehr zu verschicken.

Amnesty fordert:

LUFTPOSTBRIEFE, FAXE, E-MAILS, FACEBOOK- ODER TWITTERNACHRICHTEN MIT FOLGENDEN FORDERUNGEN

  • Ich fordere Sie auf, die Familie von Ivan Bezyazykov unverzüglich über sein Schicksal und seinen derzeitigen Aufenthaltsort zu informieren.

  • Leiten Sie bitte unverzüglich Maßnahmen ein, um sicherzustellen, dass weder Ivan Bezyazykov noch andere Gefangene in Gewahrsam gefoltert oder anderweitig misshandelt werden. Sorgen Sie dafür, dass sie sofort jede medizinische Versorgung bekommen, die sie benötigen.

  • Denken Sie daran, dass alle Personen, die in einem bewaffneten Konflikt gefangen genommen werden, durch internationale Menschenrechtsnormen und das Völkerrecht geschützt sind. Bitte leiten Sie wirksame rechtliche Schritte ein, um die Folter und anderweitige Misshandlung von Gefangenen in Ihrem Gewahrsam oder im Gewahrsam von Streitkräften unter Ihrer effektiven Kontrolle zu verhindern.

PLEASE WRITE IMMEDIATELY

  • Insisting that information regarding Ivan Bezyazykov’s fate and whereabouts is provided immediately to his family.

  • Urging that immediate steps are taken to ensure that neither Ivan Bezyazykov, nor any other prisoner in their custody, is subjected to torture or other ill-treatment, and ensure that they are immediately provided with the medical treatment they require.

  • Reminding them that anyone held by either side in connection with an armed conflict is protected under international human rights law and international humanitarian law, and urge them to take effective lawful steps to prevent torture or ill-treatment of prisoners in their custody or in the custody of any forces under their effective control.

Sachlage

Ivan Bezyazykov, Oberst des militärischen Nachrichtendienstes der Ukraine, wurde am 16. August 2014 bei Verhandlungen über einen Waffenstillstand mit prorussischen Separatist_innen in der Ostukraine zusammen mit zwei anderen Soldaten gefangen genommen.

Ivan Bezyazykov hatte von dem befehlshabenden Offizier die Anordnung erhalten, eine weiße Fahne zu hissen und sich der anderen Seite zu nähern, um einen vorübergehenden Waffenstillstand auszuhandeln. Dieser sollte dazu dienen, nach zweitägigen Kämpfen in der Nähe der Ortschaft Stepanivka die Toten und Verletzten zu bergen. Die separatistischen Kämpfer_innen entwaffneten Ivan Bezyakyov und zwei weitere Männer, die ihn begleitet hatten, und nahmen sie gefangen. Die beiden anderen Männer wurden im September bzw. im Dezember 2014 freigelassen. Sie berichteten Margarita Kushnirova, der Frau von Ivan Bezyazykov, dass sie alle, besonders aber ihr Ehemann, geschlagen und gefoltert worden seien. Ihnen zufolge war Ivan Bezyazykov wiederholt Scheinhinrichtungen unterzogen worden. Zudem habe er einige Rippenbrüche davongetragen und Schwellungen am ganzen Körper.

Margarita Kushnirova konnte bis zum 22. Mai 2015 mehrfach telefonisch mit Ivan Bezyazykov sprechen. Danach hatte sie nur noch Kontakt zu seinen Entführer_innen. Einer von ihnen, Eduard Basurin, teilte ihr am 2. Oktober mit, dass ihr Ehemann sie weder sprechen noch sehen wolle. Um ihn zu treffen, müsse sie sich persönlich nach Donezk begeben. Margarita Kushnirova hat drei kleine Kinder und fürchtet bei einer Reise nach Donezk um ihre Sicherheit. Bisher hat man ihr weder gestattet, erneut mit Ivan Bezyakyov zu reden, noch weiß sie, ob ihn seine Verletzungen daran hindern, mit ihr zu sprechen, oder ob er überhaupt noch am Leben ist.

Hintergrundinformation

Hintergrund

Der bewaffnete Konflikt in der Ostukraine begann im Frühjahr 2014 nach der Annexion der Halbinsel Krim durch Russland. Im April und Mai 2014 hatten Gegner_innen der neuen Regierung in Kiew Gebäude der lokalen Verwaltungen und Strafverfolgungsbehörden in verschiedenen Städten der Regionen Donezk und Luhansk in der Ostukraine (Donbass) besetzt. Die Organisator_innen der Proteste, die mehr lokale Autonomie bzw. die Unabhängigkeit von der Ukraine (und eine engere Anbindung an Russland) forderten, bildeten bewaffnete Gruppen und begründeten ihr Vorgehen mit der Sorge um die Rechte der russischsprachigen Bewohner_innen der Region. In Donezk und Luhansk sowie kleineren Städten in der Nähe, in denen bewaffnete Gruppen effektiv die Kontrolle übernommen hatten, wurden die sogenannte "Volksrepublik Donezk" (DNR) und die "Volksrepublik Luhansk" (LNR) ausgerufen. Daraufhin begannen die Behörden in Kiew eine "Anti-Terror-Operation" (antiteroristichna operatsiya, ATO), eine militärische Operation die zum Ziel hatte, die Kontrolle über das Gebiet wiederzuerlangen. Der daraus resultierende Konflikt führte zu mehr als 8.000 Toten und fast zwei Millionen Vertriebenen.

Nach monatelangen international vermittelten Verhandlungen zwischen Vertreter_innen der Behörden in Kiew und der De-facto-Behörden in Donezk und Luhansk, die im belarussischen Minsk stattfanden, kam es am 11. Februar 2015 zu der Unterzeichnung des sogenannten "Minsk II"-Abkommens, das zu einem Waffenstillstand führte. Zwar wurde das Abkommen noch nicht vollständig umgesetzt, doch hat die Intensität der Kämpfe im Donbass seither wesentlich abgenommen.

Die Berichte über Folter und andere Misshandlungen von Gefangenen auf beiden Seiten des Konflikts in der Ostukraine sind nicht nur schockierend, sondern auch an der Tagesordnung. Im März und im April 2015 befragte Amnesty International 33 ehemalige Gefangene, von denen 17 von separatistischen Kräften und 16 von Kiewer Militär- und Polizeiangehörigen gefangen genommen worden waren. Bis auf einen berichteten alle von Schlägen oder anderen schweren Misshandlungen, insbesondere in den ersten Tagen ihrer Gefangenschaft. Den englischsprachigen Bericht finden Sie unter https://www.amnesty.org/en/documents/eur50/1683/2015/en/.

Ivan Bezyazykov wurde mutmaßlich wegen seines hohen militärischen Rangs und seiner Zugehörigkeit zum militärischen Nachrichtendienst der Ukraine (voennaya razvdeka) gefoltert. Wie die beiden anderen Männer, die mit ihm gefangen genommen und später freigelassen wurden, berichteten, wurden sie an jedem Kontrollpunkt, den sie passierten, brutal geschlagen. Ivan Bezyazykov sei besonders schlecht behandelt und mindestens fünf Mal einer Scheinhinrichtung unterzogen worden. Seine Frau teilte Amnesty International mit, dass ihr Mann mehrere gebrochene Rippen habe und in den ersten Monaten seiner Gefangenschaft wegen der schweren Schläge nicht richtig sprechen konnte.