Journalistin droht Folter

Am 30. Juni 2009 wurde die Journalistin Hengameh Shahidi festgenommen. Seitdem wird sie ohne Anklage im Evin-Gefängnis von Teheran festgehalten. Sie ist in Gefahr, gefoltert oder in anderer Weise misshandelt zu werden.

Appell an

OBERSTE JUSTIZAUTORITÄT
Ayatollah Sadeqh Larijani
Howzeh Riyasat-e Qoveh Qazaiyeh
Pasteur St., Vali Asr Ave., south of Serah-e Jomhouri,
Tehran 1316814737
IRAN
(korrekte Anrede: Your Excellency)
E-Mail: über die Website: http://www.dadiran.ir/tabid/75/Default.aspx

Auf der Website füllen Sie bitte die mit einem roten Sternchen markierten Textfelder unterhalb der E-Mail-Adresse info@dadiran.ir aus. In die erste Textzeile schreiben Sie Ihren Vor,- in die zweite ihren Nachnamen. Die dritte Zeile (ohne Sternchen) bleibt leer. In der letzten Zeile geben Sie Ihre E-Mail-Adresse an. Ihren Appelltext schreiben Sie bitte in die große Textbox darunter.

LEITER DES PARLAMENTARISCHEN SONDERAUSSCHUSSES
Parviz Sorouri, Majles-e Shoura-ye Eslami
Baharestan Square, Tehran, IRAN
(korrekte Anrede: Your Excellency)
Fax: (0098) 21 33440 309
E-Mail: sorouri@majlis.ir

Sende eine Kopie an

GENERALSEKRETÄR DER NATIONAL TRUST PARTY
Mehdi Karroubi

E-Mail: über die Website http://www.etemademelli.ir/contactus/

Auf der Website füllen Sie bitte die mit "FA" markierten Textfelder aus. In das erste Textfeld schreiben Sie Ihren Namen, in das zweite mit "FA" markierte Textfeld den Betreff und in die große Textbox schreiben Sie bitte Ihren Appelltext.

BOTSCHAFT DER ISLAMISCHEN REPUBLIK IRAN
S.E. Herrn Alireza Sheikh Attar
Podbielskiallee 65-67
14195 Berlin
Fax: 030-8435 3535
E-Mail: iran.botschaft@t-online.de

Bitte schreiben Sie Ihre Appelle möglichst sofort. Schreiben Sie in gutem Persisch, Arabisch, Französisch, Englisch oder auf Deutsch. Da Informationen in Urgent Actions schnell an Aktualität verlieren können, bitten wir Sie, nach dem 14. Oktober 2009 keine Appelle mehr zu verschicken.

PLEASE SEND APPEALS TO ARRIVE AS QUICKLY AS POSSIBLE, IN PERSIAN, ARABIC, FRENCH, ENGLISH OR OWN LANGUAGE:

  • Calling for the immediate and unconditional release of Hengameh Shahidi, as she is detained solely for the peaceful exercise of her right to freedom of expression and association;

  • Calling for her to be protected from torture and other ill-treatment while in detention;

  • Calling for her to be granted immediate access to her lawyer, family, and to any medical attention she may require.

Amnesty fordert:

SCHREIBEN SIE BITTE LUFTPOSTBRIEFE, FAXE UND E-MAILS, IN DENEN SIE

  • die sofortige und bedingungslose Freilassung von Hengameh Sharidi fordern, da sie eine gewaltlose politische Gefangene ist, die allein aufgrund der friedlichen Wahrnehmung ihrer Rechte auf freie Meinungsäußerung und Vereinigungsfreiheit in Haft gehalten wird;

  • darauf dringen, dass sie weder misshandelt noch gefoltert wird;

  • darauf dringen, dass sie Zugang zu einem Rechtsbeistand und ihrer Familie sowie die von ihr benötigten Medikamenten erhält.

Sachlage

Hengameh Shahidi ist Mitglied der "National Trust Party", einer Oppositionspartei unter dem Vorsitz des reformorientierten Geistlichen Mehdi Karroubi. Amnesty International ist der Auffassung, dass die Festnahme der Journalistin mit der umstrittenen Präsidentschaftswahl vom 12. Juni in Zusammenhang steht. Es ist jedoch nicht klar, ob sie wegen ihrer Arbeit als Journalistin oder ihres politischen Engagements festgehalten wird.

Hengameh Shahidi leidet an einer Herzkrankheit und muss regelmäßig Medikamente nehmen. Es ist nicht bekannt, ob sie in der Haft die erforderlichen Medikamente erhält. Sie hat keinen Zugang zu einem Rechtsbeistand und durfte seit ihrer Inhaftierung nur ein Mal von ihrer Familie besucht werden. Nach ihrer Festnahme verbrachte sie zunächst 50 Tage in Einzelhaft im Trakt 209 des Evin-Gefängnisses, der dem Geheimdienstministerium untersteht. Nach einem Amnesty International vorliegenden Bericht rief sie am 22. August ihre Familie an und sagte, dass sie aus der Einzelhaft in eine Zelle mit einer anderen Frau verlegt worden sei, aber immer noch verhört werde.

Pressemeldungen zufolge trat Hengameh Shahidi am 25. August in einen Hungerstreik, um gegen das Verhalten der VerhörbeamtInnen zu protestieren. Sie wird offenbar unter Druck gesetzt, "unmoralische Beziehungen" zu Männern zu gestehen.

Hintergrundinformation

Hintergrund

Seit der Bekanntgabe des Wahlsiegs des amtierenden Präsidenten Ahmadinejad am 13. Juni nahmen hunderttausende IranerInnen im ganzen Land an größtenteils friedlichen Großkundgebungen teil, in denen sie den Ausgang der Wahlen anzweifelten. Daraufhin schränkten die iranischen Behörden die Meinungs-, Versammlungs- und Vereinigungsfreiheit sofort drakonisch ein. Auch Telefon- und Internetverbindungen wurden erheblich gestört. Außerdem ist es den iranischen Medien seither untersagt, Informationen über die im ganzen Land schwelenden Unruhen zu veröffentlichen. Ausländische JournalistInnen wurden von den Straßen verbannt, ihre Visa nicht verlängert, und einige wurden festgenommen oder des Landes verwiesen. Die Sicherheitskräfte gingen mit exzessiver Gewalt gegen die Demonstrierenden vor; dutzende Menschen wurden getötet und hunderte verletzt. Einige Demonstrierende erlagen später ihren Verletzungen. Andere wurden verletzt und starben infolge von Folter im Gefängnis.

Als Reaktion auf die Massenproteste wurden zahlreiche Sicherheitskräfte eingesetzt, insbesondere die paramilitärische Basij-Miliz. Mindestens 4.000 Personen sollen in den drei bis vier Wochen nach der Wahl am 12. Juni festgenommen worden sein, darunter auch bekannte politische Persönlichkeiten, die entweder den Präsidentschaftskandidaten Mir Hossein Mousavi und Mehdi Karroubi oder dem ehemaligen Präsidenten Khatami nahe stehen, der Mousavis Wahlkampf unterstützte. Einige MenschenrechtsverteidigerInnen und JournalistInnen wurden ebenfalls inhaftiert. Ihnen wurde der Kontakt zu RechtsanwältInnen verweigert, sie konnten aber in den meisten Fällen von Familienangehörigen besucht werden.

Die Massenprozesse gegen hunderte von Angeklagten, die am 1. August begannen, entsprechen bei Weitem nicht den internationalen Standards für ein faires Gerichtsverfahren. Die Gefangenen "gestanden" vage formulierte Anklagen, die oft keine strafbaren Handlungen darstellen. Diese "Geständnisse", die offensichtlich unter Zwang erfolgt waren, wurden vor Gericht zugelassen. Einige Angeklagte wurden bei ähnlichen "Geständnissen" gefilmt und die Aufnahmen noch vor der Verhandlung im Fernsehen ausgestrahlt. Einigen der Angeklagten könnte nun die Todesstrafe drohen.

Iranische BeamtInnen haben bestätigt, dass zumindest einige dieser Gefangenen gefoltert oder in anderer Weise misshandelt wurden und dass in mindestens einem außerhalb von Teheran gelegenen Gefangenenlager, Kahrizak, Misshandlungen stattgefunden haben. Am 29. Juli ordnete Religionsführer Ayatollah Ali Khamenei die Schließung der Hafteinrichtung an. Der Leiter einer Hafteinrichtung und drei Wachmänner, die vermutlich in Kahrizak gearbeitet haben, sollen aus dem Dienst entlassen und möglicherweise inhaftiert worden sein. Am 15. August teilte Parviz Sorouri, Leiter des parlamentarischen Sonderausschusses zur Überwachung von Verhaftungen, die nach der Wahl stattfanden, der "Islamic Labour News Agency" mit, dass zwölf Polizeibeamte und ein Richter, die Gefangene nach Kahrizak überstellt haben, verhaftet und angeklagt werden würden, weil "das Gefangenenlager für Drogendealer vorgesehen ist."

Amnesty International liegen Berichte vor, die eine Erklärung von Mehdi Karroubi bestätigen, dass sowohl männliche als auch weibliche Gefangene von iranischen Sicherheitskräften gefoltert und vergewaltigt wurden. Seine Vorwürfe wurden zunächst von Farhad Tajari, Mitglied eines parlamentarischen Sonderausschusses, bestritten. Am 26. August jedoch wandte sich ein weiteres Mitglied des Ausschusses an die Website "Parleman News" und teilte – unter der Bedingung anonym zu bleiben – mit, dass "wir definitiv von der Vergewaltigung von Gefangenen mit Schlagstöcken und Flaschen wissen."