In Lebensgefahr

2006 getötet: Dionisio Díaz

2006 getötet: Dionisio Díaz

Eine Anwältin, die für die Menschenrechtsorganisation Asociación para una Sociedad más Justa (ASJ) arbeitet, wurde am 19. Oktober in der honduranischen Hauptstadt Tegucigalpa von zwei unbekannten Männern entführt. Sie hielten sie 40 Minuten lang fest und drohten ihr, sie zu töten. Sie könnte in Lebensgefahr sein.

Appell an

STAATSPRÄSIDENT
Sr. Porfirio Lobo Sosa
Presidente de la República
Casa Presidencial
Boulevard Juan Pablo Segundo
Palacio José Cecilio del Valle
Tegucigalpa
HONDURAS
(korrekte Anrede: Estimado Sr. Presidente/Dear President)
Fax: (00 504) 239 3298

INNENMINISTER
Oscar Alvarez
Secretario de Estado
Secretaría de Estado en el Despacho de Seguridad
Plantel Casamata, subida al Picacho
Tegucigalpa, M.D.C
HONDURAS
(korrekte Anrede: Dear Minister/Estimado Sr. Ministro)
Fax: (00 504) 220 1756
E-Mail: despachoministro@yahoo.com

Sende eine Kopie an

MENSCHENRECHTSORGANISATION
Asociación para una Sociedad más Justa (ASJ)
Apartado 30676
Tegucigalpa
HONDURAS

BOTSCHAFT DER REPUBLIK HONDURAS
S.E. Herr Efrain Anibal Diaz Arrivillaga
Cuxhavener Straße 14
10555 Berlin
Fax: 030-3974 9712
E-Mail: informacion@embahonduras.de

Bitte schreiben Sie Ihre Appelle möglichst sofort. Schreiben Sie in gutem Spanisch, Englisch oder auf Deutsch. Da Informationen in Urgent Actions schnell an Aktualität verlieren können, bitten wir Sie, nach dem 10. Dezember 2010 keine Appelle mehr zu verschicken.

Amnesty fordert:

SCHREIBEN SIE BITTE E-MAILS, FAXE ODER LUFTPOSTBRIEFE MIT FOLGENDEN FORDERUNGEN

  • Leiten Sie bitte umgehend eine umfassende und unabhängige Untersuchung der vorübergehenden Entführung und der Drohungen gegen die ASJ-Anwältin ein, veröffentlichen Sie die Ergebnisse und stellen Sie die Verantwortlichen vor Gericht.

  • Bitte leiten Sie umgehend alle erforderlichen Schritte ein, um die Anwältin in Absprache mit ihren Wünschen angemessen zu schützen.

PLEASE WRITE IMMEDIATELY

  • Calling for an independent, thorough and impartial investigation into the incident and the threats against the ASJ lawyer, with the results made public and those responsible brought to justice;

  • Urging that the authorities take immediate steps to provide appropriate protection to the victim, in accordance with her wishes.

Sachlage

Die Anwältin, die zu ihrem Schutz nicht namentlich genannt werden will, winkte am 19. Oktober um 14:15 Uhr vor dem ASJ-Büro ein Taxi heran. Als sie mit dem Taxifahrer den Preis aushandelte, näherten sich ihr zwei Männer. Sie zwangen sie gemeinsam, in das Taxi zu steigen. Dem Taxifahrer befahlen sie, sich nach ihren Anweisungen zu richten.

Im Taxi gab der eine Mann dem anderen eine Waffe und fragte dann die Anwältin: "Arbeitest du für ASJ? Wer bezahlt dich? Wie viel bezahlt man dir? Versuchst du, Informationen über SETECH zu erhalten?" SETECH ist eine private Sicherheitsfirma. Die Anwältin weigerte sich zu antworten. Die Männer sagten zu einander: "Wir sind bezahlt worden, um sie zu exekutieren...jetzt müssen wir das auch tun." Einer der Entführer herrschte sie an: "Wir haben dich was gefragt, Schlampe, antworte!" Sie stellten der Anwältin noch weitere Fragen.

Nach etwa einer halben Stunde fingen die beiden Männer an zu streiten. Der eine Mann meinte, er sei sich nicht ganz sicher, das schien den zweiten Mann aus der Fassung zu bringen. Denn er befahl dem Taxifahrer daraufhin vor einem Baumarkt anzuhalten. Die Entführer sagten der Anwältin, sie solle das Fahrzeug verlassen: "Na los, steigen Sie aus. Überlegen Sie nicht lange. Gott sei mit Ihnen." Das Taxi fuhr anschließend mit den beiden Männern davon. Sie blieb auf der Straße zurück.

Hintergrundinformation

Hintergrund

Die Anwältin war schon am 21. September eingeschüchtert worden. Damals befand sie sich gerade im Büro des Arbeitsministers, um sich Schriftstücke zum arbeitsrechtlichen Schutz von Reinigungskräften und Wachpersonal anzusehen. Um 12:10 Uhr näherte sich eine Frau der Anwältin und riet ihr, die Untersuchung der Sicherheitsfirmen wegen des hohen persönlichen Risikos zu unterlassen. Die Frau fragte, ob es sich bei der Recherche um die Firma SETECH drehe und erinnerte die Anwältin an den Fall des ASJ-Anwalts Dionisio Díaz García, der 2006 wegen einer ähnlichen Arbeit ermordet wurde. Etwa 15 Minuten später tauchte ein Mann auf und fing an, mit der Anwältin zu reden: "Die Sicherheitsfirmen bestehen aus ehemaligen Militärs. Sie haben Auftragskiller." Er fuhr fort: "Sie nehmen ein Taxi, das hält irgendwann an, ein Motorradfahrer taucht auf, macht bumm, bumm und Sie gehen zu Boden. Hören Sie mit dieser Arbeit auf, verlassen Sie diese Institution." Dann fragte er sie, ob sie für ASJ Informationen über SETECH einhole. Die Anwältin antwortete, dass sie sich keine konkreten Firmen ansehe und lediglich Rechtsberaterin sei.

Dionisio Díaz García wurde am 4. Dezember 2006 von dem Beifahrer eines Motorrads erschossen. Der Anwalt vertrat zu der Zeit eine Reihe ehemaliger Sicherheitsleute, die angaben, ungerecht entlassen worden zu sein. Amnesty International startete zu diesem Fall mehrere Eilaktionen im Dezember 2006, in denen die Organisation auf die Drohungen hinwies, die andere Angehörige von ASJ nach dem Tod von Dionisio Díaz erhalten hatten. Infolge der Ermordung von Dionisio Díaz wurde die ASJ von der Inter-Amerikanischen Kommission für Menschenrechte 2007 unter Schutz gestellt.

Die Ermittlungen und die Gerichtsverfahren im Fall Dionisio Díaz fanden von 2007 bis 2009 statt und führten zu der Verurteilung eines ehemaligen Sicherheitsangestellten, der für SETECH gearbeitet hatte, und eines Polizeibeamten wegen der Tötung von Dionisio Díaz.