Landrechtsaktivistin getötet

Eine Karte von Honduras

Karte von Honduras

Am 27. August ist die Vorsitzende eines Kleinbauernverbands, Margarita Murillo, im Nordwesten von Honduras erschossen worden. Weitere Mitglieder des Verbands sowie ihre Familienangehörigen könnten in Gefahr sein.

Appell an

PRÄSIDENT
Sr. Juan Orlando Hernandez
President of Honduras
Casa Presidencial
Barrio las Lomas
Boulevard Juan Pablo II
Tegucigalpa
HONDURAS
(Anrede: Señor Presidente / Dear President / Sehr geehrter Herr Präsident)
Email: ygarcia@presidencia.gob.hn
Fax: (00 504) 2290 5088

GENERALSTAATSANWALT
Sr. Oscar Chinchilla Banegas
Ministerio Público
Lomas del Guijarro
Avenida República Dominicana
Edificio Lomas Plaza II
Tegucigalpa
HONDURAS
(Anrede: Señor Fiscal Federal / Dear Attorney General /
Sehr geehrter Herr Generalstaatsanwalt)
Fax: (00 504) 2221 5667
Twitter: @MP_Honduras

Sende eine Kopie an

MENSCHENRECHTSORGANISATION
Comité de Familiares de Detenidos Desaparecidos en Honduras (COFADEH)
Barrio La Plazuela
Avenida Cervantes
Casa No. 1301
Tegucigalpa
HONDURAS
E-Mail: mail@cofadeh.org

BOTSCHAFT DER REPUBLIK HONDURAS
S. E. Herrn Ramón Custodio Espinoza
Cuxhavener Straße 14
10555 Berlin
Fax: 030-3974 9712
E-Mail: informacion.embahonduras.de@gmail.com

Bitte schreiben Sie Ihre Appelle möglichst sofort. Schreiben Sie in gutem Spanisch, Englisch oder auf Deutsch. Da Informationen in Urgent Actions schnell an Aktualität verlieren können, bitten wir Sie, nach dem 14. Oktober 2014 keine Appelle mehr zu verschicken.

Amnesty fordert:

FAXE, E-MAILS, TWITTERNACHRICHTEN ODER LUFTPOSTBRIEFE MIT FOLGENDEN FORDERUNGEN

  • Leiten Sie bitte umgehend eine unabhängige Untersuchung der Tötung von Margarita Murillo ein, veröffentlichen Sie die Ergebnisse und stellen Sie die Verantwortlichen vor Gericht.

  • Ich bin in großer Sorge um die Sicherheit von Margarita Murillos Familienangehörigen und Kolleg_innen und bitte Sie eindringlich, in Absprache mit den Betroffenen wirksame Maßnahmen zu ihrem Schutz zu ergreifen.

  • Bitte führen Sie einen Mechanismus ein, damit Menschenrechtsverteidiger_innen, die wegen ihrer Tätigkeit Repressalien befürchten, geschützt werden. Zudem möchte ich Sie an Ihre Verpflichtungen gemäß der UN-Erklärung zum Schutz von Menschenrechtsverteidiger_innen aus dem Jahr 1998 erinnern.

PLEASE WRITE IMMEDIATELY

  • Calling on the authorities to carry out an immediate and independent investigation into the killing of Margarita Murillo, to make the results public and bring those found responsible to justice.

  • Urging them to protect Margarita Murillo’s colleagues and family members in accordance with their wishes.

  • Calling on the authorities to adopt and fully implement a mechanism to protect those who are at risk of reprisal for their work in defence of human rights, and reminding them of their responsibilities as established in the 1998 UN Declaration on Human Rights Defenders.

Sachlage

Am Morgen des 27. August ist die 56-jährige Margarita Murillo in der Gemeinde El Planón in der Nähe der Stadt Villanueva im Departamento Cortés bei der Arbeit auf dem Feld durch Schüsse ins Gesicht und in die Brust getötet worden. Zuvor hatte sie den Behörden gemeldet, dass sie seit ein paar Tagen beschattet werde und Drohungen erhalte. Am Wochenende des 30. August versuchten Polizeibeamt_innen in die Wohnung von Margarita Murillos Tochter einzudringen mit der Begründung, dass diese Maßnahme ein Teil der Ermittlungen zu ihrem Tod sei.

Margarita Murillo war die Vorsitzende des Kleinbauernverbands Empresa Asociativa Campesina de Producción Las Ventanas, der zum nationalen Kleinbauernverband Asociación Nacional de Campesinos de Honduras gehört. Sie war auch aktives Mitglied des Sozialforums Foro Social del Valle de Sula. Am 19. August nahm sie an einem Treffen in der Nationalen Agrarbehörde (Instituto Nacional Agrario – INA) teil, bei dem Landkonflikte in der Stadt Las Ventanas diskutiert wurden. Im April wurde ein weiteres Verbandsmitglied unter bisher noch ungeklärten Umständen getötet.

Margarita Murillo setzte sich mehr als 40 Jahre lang für die Rechte von Kleinbauern und Kleinbäuerinnen und für verbesserte Lebensbedingungen ein. In den 1980er-Jahren wurde Margarita Murillo wegen ihres Engagements verfolgt und gefoltert. Sie war ein Gründungsmitglied der nationalen Kleinbauerngewerkschaft Central Nacional de Trabajadores del Campo und der Partei Libertad y Refundación (LIBRE), die nach dem Staatsstreich im Juni 2009 entstanden war. Im Rahmen der damit verbundenen gewaltsamen Konflikte verschwand Margarita Murillos 23-jähriger Sohn, der erst einige Wochen später gefunden wurde. Seit dem Staatsstreich hatte die Interamerikanische Menschenrechtskommission die honduranischen Behörden aufgefordert, Schutzmaßnahmen für Margarita Murillo einzuleiten. Allerdings sind diese Maßnahmen nie umgesetzt worden.

Hintergrundinformation

Hintergrund

Im Juni 2014 diskutierte der Kongress von Honduras den ersten Entwurf eines Gesetzes zum Schutz von Journalist_innen, Menschenrechtsverteidiger_innen und Angestellten des Justizsystems (Ley de Protección para los Defensores de Derechos Humanos, Periodistas, Comunicadores Sociales y Operadores de Justicia). Dieser Entwurf wurde nun zivilgesellschaftlichen Organisationen vorgelegt in der Absicht, ihre Vorschläge und Empfehlungen zu sammeln. Weitere Diskussionen dauern noch an. In Anbetracht der Gewalt gegen Menschenrechtsverteidiger_innen, Journalist_innen und Angestellte des Justizsystems ist es absolut notwendig, dass das Gesetz verabschiedet und umgesetzt wird und dass ausreichende Ressourcen, finanziell sowie personell, aufgewendet werden, um einen wirksamen Schutzmechanismus einzurichten.

In Honduras kämpfen kleinbäuerliche Gemeinden seit langem für ihre Rechte und eine gerechte Landverteilung. Oft setzen sie dafür ihr Leben aufs Spiel. Die Asociación Nacional de Campesinos de Honduras und andere Verbände setzen sich für die Verabschiedung eines umfassenden Agrargesetzes ein, das auch den Gender-Aspekt und die verschiedenen Bedürfnisse der kleinbäuerlichen Gemeinden mit einschließt.

Menschenrechtsverteidiger_innen sind in Honduras einem besonders hohen Risiko ausgesetzt. Laut dem Beauftragten für Menschenrechte in Honduras wurden seit Januar 2010 insgesamt 30 Journalist_innen und 70 Anwält_innen getötet. Unter den vielen Fällen von Menschenrechtsverletzungen und Verstößen gegen Menschenrechtsverteidiger_innen in den vergangenen fünf Jahren gibt es Amnesty International vorliegenden Informationen zufolge nur einen Fall, in dem die Verantwortlichen strafrechtlich verfolgt, überführt und verurteilt wurden. Weitere Informationen finden Sie in dem offenen Brief von Amnesty International an die Präsidentschaftskandidaten der Republik Honduras unter: http://www.amnesty.org/en/library/info/AMR37/014/2013/en.