Drei Personen verschleppt

Die Mutter dieses Mädchens ist verschwunden.

Die Mutter dieses Mädchens ist verschwunden.

Drei Personen, darunter zwei Minderjährige, wurden Ende Juli in der Stadt Laredo im Norden Mexikos verschleppt. Seither fehlt jede Spur von ihnen. Die Militärbehörden streiten ab, sie festgenommen zu haben. Sie könnten dem Verschwindenlassen zum Opfer gefallen sein.

Appell an

GENERALSTAATSANWALT
DER VEREINIGTEN MEXIKANISCHEN STAATEN
Jesús Murillo Karam
Paseo de la reforma 211-213
Col. Cuauhtémoc, México D.F., C.P. 06500, MEXIKO
(Anrede: Dear Attorney General / Sr. Procurador General / Sehr geehrter Herr Generalstaatsanwalt)
Fax: (00 52) 55 5346 0908
E-Mail: ofproc@pgr.gob.mx

MARINEMINISTER
Almirante Vidal Soberón Sanz
Secretaría de Marina
Eje 2 Oriente, Tramo Heroica Escuela Naval Militar Núm. 861
Col. Los Cipreses, Delegación Coyoacán
México D.F., CP. 04830, MEXIKO
(Anrede: Dear Secretary / Estimado Señor Secretario)
E-Mail: srio@semar.gob.mx

Sende eine Kopie an

NGO – MENSCHENRECHTSAUSSCHUSS NUEVO LAREDO
Comité de Derechos Humanos de Nuevo Laredo
Calle Enriqueta Castañeda #8836
Col. La Joya
Nuevo Laredo C.P. 88125
Tamaulipas, MEXIKO

BOTSCHAFT DER VEREINIGTEN MEXIKANISCHEN STAATEN
Herrn Enrique Palos Soto
Geschäftsträger a.i.(Gesandter)
Klingelhöferstraße 3
10785 Berlin
Fax: 030-26 93 23-700
E-Mail: mail@mexale.de

Bitte schreiben Sie Ihre Appelle möglichst sofort. Schreiben Sie in gutem Spanisch, Englisch oder auf Deutsch. Da Informationen in Urgent Actions schnell an Aktualität verlieren können, bitten wir Sie, nach dem 26. September 2013 keine Appelle mehr zu verschicken.

Amnesty fordert:

FAXE, E-MAILS ODER LUFTPOSTBRIEFE MIT FOLGENDEN FORDERUNGEN

  • Ich bin in großer Sorge, dass José de Jesús Martínez, Diana Laura Hernández Acosta und David Álvarez Gutiérrez am 29. und 30. Juli dem Verschwindenlassen durch MarinesoldatInnen zum Opfer gefallen sein könnten. Bitte geben Sie umgebend bekannt, wo sie sich befinden und gewährleisten Sie ihre Sicherheit.

  • Die Zivilbehörden möchte ich auffordern, umgehend eine umfassende und unparteiische Untersuchung der mutmaßlichen Entführung durch Angehörige der mexikanischen Marine durchzuführen, die Ergebnisse zu veröffentlichen und die Verantwortlichen vor Gericht zu stellen.

  • Ich fordere Sie nachdrücklich auf, sicherzustellen, dass die Familien der drei Verschwundenen und alle AugenzeugInnen in enger Absprache mit ihnen, Schutz erhalten, und darüber hinaus dafür zu sorgen, dass alle Institutionen die Untersuchungen und Maßnahmen der Zivilbehörden unterstützen, um die Verschwundenen aufzufinden.

PLEASE WRITE IMMEDIATELY

  • Expressing concern that José de Jesús Martínez, Diana Laura Hernández Acosta and David Álvarez Gutiérrez appear to have been subjected to enforced disappearance by Mexican marines since 29 and 30 July, and calling on the authorities to reveal where they are and ensure their safety.

  • Calling on the civilian authorities to carry out a prompt, full and impartial investigation into their apparent abduction by members of the Mexican Navy, publish its findings and bring those responsible to justice.

  • Calling on them to ensure that the three people's families and eyewitnesses receive protection in line with their wishes, and ensure that all agencies cooperate with civilian investigations and measures to locate the victims.

Sachlage

José de Jesús Martínez Chigo und die 17-jährige Diana Laura Hernández Acosta befanden sich in den früheren Morgenstunden des 29. Juli in Nuevo Laredo im Norden Mexikos mit dem Auto auf dem Heimweg, als MarinesoldatInnen sie an einem Kontrollpunkt stoppten. Laut Angaben eines Angehörigen von José Martínez, der sich in der Nähe aufhielt und die Festnahme beobachten konnte, zwangen die MarinesoldatInnen sie und einen weiteren Fahrer in ein Militärfahrzeug einzusteigen und fuhren mit ihnen zu einem provisorischen Militärgelände in einer lokalen Sportanlage. Der Angehörige war ihnen gefolgt und sah, wie sie das Gelände betraten. Er berichtete seiner Familie, was geschehen war. Die Familien von José de Jesús Martínez und Diana Laura Hernández begaben sich noch am selben Tag zu der Militäreinrichtung. Dort wurde ihnen jedoch mitgeteilt, dass keine Zivilpersonen auf dem Militärgelände festgehalten würden. Die Angehörigen haben inzwischen beim lokalen Büro der Generalstaatsanwaltschaft (Procuraduría General de la República) Beschwerde eingelegt. Darin bestätigen mehrere AugenzeugInnen die Beteiligung der MarinesoldatInnen.

Bei einem anderen Vorfall wurde der 17-jährige Raúl David Álvarez Gutiérrez am 30. Juli gegen 11.30 Uhr von MarinesoldatInnen an einem Kontrollpunkt im Süden der Stadt angehalten. AugenzeugInnen, darunter ein Freund der Familie, berichteten den Angehörigen von Raúl David Álvarez, dass die Marinesoldaten ihn aufgefordert hatten, aus dem Auto auszusteigen und ihn nach einem kurzen Gespräch zu einem Militärlaster brachten. Seither fehlt jede Spur von Raúl David Álvarez. Die AugenzeugInnen möchten aus Angst vor Vergeltungsschlägen nicht aussagen. Die Angehörigen haben dennoch versucht, beim Büro der Staatsanwaltschaft Beschwerde einzulegen. Die Staatsanwaltschaft nahm die Beschwerde aufgrund fehlender AugenzeugInnen jedoch nicht auf.

Die Militärbehörden haben bislang nicht auf die Anfragen der Angehörigen und der lokalen Menschenrechtsorganisationen bezüglich der Inhaftierung und dem Verbleib der drei Personen reagiert.

Hintergrundinformation

Hintergrund

Die Zahl von in Mexiko verschwundenen Personen – entweder von kriminellen Banden entführt oder dem Verschwindenlassen durch RegierungsbeamtInnen zum Opfer gefallen – ist seit Dezember 2006 stark angestiegen. Damals begann eine große angelegte Kontrolloperation der mexikanischen Regierung zur Bekämpfung des organisierten Verbrechens, bei der im ganzen Land Militär stationiert wurde. Die aktuelle Regierung unter Präsident Enrique Peña Nieto hat im Februar 2013 eine Liste von über 26.000 Personen veröffentlicht, dies seit 2006 vermisst gemeldet worden sind. Die Regierung hat jedoch keinerlei weitere Angaben zum Verbleib dieser Personen gemacht.

Amnesty International hat die Fälle von mindestens 152 seit 2007 verschwundenen Personen dokumentiert. In mindestens 85 dieser Fälle liegt ausreichendes Beweismaterial über die Beteiligung von BeamtInnen vor, um nach dem Völkerrecht den Tatbestand des Verschwindenlassens zu erfüllen. Dazu zählt der Fall von sechs Männern in Nuevo Laredo, die 2011 dem Verschwindenlassen durch Angehörige der mexikanischen Marine zum Opfer fielen. Obwohl die Nationale Menschenrechtskommission in Mexiko diese sechs Fälle als Verschwindenlassen anerkannt hat und eine umfassende Untersuchung empfahl, ist bislang weder das Schicksal der sechs Männer bekannt noch sind Angehörige des Militärs zur Verantwortung gezogen worden (siehe auch UA-177/2011-1: http://www.amnesty.de/urgent-action/ua-177-2011-1/sechs-maenner-verschwunden).

Die Regierung von Präsident Peña Nieto erkennt zwar in Teilbereichen die Schwere der Situation an, nicht aber das Ausmaß der Beteiligung von BeamtInnen an dem Verschwindenlassen und das anhaltende Versagen der Behörden, zielführende Untersuchungen durchzuführen. Darüber hinaus leugnen auch zahlreiche Bundesstaaten bislang rundweg die Beteiligung der Behörden.