Morddrohung gegen Menschenrechtler

Juan Pablo Gutiérrez

Juan Pablo Gutiérrez

Der Menschenrechtler Juan Pablo Gutiérrez, der sich in Kolumbien für die Rechte der indigenen Bevölkerung einsetzt, ist von einer paramilitärischen Gruppe mit dem Tod bedroht worden. Seitdem hat er zahlreiche zusätzliche Drohanrufe erhalten. Er und weitere Mitarbeiter_innen von Indigenenorganisationen sind in Gefahr.

Appell an

LEITER DER NATIONALEN SCHUTZBEHÖRDE
Dr. Andrés Villamizar Pachón
Unidad Nacional de Protección del Ministerio del Interior
Carrera 58 No. 10-51
Bogotá
KOLUMBIEN
(Anrede: Estimado Sr. Villamizar / Dear Mr. Villamizar / Sehr geehrter Herr Villamizar)
Fax: (00 57) 1 261 6287

GENERALSTAATSANWALT
Eduardo Montealegre
Fiscalía General de la Nación
Diagonal 22B No. 52-01 (Ciudad Salitre)
Bloque C Piso 4
Bogotá
KOLUMBIEN
(Anrede: Estimado Señor Fiscal General / Dear Attorney General / Sehr geehrter Herr Generalstaatsanwalt)
Fax: (00 57) 1 570 2000 (Wenn Sie eine Aufnahme hören, wählen Sie die Durchwahl 2023)

Sende eine Kopie an

INDIGENENORGANISATION ONIC
National Indigenous Organization of Colombia
Calle 12b No. 4 – 38
Bogotá
KOLUMBIEN
Fax: (00 57) 1 284 3465
E-Mail: derechoshumanos@onic.org.co

BOTSCHAFT DER REPUBLIK KOLUMBIEN
S. E. Herrn Juan Mayr Maldonado
Taubenstr. 23
10117 Berlin
Fax: 030-2639 6125
E-Mail: info@botschaft-kolumbien.de

Bitte schreiben Sie Ihre Appelle möglichst sofort. Schreiben Sie in gutem Spanisch, Englisch oder auf Deutsch. Da Informationen in Urgent Actions schnell an Aktualität verlieren können, bitten wir Sie, nach dem 2. Oktober 2014 keine Appelle mehr zu verschicken.

Amnesty fordert:

FAXE ODER LUFTPOSTBRIEFE MIT FOLGENDEN FORDERUNGEN

  • Ich bin in großer Sorge um die Sicherheit von Juan Pablo Gutiérrez und anderer Mitglieder der Indigenenorganisationen ONIC und CRIC und bitte Sie, in Absprache mit den Betroffenen wirksame Maßnahmen zu ihrem Schutz zu ergreifen.

  • Ich möchte Sie daran erinnern, dass Kolumbien als Vertragsstaat der UN-Erklärung zum Schutz von Menschenrechtsverteidiger_innen aus dem Jahr 1998 die Pflicht hat, Menschenrechtler_innen zu schützen.

  • Leiten Sie bitte eine vollständige und unparteiische Untersuchung der Morddrohung und Einschüchterungsversuche gegen Juan Pablo Gutiérrez und Mitglieder von ONIC und CRIC ein, veröffentlichen Sie die Ergebnisse und stellen Sie die Verantwortlichen vor Gericht.

PLEASE WRITE IMMEDIATELY

  • Expressing concern for the safety of Juan Pablo Gutiérrez and other members of ONIC and CRIC.

  • Urging the authorities to immediately provide effective protection for them in accordance with their wishes and reminding them to fulfil their obligation to protect human rights defenders, as set out in the 1998 UN Declaration on Human Rights Defenders.

  • Calling on the authorities to order a full and impartial investigation into the death threat and harassment against Juan Pablo Gutiérrez and members of ONIC and CRIC, publish the results and bring those responsible to justice.

Sachlage

Am 14. August hielt sich Juan Pablo Gutiérrez gerade im Stadtteil Colina Campestre der Hauptstadt Bogotá auf, als ihm ein Unbekannter einen Briefumschlag ohne Absender in die Hand drückte. Darin befand sich eine Morddrohung gegen ihn und andere Mitglieder der kolumbianischen Indigenenorganisation ONIC (Organización Nacional Indígena de Colombia). Auch Mitglieder der Indigenenorganisation CRIC (Consejo Regional Indígena del Cauca) wurden in dem Brief bedroht. Juan Pablo Gutiérrez ist ein französisch-kolumbianischer Fotograf, der sich für die Rechte der indigenen Bevölkerung in Kolumbien stark macht. Er ist ein internationaler Vertreter der ONIC und hat in der Vergangenheit zusammen mit Amnesty International einige Fotografieprojekte durchgeführt.

Die Organisationen ONIC und CRIC setzen sich seit Langem für den Schutz und die Stärkung der Rechte der indigenen Bevölkerung Kolumbiens ein. Der Drohbrief trug die Unterschrift der paramilitärischen Gruppe Aguilas Negras (Schwarze Adler). Sie beschuldigten Juan Pablo Gutiérrez, der Guerillabewegung Revolutionäre Streitkräfte Kolumbiens (Fuerzas Armadas Revolucionarias de Colombia – FARC) nahezustehen, und erklärten ihn zu einem militärischen Ziel. Die paramilitärische Gruppe sagte außerdem: "[Wir] werden den Verräter und Hurensohn Juan Pablo Gutiérrez und seine Kameraden von ONIC und CRIC, die die indigene Bevölkerung des Landes manipulieren, daran erinnern, dass sie Kolumbien zu respektieren haben! Diejenigen, die den tapferen Nationalstaat entehren, müssen ausgelöscht werden. Es tut nichts zur Sache, ob der Mistkerl unter Schutz steht. Ihm bleibt nicht viel Zeit, in Kolumbien oder sonstwo." Nach der Morddrohung hat Juan Pablo Gutiérrez auch zahlreiche Drohanrufe erhalten.

Hintergrundinformation

Hintergrund

Juan Pablo Gutiérrez ist wegen seiner Menschenrechtsarbeit bereits in der Vergangenheit in Gefahr geraten. Als er 2011 in Frankreich lebte und als internationaler Vertreter von ONIC tätig war, erhielt er Drohungen, die ihm zum Teil nahelegten, nicht nach Kolumbien zurückzukehren. Am 9. Oktober 2013 wurde er von vier Personen auf Motorrädern überfallen, als er mit seinem Kleintransporter in Bogotá unterwegs war. Er beschleunigte den Wagen, um zu entkommen, und die Männer gaben mehrere Schüsse auf den Transporter ab. Die kolumbianische Indigenenorganisation ONIC hat nach diesem Mordanschlag bei der nationalen Schutzbehörde (Unidad Nacional de Protección – UNP) Schutzmaßnahmen für Juan Pablo Gutiérrez beantragt, bisher sind jedoch keine derartigen Maßnahmen umgesetzt worden.

Indigene, afro-kolumbianische und kleinbäuerliche Gemeinschaften sowie Menschenrechtsverteidiger_innen sind nach wie vor diejenigen, die am stärksten unter dem anhaltenden bewaffneten Konflikt im Land zu leiden haben. Alle Konfliktparteien – zum einen die kolumbianischen Streitkräfte, die entweder allein oder im Einvernehmen mit den Paramilitärs agieren, zum anderen die verschiedenen Guerillagruppen – begehen Menschenrechtsverstöße und Verstöße gegen das humanitäre Völkerrecht. Hierzu zählen die Tötung von eigentlich "geschützten" Personen sowie Verschwindenlassen und Verschleppung, Folter, Vertreibung und Sexualstraftaten. Trotz der anhaltenden Friedensverhandlungen zwischen der Regierung und der Guerillabewegung FARC werden weiterhin unvermindert Menschenrechtsverstöße gegen Zivilpersonen und auch gegen die indigene Bevölkerung begangen.

Seit 1985 sind in Kolumbien mehr als fünf Millionen Menschen vertrieben worden. Die neuesten Zahlen der kolumbianischen NGO Codhes belegen, dass im Jahr 2013 beinahe 220.000 Zivilpersonen aus ihrem Zuhause fliehen mussten. Indigene Gemeinschaften sind weiterhin sehr stark betroffen. Laut der Indigenenorganisation ONIC sind zwischen Januar 2013 und Juni 2014 mindestens 37 Indigene getötet worden.