Menschenrechtlerin verschleppt

Ergebnis dieser Urgent Action

Die Menschenrechtlerin Shadi Sadr wurde am 28. Juli 2009 gegen Kaution freigelassen. Es ist nicht bekannt, wessen man sie beschuldigt. Amnesty International geht davon aus, dass sie aufgrund ihrer Menschenrechtsaktivitäten im Zusammenhang mit den umstrittenen Präsidentschaftswahlen in Haft genommen wurde.

Shadir Sadr

Shadir Sadr

Die Menschenrechtlerin Shadi Sadr wurde am 17. Juli 2009 in Teheran verschleppt. Bei den Entführern soll es sich um Angehörige der Sicherheitskräfte gehandelt haben. Sie könnte aufgrund ihrer Menschenrechtsaktivitäten im Zusammenhang mit den umstrittenen Präsidentschaftswahlen in Haft genommen worden sein. Amnesty International betrachtet sie als gewaltlose politische Gefangene, die in Gefahr ist gefoltert zu werden.

Appell an

RELIGIONSFÜHRER
Ayatollah Sayed 'Ali Khamenei
The Office of the Supreme Leader
Islamic Republic Street, End of Shahid Keshvar Doust Street, Tehran, IRAN
(korrekte Anrede: Your Excellency)
E-Mail: über die Website:
http://www.leader.ir/langs/en/index.php?p=letter (Englisch)

OBERSTE JUSTIZAUTORITÄT
Ayatollah Mahmoud Hashemi Shahroudi
Howzeh Riyasat-e Qoveh Qazaiyeh
(Office of the Head of the Judiciary)
Pasteur St., Vali Asr Ave., south of Serah-e Jomhouri
Tehran 1316814737, IRAN
(korrekte Anrede: Your Excellency)
E-Mail: shahroudi@dadgostary-tehran.ir (Betreff: FAO Ayatollah Shahroudi)

Sende eine Kopie an

RECHTSANWALTSKAMMER
Iranian Bar Association
No. 3, Zagros St.,
Argentina Sq.,
Tehran,
IRAN
Fax: (00 98) 21 8771340
(00 98) 21 888 6425/ 26
E-Mail: tamas@iranbar.org
oder mail@iranbar.org

BOTSCHAFT DER ISLAMISCHEN REPUBLIK IRAN
S.E. Herrn Alireza Sheikh Attar
Podbielskiallee 65-67
14195 Berlin
Fax: 030-8435 3535
E-Mail: iran.botschaft@t-online.de

Bitte schreiben Sie Ihre Appelle möglichst sofort. Schreiben Sie in gutem Persisch, Arabisch, Französisch, Englisch oder auf Deutsch. Da Informationen in Urgent Actions schnell an Aktualität verlieren können, bitten wir Sie, nach dem 28. August 2009 keine Appelle mehr zu verschicken.

PLEASE SEND APPEALS TO ARRIVE AS QUICKLY AS POSSIBLE, PERSIAN, ARABIC, FRENCH, ENGLISH OR OWN LANGUAGE:

  • calling on the authorities to release Shadi Sadr immediately and unconditionally, as she is a prisoner of conscience, held solely for her human rights activities and the peaceful exercise of her rights to freedom of expression, association and assembly;

  • urging them to disclose her whereabouts immediately, and ensure that she is allowed immediate access to her family, lawyer of her choice and any medical treatment she may require;

  • urging the authorities to ensure that Shadi Sadr is protected from all forms of torture or other ill-treatment;

  • calling on the authorities to remove unlawful restrictions on freedoms of expression, association and assembly in Iran.

Amnesty fordert:

SCHREIBEN SIE BITTE E-MAILS ODER LUFTPOSTBRIEFE, IN DENEN SIE

  • die Behörden auffordern, Shadi Sadr sofort und bedingungslos freizulassen, da sie als gewaltlose politische Gefangene anzusehen ist, die allein wegen ihres Engagements für die Menschenrechte und der friedlichen Wahrnehmung ihrer Rechte auf freie Meinungsäußerung, Vereinigungs- und Versammlungsfreiheit festgehalten wird;

  • fordern, dass ihr Aufenthaltsort sofort bekannt gegeben wird, sie Zugang zu einer rechtlichen Vertretung ihrer Wahl, ihrer Familie und jeglicher nötiger medizinischer Versorgung erhält;

  • die Behörden auffordern sicherzustellen, dass sie vor jeglicher Form von Folter oder Missbrauch geschützt wird;

  • die Behörden auffordern, die unrechtmäßige Einschränkung der Rechte auf Vereinigungs-, Versammlungs- und Meinungsfreiheit sofort einzustellen.

Sachlage

Shadi Sadr war am 17. Juli zusammen mit einer Gruppe von Frauenrechtlerinnen in Teheran zu Fuß unterwegs, als Männer in Zivilkleidung sie ergriffen und in ein Auto stoßen wollten. Die Rechtsanwältin und Journalistin konnte sich zunächst befreien und verlor dabei ihr Kopftuch und ihren Mantel. Die Männer brachten sie jedoch kurz darauf wieder in ihre Gewalt, schlugen mit Knüppeln auf sie ein und fuhren sie in einem Auto davon.

Shadi Sadr und die Frauengruppe waren auf dem Weg zur Teheraner Universität, wo zum ersten Mal seit den umstrittenen Wahlen der ehemalige Präsident Ali Akbar Rafsanjani das Freitagsgebet halten sollte.

Shadi Sadr ist die Verteidigerin der Menschenrechtlerin Shiva Nazar Ahari, die am 14. Juni 2009 in ihrem Haus in Teheran festgenommen wurde. Die Sicherheitskräfte durchsuchten das Haus der Bloggerin und Journalistin, die der journalistischen Organisation "Committee of Human Rights Reporters" angehört, und nahmen einige persönliche Gegenstände mit. Shiva Nazar Ahari wird derzeit in der Abteilung 209 des Evin-Gefängnisses festgehalten. Shadi Sadr hat bislang keinen Zugang zu ihrer Mandantin.

Hintergrundinformation

Hintergrund

Shadi Sadr, Journalistin und Rechtsanwältin, war Vorsitzende von "Raahi" (www.raahi.org), einem Rechtsberatungszentrum für Frauen, das im März 2007 von den Behörden geschlossen wurde. Zudem ist sie die Gründerin des Internetportals "Zanan-e Iran" (Frauen im Iran), die erste Internetseite, die sich der Arbeit von Frauenrechtlerinnen im Iran widmet. Sie hat außerdem zahlreiche Artikel über Frauenrechte im Iran verfasst. Als Rechtsanwältin hat sie mehrere Frauenrechtlerinnen und Journalistinnen vertreten. Sie war auch als Verteidigerin von zum Tode verurteilten Frauen tätig, deren Urteile später aufgehoben wurden. Zudem engagiert sie sich in der iranischen Initiative zur Abschaffung der Todesstrafe durch Steinigung (www.meydaan.com). Am 4. März 2007 war sie bei einer Protestkundgebung im Zusammenhang mit dem Verfahren gegen fünf Frauenrechtlerinnen schon einmal festgenommen worden (siehe UA 52/07).

Seit der Bekanntgabe des Wahlsiegs von Präsident Ahmadinejad am 13. Juni, den hunderttausende IranerInnen anzweifeln, haben die iranischen Behörden die Meinungs-, Versammlungs- und Vereinigungsfreiheit drakonisch eingeschränkt. Sicherheitskräfte, unter ihnen auch die paramilitärische Basij-Miliz, kamen verstärkt in den Straßen zum Einsatz, und Kommunikationsmöglichkeiten wurden erheblich eingeschränkt. Seit Bekanntgabe des Wahlergebnisses ist es den iranischen Medien untersagt, Informationen über die im ganzen Land schwelenden Unruhen zu veröffentlichen. Ausländische JournalistInnen wurden von den Straßen verbannt, ihre Visa nicht verlängert, und einige wurden festgenommen oder des Landes verwiesen.

Laut offiziellen Angaben, die Amnesty International zugegangen sind, wurden seit dem 12. Juni 2009 im ganzen Land über 2000 Personen von der Polizei oder den Basij-Milizen während Demonstrationen oder im Anschluss an Proteste festgenommen. Unter ihnen befinden sich auch bekannte politische Persönlichkeiten, die entweder dem Präsidentschaftskandidaten Mir Hossein Mousavi und Mehdi Karroubi oder dem ehemaligen Präsidenten Khatami, der die Kandidatur von Mir Hossein Mousavi unterstützte, nahe stehen. Auch MenschenrechtlerInnen und JournalistInnen wurden festgenommen. Am 16. Juni wurde der Menschenrechtler und Anwalt Abdolfattah Soltani festgenommen und inhaftiert (siehe UA-160/2009, 19. Juni 2009). Den Journalisten Issa Saharkhiz nahm man am 4. Juli fest. Sein Aufenthaltsort ist nicht bekannt (siehe UA-181/2009, 6. Juli 2009).

Am 17. Juli 2009 hielt der frühere Präsident Ali Akbar Rafsanjani zum ersten Mal seit der umstrittenen Präsidentschaftswahl vom Juni das Freitagsgebet an der Teheraner Universität. Er forderte die Freilassung der IranerInnen, die nach den Demonstrationen oder bei späteren Einsätzen festgenommen wurden. Tausende AnhängerInnen der Opposition versammelten sich auf den Straßen um die Universität und unterbrachen die Predigt mit Unterstützungsrufen für den Präsidentschaftskandidaten Mir Hossein Mousavi. Die Polizei setzte Tränengas ein, um die Menschen auseinander zu treiben. Zahlreiche Personen wurden festgenommen.