Fünf Aktivisten in Haft

Vier Aktivisten von der politischen Partei Vereinigte Volksbewegung (Muttanida Quami Movement – MQM) und ein Aktivist der Partei Pak Sarzaameen warten derzeit auf ihr Verfahren. Sie befinden sich in Gefahr, gefoltert oder anderweitig misshandelt zu werden.

Appell an

PRÄSIDENT
Honourable Mr Mamnoon Hussain
President's Secretariat
Islamabad, PAKISTAN
(Anrede: Your Excellency / Exzellenz)
Fax: (00 92) 51 920 8479
Twitter: @Mamnoon_hussain

PREMIERMINISTER
Muhammad Nawaz Sharif
Prime Minister House, Secretariat
Constitution Avenue
Islamabad, PAKISTAN
(Anrede: Dear Prime Minister / Sehr geehrter Herr Premierminister)
Fax: (00 92) 51 922 0404
Twitter: @pmln_org

REGIERUNGSCHEF VON SINDH
Qaim Ali Shah
Chief Minister Secretariat
Dr. Zia du Din Ahmed Road
Karachi, PAKISTAN
(Anrede: Dear Chief Minister / Sehr geehrter Regierungschef)
Fax: (00 92) 21 992 02000

Sende eine Kopie an

BOTSCHAFT DER ISLAMISCHEN REPUBLIK PAKISTAN
S. E. Herrn Jauhar Saleem
Schaperstr. 29
10719 Berlin
Fax: 030-2124 4210
E-Mail: mail@pakemb.de oder berlin@mofa.gov.pk

Bitte schreiben Sie Ihre Appelle möglichst sofort. Schreiben Sie in gutem Urdu, Englisch oder auf Deutsch. Da Informationen in Urgent Actions schnell an Aktualität verlieren können, bitten wir Sie, nach dem 2. September 2016 keine Appelle mehr zu verschicken.

Amnesty fordert:

FAXE, E-MAILS, TWITTER-NACHRICHTEN ODER LUFTPOSTBRIEFE MIT FOLGENDEN FORDERUNGEN

  • Bitte gewährleisten Sie, dass Waseem Akhtar, Tahir Ghaffar, Rauf Siddiqui, Zeeshan Bashir Farooqui und Anis Qaimkhani während ihrer Haft vor Folter und anderen Misshandlungen geschützt sind und dass ihre Haftbedingungen dem Völkerrecht und internationalen Standards entsprechen.

  • Bitte sorgen Sie dafür, dass die Männer eine faire Verhandlung erhalten und ihnen alle Prozessrechte gewährt werden, die ihnen laut internationalen Standards zustehen.

  • Bitte ordnen Sie umgehend eine unabhängige und wirksame Untersuchung der Folter- und Misshandlungsvorwürfe gegen Ordnungskräfte durch eine zivile Behörde an, und bringen Sie alle Verantwortlichen in fairen Verfahren ohne Rückgriff auf die Todesstrafe vor Gericht, unabhängig von ihrem jeweiligen Rang oder Status.

PLEASE WRITE IMMEDIATELY

  • Urging the Pakistani authorities to ensure that, while detained, the five men are protected from torture and other ill-treatment, and that the conditions of their detention adhere to international law and standards.

  • Urging them to ensure that Waseem Akhtar, Tahir Ghaffar, Rauf Siddiqui, Zeeshan Bashir Farooqui, and Anis Qaimkhani are given a fair trial and all due process rights in line with international standards.

  • Demanding that the authorities order a prompt, independent, and effective investigation by a civilian authority into reports of torture and other ill-treatment by law enforcement personnel, and bring anyone found responsible to justice in fair trials without recourse to the death penalty, regardless of their rank or status.

Sachlage

Waseem Akhtar, Rauf Siddiqui, Tahir Ghaffar und Zeeshan Bashir Farooqui, Mitglieder der Partei Vereinigte Volksbewegung (Muttanida Quami Movement – MQM), und Anis Qaimkhani, der Präsident der Partei Pak Sarzaameen, befinden sich derzeit in Karatschi in Gewahrsam, wo sie auf ihr Verfahren warten. Ihnen wird u. a. Kritik an den Sicherheitskräften vorgeworfen. Amnesty International befürchtet, dass sie in großer Gefahr sind, gefoltert und anderweitig misshandelt zu werden.

Waseem Akhtar, Bürgermeisterkandidat der MQM für Karatschi, Rauf Siddiqui und Anis Qaimkhani wurden am 19. Juli festgenommen. Ihnen wurde vorgeworfen, Terrorverdächtigen Zugang zu medizinischer Versorgung in einem örtlichen Krankenhaus verschafft und Sicherheitskräfte kritisiert zu haben. Am 19. Juli wurden auch Tahir Ghaffar und Zeeshan Bashir Farooqui in verschiedenen Teilen Karatschis wegen des mutmaßlichen Besitzes illegaler Schusswaffen festgenommen. Die fünf Männer haben alle Vorwürfe abgestritten. Rauf Siddiqui und Anis Qaimkhani sind derzeit im Zentralgefängnis von Karatschi inhaftiert, während Waseem Akhtar, Tahir Ghaffar und Zeeshan Farooqui sich im Bezirk Malir von Karatschi in Polizeigewahrsam befinden. Amnesty International sind in den letzten zwölf Monaten zahlreiche glaubwürdige Berichte zugegangen, nach denen Personen in Malir und anderen Bezirken der Stadt Karatschi in der Provinz Sindh Opfer von Folter und anderen Misshandlungen, außergerichtlichen Hinrichtungen und weiteren Menschenrechtsverletzungen durch Ordnungskräfte geworden sind. Angehörige und Rechtsbeistände haben sich darüber beklagt, dass ihnen seit der Festnahme nur beschränkt Zugang zu den fünf Männern gewährt wurde.

Im vergangenen Jahr waren die Strafverfolgungsbehörden in Karatschi, der größten Stadt Pakistans, an willkürlichen Festnahmen, Fällen des Verschwindenlassens, Folterungen und außergerichtlichen Hinrichtung von politischen Aktivist_innen und Terrorverdächtigen beteiligt. Unter den Opfern befanden sich auch zahlreiche Mitglieder der MQM. Waseem Akhtar und Rauf Siddiqui hatten in den Medien und bei politischen Versammlungen Kritik an der staatlichen paramilitärischen Gruppe Rangers geäußert, die in Karatschi mit für die Strafverfolgung zuständig ist. Sie warfen den Rangers vor, an Menschenrechtsverletzungen gegen Mitglieder der MQM beteiligt gewesen zu sein.

Hintergrundinformation

Hintergrund

Amnesty International sind zahlreiche glaubwürdige Berichte über Menschenrechtsverstöße durch Angehörige der Polizei und der paramilitärischen Einheit der Rangers zugegangen. Die Verfügung, nach der die Rangers zur Durchführung von Strafverfolgungsaktivitäten in Karatschi berechtigt sind, ist am 19. Juli um Mitternacht ausgelaufen. Trotzdem werden auch weiterhin Verstöße durch die paramilitärische Einheit und andere staatliche Kräfte befürchtet. Personen mit den unterschiedlichsten Hintergründen werden Opfer von Menschenrechtsverletzungen, darunter Angehörige politischer Parteien und Menschenrechtler_innen. Amnesty International ist besorgt, dass bestehende Sicherheitsgesetze und -maßnahmen sowie das Fehlen unabhängiger, unparteiischer und transparenter Mechanismen zur Untersuchung der Rangers und anderer staatlicher Sicherheitskräfte ein Umfeld begünstigt haben, in dem staatliche Kräfte in Karatschi bei Menschenrechtsverletzungen nahezu völlig straffrei ausgehen.

Zahlreiche politische Aktivist_innen der MQM und anderer politischer Parteien sind bereits willkürlich festgenommen worden. Am Morgen des 3. Mai wurde Aftab Ahmed, Assistent eines führenden MQM-Mitglieds, der von den Rangers in Karatschi festgenommen worden war, mit Brustschmerzen in das Krankenhaus Jinnah gebracht, wo er noch am selben Morgen starb. Sein Körper wies mutmaßliche Folterspuren auf. Am nächsten Tag räumte der Generaldirektor der Rangers in Sindh auf öffentlichen Druck hin ein, dass Aftab Ahmed in Gewahrsam gefoltert worden sei, wies aber die Verantwortung seiner Einheit für dessen Tod von sich. Der Generalstabschef der Armee ordnete daraufhin Ermittlungen im Folter- und Todesfall von Aftab Ahmed an. Medienberichten zufolge wurden fünf Angehörige der Rangers vom Dienst suspendiert. Seitens der pakistanischen Behörden wurden jedoch keine weiteren Informationen zu den Ermittlungen und etwaigen Verfahren gegen die Angehörigen der Rangers bekanntgegeben.

In den vergangenen Jahren sind Mitglieder der MQM mehrfach beschuldigt worden, an der Drangsalierung, Entführung, Folter und der mutmaßlichen Tötung politischer Gegner_innen, kritischer Journalist_innen und anderer Personen beteiligt gewesen zu sein. Am 1. März 2014 wurden sechs Männer des Mordes an Wali Khan Babar, einem Korrespondenten des Fernsehsenders Geo TV, im Januar 2011 für schuldig befunden. Vier der Männer erhielten lebenslange Haft, zwei weitere, die in Abwesenheit verurteilt wurden, die Todesstrafe. Wali Khan Babar wurde auf der Heimfahrt von seiner Arbeitsstelle in Karatschi erschossen. Er hatte gerade seinen neuesten Bericht zu Bandengewalt in der Stadt und zu mutmaßlichen Verbindungen zwischen einem Glücksspielsyndikat und der MQM vorgelegt. Obwohl das Gericht die MQM nicht für den Mord verantwortlich machte, bezeichnete es die sechs Verurteilten als bekannte "Auftragskiller" mit Verbindungen zur MQM, was ernsthafte Fragen hinsichtlich einer möglichen Beteiligung der MQM bzw. führender Angehöriger der Partei an der Ermordung von Wali Khan Babar aufwerfe. Einige der Verurteilten behaupteten, dass ihr Geständnis unter Folter durch Polizeikräfte erzwungen wurde.