Menschenrechtler getötet

Im März wurde der südafrikanische Landrechtsaktivist und Vorsitzende des Amadiba Crisis Committee (ACC), Sikhosiphi Rhadebe, erschossen. Kurz vor seinem Tod hatte er erfahren, dass sein Name sowie die Namen zweier weiterer Sprecher_innen des ACC auf einer "Abschussliste" stehen. Es gibt Zweifel an der Gründlichkeit der Untersuchungen der Tötung. Zudem besteht Sorge um die Sicherheit der beiden ACC-Sprecher_innen sowie weiterer Aktivist_innen, die in Xolobeni gegen ein Bergbauprojekt kämpfen.

Appell an

LEITER DER DCPI IN DER PROVINZ OSTKAP
Major General Nyameko Nogwanya

Directorate for Priority Crime Investigation, Old Allied Building, Cnr Oxford & Buxton Streets, 5th Floor
East London, Eastern Cape, SÜDAFRIKA
(Anrede: Dear Major General / Sehr geehrter Herr Generalmajor)
Fax: (00 27) 43 722 4572

NATIONALER LEITER DER DCPI
Lieutenant General Mthandazo Ntlemeza
Directorate for Priority Crime Investigation, Koedoe Building, 236 Pretorius Street, Pretoria, SÜDAFRIKA
(Anrede: Dear Lieutenant General / Sehr geehrter Herr Generalleutnant)
Fax: (00 27) 12 393 2156

Sende eine Kopie an

NATIONALER POLIZEIKOMMISSAR
Lieutenant General Khomotso Phahlane
South African Police Service
Wachthuis, 229 Pretorius Street 7th Floor
Pretoria, SÜDAFRIKA
Fax: (00 27) 12 393 4147
E-Mail: natcomm@saps.org.za

BOTSCHAFT DER REPUBLIK SÜDAFRIKA
Herrn Horst Heinrich Brammer, Gesandter (Geschäftsträger a. i.)
Tiergartenstraße 18
10785 Berlin
Fax: 030-2207 3190
E-Mail: berlin.political@dirco.gov.za

Bitte schreiben Sie Ihre Appelle möglichst sofort. Schreiben Sie in gutem Afrikaans, Englisch oder auf Deutsch. Da Informationen in Urgent Actions schnell an Aktualität verlieren können, bitten wir Sie, nach dem 6. Juli 2016 keine Appelle mehr zu verschicken.

Amnesty fordert:

E-MAILS, FAXE ODER LUFTPOSTBRIEFE MIT FOLGENDEN FORDERUNGEN

  • Sorgen Sie bitte dafür, dass das DCPI die Tötung von Sikhosiphi Rhadebe gründlich untersucht und seine Familie regelmäßig über die Fortschritte der Ermittlungen informiert.

  • Ich möchte Sie daran erinnern, dass laut der UN-Erklärung über Menschenrechtsverteidiger_innen alle Staaten die Pflicht haben, Menschenrechtsverstöße gegen Menschenrechtler_innen zu verhindern und zu untersuchen.

  • Bitte ergreifen Sie alle nötigen Maßnahmen, um sicherzustellen, dass die Mitglieder des Amadiba Crisis Committee (ACC) ihrer legitimen Menschenrechtsarbeit ohne Angst vor Schikane oder Angriffen nachgehen können. Untersuchen Sie außerdem die Drohungen gegen Sprecher_innen des ACC.

Sachlage

Sikhosiphi "Bazooka" Rhadebe wurde am 22. März 2016 von zwei Männern erschossen, die ihn bei sich zuhause in Lurholweni in der Provinz Ostkap aufsuchten und sich als Polizisten ausgaben. Sein minderjähriger Sohn war bei dem Vorfall anwesend. Wenige Stunden vor seinem Tod hatte Sikhosiphi Rhadebe erfahren, dass sein Name auf einer "Abschussliste" stand. Auf dieser Liste befinden sich zudem die Namen zweier weiterer ACC-Mitglieder, Mzamo Dlamini und Nonhle Mbuthuma.

Sikhosiphi Rhadebe war Leiter des ACC, einer Gemeinschaftsinitiative gegen den Abbau von Titan und anderen Schwermetallen in einem Tagebau auf Gemeinschaftsland in Xolobeni durch ein lokales Tochterunternehmen des australischen Konzerns Mineral Commodities Limited (MRC). Das ACC befürchtet, dass infolge des Bergbauprojekts Hunderte Angehörige der Gemeinschaft der Umgungundlovu von ihrem angestammten Land vertrieben werden, und dass durch Umweltschäden wie z. B. Wasserverschmutzung ihr Recht auf einen angemessenen Lebensstandard (einschließlich Zugang zu sauberem Trinkwasser) verletzt wird. Das ACC besteht aus etwa 3.000 Mitgliedern und kämpft seit zehn Jahren für die Rechte der Anwohner_innen, die im Fall einer Bergbaulizenz für die MRC-Tochtergesellschaft gefährdet wären. ACC-Mitglieder sind wegen ihrer Arbeit bedroht und angegriffen worden, unter anderem auch von Anwohner_innen, die das Bergbauprojekt unterstützen.

Die Organisation hat diese Angriffe bei der Polizei angezeigt, die jedoch größtenteils untätig geblieben ist. Nach der Tötung von Sikhosiphi Rhadebe sind führende ACC-Mitglieder äußerst besorgt um ihre Sicherheit. Kurz nach dem Vorfall übergab die örtliche Polizei die Untersuchung der Tötung an die Einheit zur Untersuchung schwerer Straftaten (Directorate for Priority Crimes Investigation – DCPI) des nationalen Polizeidienstes. Doch die Ermittlungen weisen einige Mängel auf, was Zweifel daran aufkommen lässt, ob die Familie von Sikhosiphi Rhadebe Gerechtigkeit erfahren wird.

Hintergrundinformation

Hintergrund

Xolobeni liegt in der Provinz Ostkap an der östlichen Pazifikküste Südafrikas, auch bekannt als die "Wild Coast". Die Ortschaften und Grundstücke auf dem für den Bergbau vorgesehenen Gebiet fallen unter das Gewohnheitsrecht der Gemeinschaft der Umgungundlovu. Die Gemeinschaft der Umgungundlovu gehört zur traditionellen Gemeinschaft der Amadiba und identifiziert sich als indigene Gemeinschaft. Die australische Bergbaugesellschaft Mineral Commodities Ltd (MRC) plant, durch ihr örtliches Tochterunternehmen Transworld Energy and Minerals Resources (TEM) und ihren Black Economic Empowerment Partner Xolobeni Empowerment Company (Xolco) auf 2.900 Hektar gemeinschaftlich gehaltenem Küstenland um Xolobeni Bodenschätze abbauen zu lassen. Die besagten Landstücke werden derzeit von der südafrikanischen Regierung im Namen der Bewohner_innen, die einen gemeinsamen Landtitel besitzen, treuhänderisch verwaltet. Die Gemeinschaft der Umgungundlovu macht geltend, dass die Regierung gemäß der Erklärung der Vereinten Nationen über die Rechte der indigenen Völker vor einer Lizenzerteilung an TEM die freie, vorherige und informierte Zustimmung der Gemeinschaft einholen muss. Allerdings haben weder die MRC noch das südafrikanische Bergbauministerium (Department of Mineral Resources – DMR) öffentlich das Recht der Gemeinschaft auf eine solche freie, vorherige und informierte Zustimmung anerkannt.

Auf dem geplanten Bergbaugebiet leben etwa 600 Personen, die bei einer Lizenzerteilung möglicherweise vertrieben werden könnten. In einem solchen Fall würden sie ihr Zuhause und ihr Land verlieren, auf das sie für ihren Lebensunterhalt angewiesen sind und das für sie kulturelle Signifikanz hat. Viele Anwohner_innen wenden sich auch deshalb gegen das Bergbauprojekt, weil sie gesundheitliche Risiken und Umweltschäden befürchten. Es gibt jedoch auch Gemeinschaftsmitglieder, die das Projekt in der Hoffnung auf Arbeitsplätze unterstützen. Im Jahr 2007 wurde das Amadiba Crisis Committee (ACC) gegründet, um Anwohner_innen zu vertreten, die gegen das Bergbauprojekt sind und es verhindern möchten. Im Jahr 2008 erhielt TEM eine Bergbaulizenz von dem DMR. Das ACC legte jedoch Rechtsmittel dagegen ein, woraufhin das DMR die Lizenz wieder zurückzog. Allerdings hatte TEM nach wie vor die Schürfrechte inne, die 2015 ausliefen. Im März 2015 beantragte TEM eine neue Bergbaulizenz. Über diesen Antrag wurde noch nicht entschieden. Im März 2016 legten Rechtsbeistände im Namen der betroffenen Gemeinschaften Widerspruch gegen diesen Antrag ein. Gegner_innen des Minenprojekts werden immer wieder bedroht und angegriffen.

HINTERGRUNDINFORMATIONEN – FORTSETZUNG (AUF ENGLISCH)
On 28 May 2015, following threats against and assaults of mining opponents earlier that same month, members of the Umgungundlovu community sought and obtained an interdict in the Grahamstown High Court ordering certain named directors of Xolco and their associates to refrain from "intimidating, victimising, threatening, harassing and/or assaulting" community members. Although a case was opened with police, no progress has been made in the case. In December 2015, attacks continued, with shots fired at the homes of ACC members in Mdatya village and two opponents of the mining being hospitalised. The police released the suspects on bail in January 2016. The ACC and Umgungundlovu have complained that the police have not been willing to actively follow up on complaints that they have made or information that they have provided to police.
On 2 April 2016, pro-mining members of the community assaulted two journalists from a national newspaper along with members of the ACC who were accompanying them, when they tried to access the proposed mining area after attending Bazooka’s funeral. No arrests have been made although the attackers are allegedly known.