Weiter in Haft

Die beiden Aktivisten Bayram Mammadov und Giyas Ibrahimov befinden sich seit dem 10. Mai wegen mutmaßlichen Drogenbesitzes in Haft. Sie hatten zuvor politische Slogans auf die Statue des ehemaligen Präsidenten des Landes gemalt. Nach Angaben ihres Rechtsbeistands sind sie in der Haft geschlagen und anderweitig misshandelt worden. Bayram Mammadov ist am 20. Mai in den Hungerstreik getreten, um dagegen zu protestieren, dass die von ihnen erhobenen Foltervorwürfe nicht untersucht werden.

Appell an

PRÄSIDENT
Ilham Aliyev
Office of the President of Azerbaijan
19 Istiqlaliyyat Street
Baku AZ1066
ASERBAIDSCHAN
(Anrede: Dear President Aliyev / Sehr geehrter Herr Präsident)
Fax: (00 994) 1249 20625
E-Mail: office@pa.gov.az

GENERALSTAATSANWALT
Zakir Garalov
7 Rafibeyli Street
Baku AZ1001
ASERBAIDSCHAN
(Anrede: Dear Prosecutor General / Sehr geehrter Herr Generalstaatsanwalt)
E-Mail: info@prosecutor.gov.az

Sende eine Kopie an

HAFTEINRICHTUNG IN DER SIEDLUNG KURDAKHANY IN BAKU
Bakı şəhəri Kürdəxanı qəsəbəsi
Bakı İstintaq Təcridxanası
Sabuncu Rayon
AZ1059
ASERBAIDSCHAN

BOTSCHAFT DER REPUBLIK ASERBAIDSCHAN
S. E. Herrn Parviz Shahbazov
Hubertusallee 43
14193 Berlin
Fax: 030-2191 6152
E-Mail: berlin@mission.mfa.gov.az

Bitte schreiben Sie Ihre Appelle möglichst sofort. Schreiben Sie in gutem Englisch, Russisch, Aserbaidschanisch oder auf Deutsch. Da Informationen in Urgent Actions schnell an Aktualität verlieren können, bitten wir Sie, nach dem 13. Juli 2016 keine Appelle mehr zu verschicken.

Sachlage

Die 22-jährigen Aktivisten Bayram Mammadov und Giyas Ibrahimov wurden am 10. Mai wegen angeblichen Drogenbesitzes festgenommen. Die Festnahme erfolgte einen Tag nachdem Bayram Mammadov ein Foto bei Facebook gepostet hatte, das ein Graffiti zeigt, welches er und Giyas Ibrahimov am 9. Mai auf die Statue von Heydar Aliyev gemalt hatten. Heydar Aliyev ist der ehemalige Präsident Aserbaidschans und der Vater des derzeitigen Präsidenten Ilham Aliyev.

Bei der Befragung von Bayram Mammadov und Giyas Ibrahimov nach ihrer Festnahme ging es der Polizei nur um das Graffiti, nicht um die Drogen. Nachdem sie sich weigerten, ein "Geständnis" zu unterzeichnen und sich öffentlich für ihre Protestaktion zu entschuldigen, wurden sie gefoltert. Ihr Rechtsbeistand konnte sich mit ihnen treffen und hat ihre Verletzungen gesehen. Er veröffentlichte einen Brief, den Bayram Mammadov geschrieben hat, und in dem der Aktivist seine erlittenen Qualen beschreibt. Unter anderem hat man ihn wiederholt geschlagen und ihm mit Vergewaltigung gedroht. Am 20. Mai ist Bayram Mammadov in den Hungerstreik getreten, weil die Behörden sich weigern, die von ihm und Giyas Ibrahimov erhobenen Foltervorwürfe zu untersuchen.

Der Antrag ihres Rechtsbeistandes, die beiden Aktivisten aus der Untersuchungshaft zu entlassen und unter Hausarrest zu stellen, wurde abgelehnt. Die beiden Männer dürfen keinen Besuch von ihren Familien empfangen.

Bei Giyas Ibrahimov und Bayram Mammadov handelt es sich um gewaltlose politische Gefangene, die aufgrund konstruierter Anklagen festgenommen wurden. Diese Anklagen wurden im Zusammenhang mit ihrem öffentlichen politischen Protest gegen sie erhoben.

[SCHREIBEN SIE BITTE ]

LUFTPOSTBRIEFE, E-MAILS UND FAXE MIT FOLGENDEN FORDERUNGEN

  • Bitte lassen Sie Bayram Mammadov und Giyas Ibrahimov sofort frei und lassen sie die konstruierten Anklagen wegen Drogenbesitzes fallen, die aufgrund ihres Aktivismus gegen sie erhoben wurden.

  • Leiten Sie bitte sofort eine unabhängige Untersuchung der Vorwürfe ein, denen zufolge sie gefoltert und anderweitig misshandelt wurden und ordnen Sie auch eine Untersuchung bezüglich der Vorwürfe über konstruierte Beweise an. Ich bitte Sie, die Verantwortlichen vor Gericht zu stellen.

  • Bitte sorgen Sie dafür, dass das Recht auf Meinungsfreiheit in Aserbaidschan umfassend respektiert wird.

[APPELLE AN]

PRÄSIDENT
Ilham Aliyev
Office of the President of Azerbaijan
19 Istiqlaliyyat Street
Baku AZ1066
ASERBAIDSCHAN
(Anrede: Dear President Aliyev / Sehr geehrter Herr Präsident)
Fax: (00 994) 1249 20625
E-Mail: office@pa.gov.az

GENERALSTAATSANWALT
Zakir Garalov
7 Rafibeyli Street
Baku AZ1001
ASERBAIDSCHAN
(Anrede: Dear Prosecutor General / Sehr geehrter Herr Generalstaatsanwalt)
E-Mail: info@prosecutor.gov.az

KOPIEN AN
HAFTEINRICHTUNG IN DER SIEDLUNG KURDAKHANY IN BAKU
Bakı şəhəri Kürdəxanı qəsəbəsi
Bakı İstintaq Təcridxanası
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AZ1059
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BOTSCHAFT DER REPUBLIK ASERBAIDSCHAN
S. E. Herrn Parviz Shahbazov
Hubertusallee 43
14193 Berlin
Fax: 030-2191 6152
E-Mail: berlin@mission.mfa.gov.az

Bitte schreiben Sie Ihre Appelle möglichst sofort. Schreiben Sie in gutem Englisch, Russisch, Aserbaidschanisch oder auf Deutsch. Da Informationen in Urgent Actions schnell an Aktualität verlieren können, bitten wir Sie, nach dem 13. Juli 2016 keine Appelle mehr zu verschicken.

Hintergrundinformation

Hintergrund

In der Nacht des 9. Mai gingen Bayram Mammadov und Giyas Ibrahimov zur Statue von Heydar Aliyev im Zentrum der aserbaidschanischen Hauptstadt Baku. Giyas Ibrahimov malte politische Slogans auf die Statue, bei denen er sich obszöner Sprache bediente. Bayram Mammadov fotografierte das Graffiti und veröffentlichte später ein Foto auf Facebook.

Am 10. Mai nahmen Polizist_innen die beiden Männer fest. Sie befragten sie zu dem Graffiti und forderten sie wiederholt auf, sich öffentlich dafür zu entschuldigen, dass sie Heydar Aliyev beleidigt hatten. Nachdem sie sich weigerten, dies zu tun, wurden sie geschlagen und anderweitig misshandelt. Darüber hinaus zwangen die Polizeibeamt_innen Bayram Mammadov und Giyas Ibrahimov, die Toiletten der Polizeistation zu putzen, und filmten sie dabei, um sie zu demütigen.

Delegierte der UN-Arbeitsgruppe für willkürliche Inhaftierungen haben Bayram Mammadov und Giyas Ibrahimov in Haft besucht und lokalen Medien gegenüber am 25. Mai bestätigt, dass die beiden Aktivisten Blutergüsse an ihren Körpern aufwiesen.
Die aserbaidschanischen Behörden geben an, sie hätten am 10. Mai etwa acht Gramm Heroin im Besitz der beiden Aktivisten gefunden. Gegenüber ihrem Rechtsbeistand erklärten Bayram Mammadov und Giyas Ibrahimov, die Drogen seien ihnen von der Polizei untergeschoben worden. Dann seien sie in Anwesenheit von "Zeug_innen", die für die Polizei arbeiten, "entdeckt" worden. Amnesty International hat bereits ähnliche Fälle dokumentiert, in denen die aserbaidschanischen Behörden konstruierte Beweise gegen Regierungskritiker_innen wie politischen Aktivist_innen und Menschenrechtsverteidiger_innen vorgebracht haben, um so deren Festnahme und Inhaftierung zu ermöglichen.

Amnesty International betrachtet seit Langem mit Sorge, dass die aserbaidschanischen Behörden ihre internationale Verpflichtung zum Schutz der Versammlungs-, Vereinigungs- und Meinungsfreiheit nicht wahrnehmen. Menschen, die abweichende Meinungen vertreten, werden häufig von den Behörden oder mit ihnen verbundene Gruppen wegen konstruierter Anklagen strafrechtlich verfolgt, tätlich angegriffen, drangsaliert, erpresst oder anderen Repressalien ausgesetzt. Die Sicherheitskräfte setzen zudem regelmäßig Folter und andere Misshandlungen gegen inhaftierte Aktivist_innen ein und müssen keine strafrechtlichen Maßnahmen fürchten.

Khadija Ismayilova, eine bekannte investigative Journalistin und gewaltlose politische Gefangene, wurde am 25. Mai vom Obersten Gerichtshof von Aserbaidschan unter Bedingungen freigelassen. Im März 2016 sind in Aserbaidschan acht gewaltlose politische Gefangene aus der Haft entlassen worden, darunter der Menschenrechtsanwalt Intigam Aliyev, der Menschenrechtsaktivist Rasul Jafarov und der Leiter der lokalen Wahlbeobachtungsstelle, Anar Mammadli. Nach wie vor befinden sich jedoch mindestens sechs gewaltlose politische Gefangene in Haft, und die fortgesetzten Repressalien machen die Menschenrechtsarbeit nahezu unmöglich. Gegen die meisten bekannten NGOs, die sich für die Menschenrechte und gegen Korruption engagieren und Wahlbeobachtung betreiben, laufen strafrechtliche Verfahren oder ihre Konten wurden eingefroren bzw. ihre Registrierung zurückgezogen.

Die unabhängige Beobachtung der Menschenrechtslage in Aserbaidschan wird immer schwieriger. Mehrere internationalen Menschenrechtsorganisationen und internationale Medien durften 2015 nicht in das Land einreisen. Einer Delegation von Amnesty International wurde am 7. Oktober 2015 die Einreise verweigert und sie musste über den Internationalen Flughafen Heydar Aliyev wieder ausreisen.