Extrem schlechte Haftbedingungen

Ägypten - Streetart

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Die ägyptische Menschenrechtsanwältin Mahienour El-Massry wird nach Angaben ihrer Familie unter entsetzlichen Haftbedingungen festgehalten. Sie und zwei weitere Personen sind unter fingierten Anklagepunkten zu Haftstrafen von je 15 Monaten verurteilt worden.

Appell an

STAATSANWALT
Nabil Sadek
Office of the Public Prosecutor
Madinat Al-Rehab
New Cairo, ÄGYPTEN
(Anrede: Dear Counsellor / Sehr geehrter Herr Staatsanwalt)
Fax: (00 202) 2 638 1956

PRÄSIDENT
Abdel Fattah al-Sisi
Office of the President, Al Ittihadia Palace
Cairo, ÄGYPTEN
(Anrede: Your Excellency / Exzellenz)
Fax: (00 202) 2 391 1441
E-Mail: p.spokesman@op.gov.eg oder
alaa.youssef@op.gov.eg

Sende eine Kopie an

STELLVERTRETENDE BEAUFTRAGTE FÜR MENSCHENRECHTE IM AUSSENMINISTERIUM
Mahy Hassan Abdel Latif
Ministry of Foreign Affairs
Corniche al-Nil
Cairo, ÄGYPTEN
Fax: (00 202) 2 574 9713
E-Mail: Contact.US@mfa.gov.eg

BOTSCHAFT DER ARABISCHEN REPUBLIK ÄGYPTEN
S.E. Herr Badr Ahmed Mohamed Abdelatty
Stauffenbergstraße 6-7
10785 Berlin
Fax: 030-477 1049
E-Mail: embassy@egyptian-embassy.de

Bitte schreiben Sie Ihre Appelle möglichst sofort. Schreiben Sie in gutem Arabisch, Englisch oder auf Deutsch. Da Informationen in Urgent Actions schnell an Aktualität verlieren können, bitten wir Sie, nach dem 21. Dezember 2015 keine Appelle mehr zu verschicken.

Sachlage

Die gewaltlose politische Gefangene Mahienour El-Massry wird laut einer Stellungnahme ihrer Familie auf der Facebook-Seite "Free Mahienour" vom 31. Oktober seit Wochen unter extrem schlechten Haftbedingungen festgehalten. Familienangehörige von Gefangenen dürfen keine Lebensmittel und keine anderen Artikel des täglichen Bedarfs mehr ins Gefängnis bringen. Laut Angaben der Schwester von Mahienour El-Massry, Maysoon, haben die Gefängnisbehörden den Insassinnen mitgeteilt, sie müssten diese Dinge nun in der Gefängniskantine kaufen, was viele sich nicht leisten können. Mahienour El-Massry befindet sich im Frauengefängnis al-Abadeya in der Stadt Damanhour.

Mahienour El-Massry ist in einer 5x6-Meter großen Zelle inhaftiert, die überbelegt ist. Es gibt nur vier Stunden am Tag Wasser, wodurch die hygienischen Bedingungen extrem schlecht sind. Die Insassinnen haben sich deshalb an die Gefängnisleitung und den Nationalrat für Menschenrechte gewandt. Der Leiter des Gefängnisses hat erklärt, sie müssten 10 bis 15 Tage warten, bis das Wasserproblem behoben werde. Schon seit langem beschweren sich Gefängnisinsass_innen über die schlechten Haftbedingungen in Ägypten. Ein Menschenrechtsanwalt hat Amnesty International berichtet, dass die Behörden ihm ohne Angabe eines triftigen Grundes verweigert hätten, Mahienour El-Massry im Gefängnis zu besuchen.

Am 31. Mai hatte ein Berufungsgericht die gegen Mahienour El-Massry verhängte Haftstrafe von zwei Jahren auf 15 Monate reduziert. Ihr Schuldspruch wurde ebenso wie die Schuldsprüche des Journalisten Youssef Shaaban und des politischen Aktivisten Loay El-Kahwagy aufrechterhalten. Man legte ihnen unter anderem zur Last, "vor und in der Polizeiwache al-Raml protestiert" zu haben, die sich in der Stadt Alexandria befindet, "Polizist_innen und andere Mitarbeiter_innen der Wache angegriffen und "das Innenministerium beleidigt" zu haben. Ein Rechtsmittel gegen die Haftstrafen wurde am 20. September zurückgewiesen. Youssef Shaaban leidet an Hepatitis C und hat im August darum gebeten, aus gesundheitlichen Gründen aus dem Gefängnis entlassen zu werden. Sein Antrag wurde jedoch vom Gericht zurückgewiesen. Laut Angaben seiner Frau verweigern die Gefängnisbehörden ihm die Medikamente, die er zur Behandlung seiner Krankheit benötigt.

[BITTE SCHREIBEN SIE]

E-MAILS, FAXE ODER LUFTPOSTBRIEFE MIT FOLGENDEN FORDERUNGEN

  • Ich bitte Sie eindringlich, Mahienour El-Massry sofort und bedingungslos freizulassen und das Urteil gegen sie aufzuheben, da sie eine gewaltlose politische Gefangene ist, die lediglich friedlich Gebrauch von ihren Rechten auf Meinungs- und Versammlungsfreiheit gemacht hat.

  • Bitte sorgen Sie dringend dafür, dass die Haftbedingungen im Gefängnis al-Abadeya verbessert werden.

  • Ich bitte Sie außerdem eindringlich, Youssef Shaaban und Loay El-Kahwagy freizulassen, da sie offenbar ebenfalls nur deshalb inhaftiert sind, weil sie friedlich von ihren Rechten auf Meinungs- und Versammlungsfreiheit Gebrauch gemacht haben. Klagen Sie sie andernfalls bitte umgehend einer international als Straftat anerkannten Handlung an und stellen Sie sie in einem Verfahren vor Gericht, das internationalen Standards entspricht.

  • Bitte sorgen Sie dafür, dass Youssef Shaaban die erforderliche medizinische Versorgung erhält.

[APPELLE AN]

STAATSANWALT
Nabil Sadek
Office of the Public Prosecutor
Madinat Al-Rehab
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Abdel Fattah al-Sisi
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Hintergrundinformation

Hintergrund

Die Familie von Mahienour El-Massry hat bereits zuvor die schlechten Haftbedingungen beklagt. Im Juni legte ihre Anwältin beim Nationalen Menschenrechtsrat Ägyptens Beschwerde über die Überbelegung und schlechte Belüftung der Zelle ein. Im September reagierte die Familie empört auf Behauptungen des ägyptischen Menschenrechtsrats, Mahienour El-Massry sei nicht anwesend gewesen, als Mitglieder des Gremiums das Gefängnis al-Abadeya besuchten. Laut Angaben ihrer Familie war Mahienour El-Massry nicht aufgefordert worden, sich mit Vertreter_innen des Menschenrechtsrats zu treffen. Mahienour El-Massry hat zudem Folter und Misshandlungen anderer Gefangener im Gefängniskrankenhaus sowie Leibesvisitationen durch Gefängnisbedienstete angeprangert.

Auch kritisierte sie, dass die Zellentüren bereits um 16 Uhr abgeschlossen werden und Besuche bei Insass_innen wesentlich kürzer waren, als die 60 Minuten, die das ägyptische Recht vorsieht.

Mahienour El-Massry, Youssef Shaaban und Loay El-Kahwagi wurden schuldig gesprochen, "vor und in der Polizeiwache al-Raml protestiert" und "Angehörige der Polizei und Mitarbeiter_innen der Wache angegriffen" zu haben. Die drei Verurteilten haben angegeben, lediglich friedlich in und vor der Polizeiwache protestiert zu haben, um ihre Solidarität mit Anwält_innen zu zeigen, die am 29. März 2013 dort inhaftiert und verhört wurden.

Am 29. März 2013 wurden drei Rechtsbeistände von Angehörigen der Muslimbruderschaft festgenommen und auf die al-Raml-Polizeistation gebracht. Die beiden Rechtsbeistände Mahienour El-Massry und Nasser Khattab, die auf der Polizeistation erschienen waren, um bei der Vernehmung anwesend zu sein, erklärten, dass die Angehörigen der Muslimbruderschaft Mahienour El-Massry, Youssef Shaaban und Loay El-Kahwagy beschuldigten, ihre politischen Gegner_innen zu sein und möglicherweise ihre Bürogebäude in Brand setzen zu wollen. Die Inhaftierung fand während der Amtszeit des ehemaligen Präsidenten Mohamed Mursi statt, der vor seinem Amtsantritt ein führendes Mitglied der Muslimbruderschaft war.

Nassar Khattab gab in seiner Zeugenaussage an, dass die Polizeibeamt_innen andere Rechtsbeistände daran gehindert hatten, bei dem Verhör anwesend zu sein und sie sowohl körperlich als auch verbal angriffen. Die Rechtsbeistände, die angegriffen worden waren, entschlossen sich zu einer Sitzblockade vor der Polizeistation. Diese sollte andauern, bis sich das Innenministerium offiziell bei dem Juristenverband, dem sie angehören, entschuldigt oder bis die Staatsanwaltschaft offizielle Ermittlungen zu dem Vorfall einleitet. Da nichts von beidem geschah, wurden die Proteste bis spät in die Nacht fortgesetzt. Zahlreiche Personen bekundeten vor der Polizeistation ihre Solidarität mit den Rechtsbeiständen.

Ein von Youssef Shaaban aufgenommenes Video zeigt Polizeibeamt_innen aus ganz Alexandria sowie rund 500 Armeeangehörige und zwei Polizeifahrzeuge, die gegen 1.30 Uhr vor der Polizeistation al-Raml erschienen. Die Sicherheitskräfte nahmen mehrere Personen fest, unter ihnen Mahienour El-Massry, Youssef Shaaban und Loay El-Kahwagy, ließen sie jedoch am gleichen Tag wieder frei. Ranwa Mohamed Youssef Ali, die Frau von Youssef Shaaban, gab in einem Fernsehinterview an, dass sie von Polizeibeamten sexuell belästigt wurde, als diese versuchten, ihren Mann festzunehmen.

Der Fall wurde erst am 20. März 2014 bearbeitet, als elf Personen angeklagt wurden, unter denen sich auch Mahienour El-Massry, Youssef Shaaban und Loay El-Kahwagy befanden. Man erhob Anklage gegen sie wegen "illegaler Versammlung", "Beschädigung von Polizeieigentum", "Gewalt gegen Sicherheitskräfte", "Störung der öffentlichen Ordnung" sowie wegen des "Versuchs die Regierung zu stürzen". Am 9. Februar 2015 wurden alle Angeklagten zu einer Gefängnisstrafe von zwei Jahren und zu einer Geldstrafe von 5.000 Ägyptischen Pfund (etwa 586 Euro) verurteilt. Mahienour El-Massry, Youssef Shaaban und Loay El-Kahwagy legten Rechtsmittel gegen ihre Verurteilung ein. Die anderen Angeklagten waren bei ihren Verfahren nicht anwesend. Ein Rechtsbeistand, der ihren Fall bearbeitet, gab an, dass seine Mandant_innen untergetaucht seien.

Mahienour El-Massry ist eine bekannte Menschenrechtsanwältin in Alexandria. Dort setzt sie sich stark für die Rechte von Arbeiter_innen und Flüchtlingen ein. Während ihrer Haft im Jahr 2014 verlieh man Mahienour El-Massry den angesehenen internationalen Ludovic-Trarieux-Menschenrechtspreis.