Friedensgemeinde bedroht

Angehörige der kolumbianischen Streitkräfte und Paramilitärs haben die "Friedensgemeinde" (Comunidad de Paz) San José de Apartadó wiederholt bedroht. Nachdem am 22. März mit Bernardo Rios Londoño ein Mann getötet wurde, der enge Verbindungen zu der Gemeinde unterhielt, fürchtet Amnesty International um die Sicherheit der BewohnerInnen.

Appell an

PRÄSIDENT
Señor Presidente Juan Manuel Santos
Presidente de la República
Palacio de Nariño, Carrera 8 No. 7-26
Bogotá, KOLUMBIEN
(korrekte Anrede: Excmo. Sr. Presidente Santos)
Fax: (00 57) 1 596 0631

VERTEIDIGUNGSMINISTER
Señor Rodrigo Rivera Salazar, Ministerio de Defensa
Carrera 54, no.26-29, Bogotá
KOLUMBIEN
(korrekte Anrede: Excmo. Sr. Ministro Rivera)
Fax: (00 57) 1 266 1003 (Wenn jemand abhebt, sagen Sie bitte: "me da tono de fax, por favor")

Sende eine Kopie an

FRIEDENSGEMEINDE SAN JOSÉ DE APARTADÓ
Comunidad de Paz de San José de Apartadó
AA 243 de Apartadó
Antioquia
KOLUMBIEN

BOTSCHAFT DER REPUBLIK KOLUMBIEN
I. E. Frau Dr. Maria Dora Victoriana Mejía Marulanda
Kurfürstenstr. 84, 10787 Berlin
Fax: 030-2639 6125
E-Mail: info@botschaft-kolumbien.de

Bitte schreiben Sie Ihre Appelle möglichst sofort. Schreiben Sie in gutem Spanisch, Englisch oder auf Deutsch. Da Informationen in Urgent Actions schnell an Aktualität verlieren können, bitten wir Sie, nach dem 16. Mai 2011 keine Appelle mehr zu verschicken.

Amnesty fordert:

SCHREIBEN SIE BITTE E-MAILS, FAXE ODER LUFTPOSTBRIEFE MIT FOLGENDEN FORDERUNGEN

  • Ich bin sehr besorgt um die Sicherheit der BewohnerInnen der "Friedensgemeinde" San José de Apartadó, besonders um die von Jesús Emilio Tuberquia und seinen Familienangehörigen.

  • Leiten Sie eine umfassende und unparteiische Untersuchung der Tötung von Bernardo Rios Londoño und der Drohungen gegen weitere BewohnerInnen der Friedensgemeinde von San José de Apartadó ein, veröffentlichen Sie die Ergebnisse und stellen Sie die Verantwortlichen vor Gericht.

  • Zudem möchte ich Sie daran erinnern, dass die BewohnerInnen der "Friedensgemeinde" San José de Apartadó sowie die restliche Zivilbevölkerung das Recht haben, nicht in den bewaffneten Konflikt hineingezogen zu werden.

  • Ich fordere Sie außerdem auf, unverzüglich Maßnahmen zu ergreifen, um die paramilitärischen Gruppen in der Region aufzulösen und ihre Verbindungen mit den Sicherheitskräften zu unterbinden, wie es die UN wiederholt empfohlen hat.

Sachlage

Am 2. April suchten Angehörige paramilitärischer Gruppierungen den Weiler Arenas Altas auf, der zu Friedensgemeinde San José de Apartadó gehört, und beschuldigten die BewohnerInnen, Mitglieder der Guerilla zu sein. Sie bedrohten die dort lebenden Menschen und sagten ihnen unter anderem, dass sie für ihre Taten teuer bezahlen und sich die Dinge von nun an ändern würden. Den Aussagen mehrerer BewohnerInnen zufolge landete später ein Helikopter mit bewaffneten Sicherheitskräften, die die Leichen mehrerer Paramilitärs bargen, die am Tag zuvor im Kampf mit Guerillaeinheiten in Arenas Altas getötet worden waren.

Am 22. März folgten zwei Angehörige der Paramilitärs dem Wagen des juristischen Beraters der Friedensgemeinde Jesús Emilio Tuberquia auf seinem Weg zur Gemeinde. Als der Wagen das Gebiet Tierra Amarilla durchquerte, fuhren die Paramilitärs dicht an das Fahrzeug heran; angesichts der Tatsache, dass Jesús Emilio Tuberquia mit ausländischen BegleiterInnen im Auto saß, gaben sie die Verfolgung jedoch auf. Einige Minuten später fuhr Bernardo Rios Londoño auf seinem Fahrrad vorbei. Bernardo Rios Londoños Kinder leben in der Friedensgemeinde; an diesem Tag hatte er sich mit Jesús Emilio Tuberquia getroffen. Er wurde von den Paramilitärs getötet. Am 14. März hatten zwei Männer auf der Suche nach Jesús Emilio Tuberquia dessen Haus in San Josecito aufgesucht. Einer der Männer wurde einige Tage später in Begleitung Angehöriger der XVII. Brigade der kolumbianischen Armee gesehen.

Die Friedensgemeinde San José de Apartadó feierte am 23. März ihr 14-jähriges Bestehen. An diesem Tag drohten Angehörige paramilitärischer Gruppierungen, dass die BewohnerInnen, falls sie nicht aus der Region verschwänden, mit weiteren Tötungen rechnen müssten. Die Paramilitärs sagten weiter, dass sie bereits gemeinsam mit Sicherheitskräften einen Plan zur "Ausrottung" der Friedensgemeinde entwickelt hätten.

[EMPFOHLENE AKTIONEN]

SCHREIBEN SIE BITTE E-MAILS, FAXE ODER LUFTPOSTBRIEFE MIT FOLGENDEN FORDERUNGEN

  • Ich bin sehr besorgt um die Sicherheit der BewohnerInnen der "Friedensgemeinde" San José de Apartadó, besonders um die von Jesús Emilio Tuberquia und seinen Familienangehörigen.

  • Leiten Sie eine umfassende und unparteiische Untersuchung der Tötung von Bernardo Rios Londoño und der Drohungen gegen weitere BewohnerInnen der Friedensgemeinde von San José de Apartadó ein, veröffentlichen Sie die Ergebnisse und stellen Sie die Verantwortlichen vor Gericht.

  • Zudem möchte ich Sie daran erinnern, dass die BewohnerInnen der "Friedensgemeinde" San José de Apartadó sowie die restliche Zivilbevölkerung das Recht haben, nicht in den bewaffneten Konflikt hineingezogen zu werden.

  • Ich fordere Sie außerdem auf, unverzüglich Maßnahmen zu ergreifen, um die paramilitärischen Gruppen in der Region aufzulösen und ihre Verbindungen mit den Sicherheitskräften zu unterbinden, wie es die UN wiederholt empfohlen hat.

[APPELLE AN]

PRÄSIDENT
Señor Presidente Juan Manuel Santos
Presidente de la República
Palacio de Nariño, Carrera 8 No. 7-26
Bogotá, KOLUMBIEN
(korrekte Anrede: Excmo. Sr. Presidente Santos)
Fax: (00 57) 1 596 0631

VERTEIDIGUNGSMINISTER
Señor Rodrigo Rivera Salazar, Ministerio de Defensa
Carrera 54, no.26-29, Bogotá
KOLUMBIEN
(korrekte Anrede: Excmo. Sr. Ministro Rivera)
Fax: (00 57) 1 266 1003 (Wenn jemand abhebt, sagen Sie bitte: "me da tono de fax, por favor")

KOPIEN AN
FRIEDENSGEMEINDE SAN JOSÉ DE APARTADÓ
Comunidad de Paz de San José de Apartadó
AA 243 de Apartadó
Antioquia
KOLUMBIEN

BOTSCHAFT DER REPUBLIK KOLUMBIEN
I. E. Frau Dr. Maria Dora Victoriana Mejía Marulanda
Kurfürstenstr. 84, 10787 Berlin
Fax: 030-2639 6125
E-Mail: info@botschaft-kolumbien.de

Bitte schreiben Sie Ihre Appelle möglichst sofort. Schreiben Sie in gutem Spanisch, Englisch oder auf Deutsch. Da Informationen in Urgent Actions schnell an Aktualität verlieren können, bitten wir Sie, nach dem 16. Mai 2011 keine Appelle mehr zu verschicken.

Hintergrundinformation

Hintergrund

Die "Friedensgemeinde" San José de Apartadó setzt sich aus BewohnerInnen mehrerer Weiler und Dörfer zusammen, die in der Gemeinde Apartadó des im Nordwesten Kolumbiens gelegenen Departamento Antioquia liegen. Die BewohnerInnen der Region verteidigen sowohl gegenüber den Sicherheitskräften als auch den Guerillaeinheiten ihr Recht, nicht in den bewaffneten Konflikt Kolumbiens hineingezogen zu werden und wehren sich dagegen, für eine der Seiten Partei ergreifen zu müssen.

Dementsprechend verweigern die BewohnerInnen auch das Tragen von Waffen und liefern keiner der beiden Seiten Informationen oder logistische Unterstützung. Als Gegenleistung verlangt die Friedensgemeinde, dass die an dem bewaffneten Konflikt beteiligten Parteien sich von ihrem Land fernhalten und ihre neutrale Position respektieren.

Die "Friedensgemeinde" San José de Apartadó wurde am 23. März 1997 gegründet. Seitdem sind über 170 BewohnerInnen der Friedensgemeinde getötet worden oder dem "Verschwindenlassen" zum Opfer gefallen, weitere Personen wurden bedroht oder sexuell missbraucht. Die BewohnerInnen der Friedensgemeinde befinden sich daher in ständiger Gefahr. Die Mehrzahl der Tötungen wurde von Paramilitärs mit Billigung und Unterstützung bewaffneter Truppen in der Region begangen. In anderen Fällen wurden die Tötungen von Guerillagruppen verübt. In den vergangenen zehn Jahren wurden neben BewohnerInnen auch Menschen getötet, die lediglich nahe des von der Friedensgemeinde besiedelten Gebietes lebten oder enge Verbindungen zu den BewohnerInnen unterhielten. Oftmals gingen den Tötungen Phasen intensiver Drohungen gegen BewohnerInnen der Friedensgemeinde voraus. Allem Anschein nach sollen die Menschen durch solche Maßnahmen eingeschüchtert werden.

Personen, die die Teilnahme an dem bewaffneten Konflikt verweigern und für keine der beiden Seiten Partei ergreifen, sehen sich Verdächtigungen und Feindseligkeiten auf Seiten der Paramilitärs, der Armee und der Guerillatruppen gegenüber. Das Recht der Zivilbevölkerung, nicht in den bewaffneten Konflikt hineingezogen zu werden, wird seit Jahren systematisch untergraben und Menschen, die sich beiden Parteien gegenüber neutral verhalten, werden oftmals getötet.

Die paramilitärischen Gruppen in Kolumbien sind angeblich im Rahmen des von der Regierung finanzierten Demobilisierungsprozesses, der im Jahr 2003 begann, aufgelöst worden. Drohungen und Tötungen von MenschenrechtsverteidigerInnen in ganz Kolumbien zeigen jedoch, dass diese Gruppen nach wie vor aktiv sind.

Während des andauernden bewaffneten Konflikts in Kolumbien haben Sicherheitskräfte und Paramilitärs Mitglieder von Menschenrechtsorganisationen und Gewerkschaften häufig als Guerillakollaborateure oder GuerillaunterstützerInnen bezeichnet und die Betroffenen bedroht, entführt oder ermordet. Allerdings nehmen auch Guerillagruppen MenschenrechtsverteidigerInnen, GewerkschafterInnen und andere ins Visier, wenn sie diese als UnterstützerInnen ihrer Feinde betrachten.