Schiitische Jugendliche inhaftiert

Die oben genannten sechs Jugendlichen und zwei Männer gehören zur Schiitenminderheit in der Ostprovinz von Saudi-Arabien. Sie werden ohne Kontakt zur Außenwelt festgehalten. Ihnen drohen Folter und andere Misshandlungen.

Appell an

KÖNIG
His Majesty King Abdullah Bin 'Abdul 'Aziz Al-Saud
The Custodian of the two Holy Mosques
Office of His Majesty The King
Royal Court, Riyadh, SAUDI-ARABIEN
(korrekte Anrede: Your Majesty)
Fax: über das Innenministerium (00 966) 1 403 1185

INNENMINISTER
His Royal Highness
Prince Naif bin 'Abdul 'Aziz Al-Saud
Minister of the Interior
Ministry of the Interior
P.O. Box 2933, Airport Road
Riyadh 11134, SAUDI-ARABIEN
(korrekte Anrede: Your Royal Highness)
Fax: (00 966) 1 403 1185

Sende eine Kopie an

VORSITZENDER DER STAATLICHEN MENSCHENRECHTSKOMMISION
Mr Bandar Mohammed Abdullah Al Aiban
The President
The Human Rights Commission
P.O. Box 58889
King Fahad Road
Building No.373
Riyadh 11515, SAUDI-ARABIEN
Fax: (00 966) 1 4612061

BOTSCHAFT DES KÖNIGSREICHS SAUDI-ARABIEN
S.E. Herrn Prof. Dr. med
Ossama Abdulmajed Ali Shobokshi
Kurfürstendamm 63, 10707 Berlin
Fax: 030-8892 5179; 030-8892 5176

Bitte schreiben Sie Ihre Appelle möglichst sofort. Schreiben Sie in gutem Arabisch, Englisch oder auf Deutsch. Da Informationen in Urgent Actions schnell an Aktualität verlieren können, bitten wir Sie, nach dem 1. Mai 2009 keine Appelle mehr zu verschicken.

PLEASE SEND APPEALS TO ARRIVE AS QUICKLY AS POSSIBLE, IN ENGLISH OR YOUR OWN LANGUAGE:

  • expressing concern that Muhammad 'Ali Muhammad al-Sfawani, Hassan Muhammad al-Sadiq, Qassim Muhammad al-Mawsi, Muhammad 'Arif Muhammad al-Dahim, 'Abdullah Muhammad al-Khalaf, Mustafa Muhammad al-Fardan, Nouh 'Ali Salih 'Abdul Jabbar and Makki Al-'Abbas are held incommunicado, and are therefore at risk of torture or other ill-treatment;

  • urging the authorities to ensure that they are protected from torture and other ill-treatment;

  • calling on them to ensure that they are given regular access to their families and lawyers, and any medical attention they may require;

  • calling on the authorities to release them immediately and unconditionally if they are being held solely for taking part in peaceful protests.

Amnesty fordert:

SCHREIBEN SIE BITTE FAXE ODER LUFTPOSTBRIEFE, IN DENEN SIE

  • Ihre Sorge darüber zum Ausdruck bringen, dass Muhammad 'Ali Muhammad al-Sfawani, Hassan Muhammad al-Sadiq, Qassim Muhammad al-Mawsi, Muhammad 'Arif Muhammad al-Dahim, 'Abdullah Muhammad al-Khalaf, Mustafa Muhammad al-Fardan, Nouh 'Ali Salih 'Abdul Jabbar and Makki Al-'Abbas ohne Kontakt zur Außenwelt festgehalten werden und ihnen daher Folter und andere Misshandlungen drohen;

  • die Behörden um die Zusicherung bitten, dass sie vor Folter und Misshandlung geschützt werden;

  • die Behörden auffordern sicherzustellen, dass die Jugendlichen und Männer regelmäßigen Kontakt zu ihren Familien und Anwälten und jeglicher benötigter medizinischer Versorgung erhalten;

  • von den Behörden fordern, die Jugendlichen und Männer sofort und bedingungslos freizulassen, falls sie allein wegen der Teilnahme an einer friedlichen Demonstration in Haft gehalten werden.

Sachlage

Sie wurden nach einer Demonstration festgenommen, bei der gegen die Festnahme von schiitischen BesucherInnen der Grabstätte des Propheten Mohammed in der Stadt Medina im Westen Saudi-Arabiens durch Sicherheitskräfte im Februar 2009 protestiert wurde. Wenn sie nur deshalb festgenommen wurden, weil sie an einem friedlichen Protest teilgenommen haben, betrachtet Amnesty International sie als gewaltlose politische Gefangene.

Die sechs Jugendlichen zwischen 14 und 16 Jahren wurden zwischen dem 4. und 8. März 2009 festgenommen und werden in einem Kinderheim in al-Khober in der Ostprovinz festgehalten. Den meisten, möglicherweise sogar allen, wird der Besuch von ihren Familien verweigert. Nach Amnesty International vorliegenden Informationen nahm man sie fest, weil sie am 27. Februar 2009 wegen des Vorfalls in Medina an einem Protest in Safwa in der Ostprovinz teilnahmen und dabei Steine auf Sicherheitskräfte geworfen haben sollen.

Nouh ’Ali Salih ’Abdul Jabbar und Makki Al-’Abbas wurden am 19. März 2009 nach einer Versammlung in al-’Awamiya in der Ostprovinz festgenommen. Ihre Familien sollen nicht wissen, wo man sie festhält. Die Versammlung wurde abgehalten, um gegen den Haftbefehl für Scheich Nimr Baqir al-Namr, einem führenden schiitischen Kleriker und Imam in al-’Awamiya, zu protestieren. Der Haftbefehl soll mit seiner Kritik der Angriffe auf schiitische BesucherInnen der Grabstätte des Propheten Mohammed und der allgemeinen Intoleranz gegenüber der schiitischen Minderheit in Saudi-Arabien zu tun haben.

Hintergrundinformation

Hintergrund

Die große Mehrheit der saudischen Bevölkerung sind sunnitische Muslime und das offizielle Glaubensbekenntnis des Staates ist die islamische Wahhabi-Doktrin. Der Staat betrachtet den schiitischen Islam mit der Wahhabi-Lehre als unvereinbar und schränkt das Recht auf dessen Ausübung ein.

Die Behörden in Saudi-Arabien halten Gefangene routinemäßig ohne Kontakt zur Außenwelt fest; in dieser Zeit werden sie häufig gefoltert oder anderweitig misshandelt. Demonstrationen sind in Saudi-Arabien nicht erlaubt. Wer sich über das Verbot hinwegsetzt, wird oft ohne Kontakt zur Außenwelt, ohne Anklage und ohne die Möglichkeit, die Rechtmäßigkeit der Haft vor Gericht anzufechten, festgehalten und gefoltert.

Im Februar 2009 filmten Angehörige des Komitees zur Verhütung des Lasters und Verbreitung der Tugend (CPVPV), auch als Mutawa’een oder Religionspolizei bekannt, schiitische Frauen, die das Grab des Propheten Mohammed in Medina besuchten. Das verärgerte eine größere Gruppe schiitischer Männer und Frauen, die das Grab besuchten und veranlasste sie dazu, vor den Büros der CPVPV in Medina für die Aushändigung des Videomaterials zu demonstrieren. Die Situation eskalierte in einer Reihe von Zusammenstößen, bei denen Angehörige der CPVPV die Protestierenden angriffen; mehrere Demonstrierende wurde verletzt und mindestens neun wurden festgenommen aber nach einer Woche Haft wieder freigelassen. Laut Innenminister Prinz Naif bin ’Abdul ’Azis Al-Saud wurden auch einige Personen der sunnitischen Gemeinde festgenommen.

Am 14. März 2009 zitierte man den Innenminister, als man über die Festnahmen der in den Vorfall verwickelten Personen berichtete: "Bürger haben Rechte und Pflichten; ihre Handlungen sollten der vom Ummah gefolgten Doktrin nicht zuwiderlaufen. Es ist die Lehre der Sunniten und unserer rechtmäßigen Vorfahren. Es gibt Bürger, die einer anderen Schule folgen und die Intelligenten unter ihnen müssen diese Lehre respektieren."