Sorge um Sicherheit

Mitglieder der Indigenenorganisation Consejo Cívico de Organizaciones Populares e Indígenas de Honduras (COPINH) sowie anderer nationaler und internationaler Organisationen sind in Honduras von unbekannten Bewaffneten angegriffen worden. Dies geschah bei einem internationalen Treffen dieser Organisationen, bei dem der ermordeten Menschenrechtsverteidigerin und Gründerin von COPINH Berta Cáceres gedacht wurde.

Appell an

PRÄSIDENT
Juan Orlando Hernández
Presidente de la República
Casa Presidencial, Bulevar Juan Pablo II
Tegucigalpa
HONDURAS
(Anrede: Dear President / Estimado Señor Presidente / Sehr geehrter Herr Präsident)
E-Mail: info@presidencia.gob.hn
Twitter: @JuanOrlandoH

INNEN- UND JUSTIZMINISTER
Héctor Leonel Ayala Alvarenga

Ministro del Interior y de Justicia
Edificio de la Hacienda (Principal)
Res. La Hacienda, Calle La Estancia
Bloque A-Lote 8 Edificio Z y M.
Tegucigalpa
HONDURAS
(Anrede: Dear Minister/ Estimado Señor Ministro / Sehr geehrter Herr Minister)
E-Mail: karlacueva144@gmail.com
Twitter: @SDHJGDHN

Sende eine Kopie an

INDIGENENORGANISATION COPINH
Consejo Cívico de Organizaciones Populares e Indígenas de Honduras
E-Mail: copinh@copinh.org

BOTSCHAFT DER REPUBLIK HONDURAS
Botschaft der Republik Honduras
S. E. Herrn Ramón Custodio Espinoza
Cuxhavener Straße 14
10555 Berlin
Fax: 030-3974 9712
E-Mail: informacion.embahonduras.de@gmail.com

Bitte schreiben Sie Ihre Appelle möglichst sofort. Schreiben Sie in gutem Englisch, Spanisch oder auf Deutsch. Da Informationen in Urgent Actions schnell an Aktualität verlieren können, bitten wir Sie, nach dem 1. Juni 2016 keine Appelle mehr zu verschicken.

Amnesty fordert:

E-MAILS, FAXE, TWITTERNACHRICHTEN ODER LUFTPOSTBRIEFE MIT FOLGENDEN FORDERUNGEN

  • Bitte ergreifen Sie alle angemessenen Maßnahmen, um die Sicherheit der COPINH-Mitglieder und der Familienangehörigen von Berta Càceres in Absprache mit ihnen zu gewährleisten. Da die Interamerikanische Menschenrechtskommission bereits Schutzmaßnahmen erlassen hat, haben die honduranischen Behörden die Pflicht, für den Schutz der Betroffenen zu sorgen.

  • Erkennen Sie bitte öffentlich die legitime und rechtmäßige Arbeit von COPINH und aller Menschenrechtsverteidiger_innen in Honduras an und ergreifen Sie wirksame Maßnahmen, um die Kriminalisierung ihrer Arbeit zu unterbinden.

PLEASE WRITE IMMEDIATELY

  • Calling on the authorities to take all appropriate measures to guarantee the safety of COPINH members and Berta Caceres' relatives in accordance with their wishes in order to fulfil their obligation to protect them as set by the precautionary measures granted by the Inter-American Commission on Human Rights.

  • Calling on the authorities to publicly recognize the legitimate and rightful work done by COPINH and all Human Rights Defenders in the country and to take other effective measures to stop their criminalization.

Sachlage

Am 15. April wurden Mitglieder der Indigenenorganisation Consejo Cívico de Organizaciones Populares e Indígenas de Honduras (COPINH) sowie Mitglieder anderer nationaler und internationaler NGOs von etwa 30 Personen beleidigt und mit Macheten und Steinen angegriffen. Die Organisationen waren zusammengekommen, um unter dem Motto "Berta Cáceres Vive" das Lebenswerk der ermordeten Menschenrechtsverteidigerin Berta Cáceres zu würdigen. Mindestens acht Personen wurden bei dem Angriff verletzt.

Der bewaffnete Überfall ereignete sich, als COPINH-Mitglieder und andere Teilnehmer_innen nach Tegucigalpa zurückkehrten, nachdem sie am Rio Gualcarque in den Departamentos Intibucá und Santa Bárbara eine Zeremonie für Berta Cáceres abgehalten hatten. Einem Augenzeugen zufolge unternahmen Polizeikräfte, die sich in der Nähe aufhielten, nichts, um den Angriff zu verhindern oder zu stoppen. Mitglieder der internationalen NGOs brachten die Polizei schließlich zum Handeln, woraufhin Polizist_innen COPINH-Mitglieder aus der Gefahrenzone eskortierten. Berta Cáceres und COPINH hatten sich viele Jahre lang gegen den Bau des Agua-Zarca-Staudamms auf dem Land der Gemeinschaft von Río Blanco eingesetzt.

Dieser Angriff ist der jüngste in einer Reihe von Übergriffen gegen Verwandte von Berta Cáceres und andere COPINH-Mitglieder. Amnesty International ist der Ansicht, dass COPINH-Mitglieder und Familienangehörige von Berta Cáceres gezielt ins Visier genommen und schikaniert werden, und ist äußerst besorgt um ihre Sicherheit.

Hintergrundinformation

Hintergrund

Berta Cáceres, Umweltschützerin und Gründerin der Indigenenorganisation COPINH, war am frühen Morgen des 3. März 2016 in ihrem Haus in der Stadt La Esperanza im Departamento Intibucá im Westen Honduras erschossen worden. Seitdem sind COPINH-Mitglieder und die Familienangehörigen von Berta Cáceres Drangsalierungen und Angriffen ausgesetzt.

Laut COPINH wurden acht der neun Koordinator_innen von COPINH in der Stadt La Esperanza wiederholt von der Generalstaatsanwaltschaft vorgeladen, um ihre Aussagen in Bezug auf den Mord an Berta Cáceres abzugeben. Ihre Befragungen dauerten zum Teil mehr als zwölf Stunden. Aureliano Molina, ein Sprecher der Organisation, wurde wenige Stunden nach ihrer Ermordung festgenommen und nach 48 Stunden ohne Anklage freigelassen. Am 8. März parkten vier bewaffnete Männer in Zivil in Fahrzeugen ohne Nummernschilder in San Francisco de Lempira vor einem Radiosender der Gemeinschaft und machten Bilder von den Personen, die das Gebäude betraten und verließen. Ein Mitarbeiter des Radiosenders wurde von einem der Männer mit vorgehaltener Waffe bedroht. Er hatte Bilder von dem Vorfall gemacht, woraufhin einer der Unbekannten ihm sein Handy wegnahm und die Fotos löschte. In derselben Woche wurden andere Männer in Fahrzeugen ohne Nummernschilder gesehen, die das Haus von Aureliano Molina umstellten und erfolglos versuchten, in sein Haus einzubrechen. Am 12. März beobachteten unbekannte Männer laut Angaben von COPINH-Mitgliedern eine Schutzunterkunft für Frauen von COPINH (Casa de Sanación y Justicia) und das Gemeinschaftszentrum Utopia in La Esperanza. Spät in der Nacht parkte ein Fahrzeug mehrere Minuten lang vor dem Eingang des Gemeinschaftszentrums. Am 11. März wurde beobachtet, wie Polizist_innen Fotos von Teilnehmer_innen einer Demonstration machten, die in La Esperanza Gerechtigkeit im Fall der Ermordung von Berta Cáceres forderten. Ein bewaffneter Mann in Zivil verfolgte in derselben Woche eine der Töchter von Berta Cáceres in einem Einkaufszentrum in Tegucigalpa.

COPINH kämpft seit mehr als 20 Jahren für die Rechte der Angehörigen der indigenen Gemeinschaften der Lenca. Seit 2011 setzen sich die Mitglieder von COPINH für ihr Recht ein, nach ihrer freien und vorherigen Zustimmung zum Bau des Agua-Zarca-Staudamms gefragt und über die Folgen informiert zu werden. Der Staudamm würde sie möglicherweise dazu zwingen, das Land ihrer Vorfahren zu verlassen. Seit Jahren sind die Mitglieder von COPINH wegen ihres Einsatzes Drohungen und Drangsalierungen ausgesetzt. Berta Cáceres wurde über viele Jahre wegen ihrer Menschenrechtsarbeit bedroht und drangsaliert, weshalb die Interamerikanische Menschenrechtskommission Schutzmaßnahmen für sie erlassen hatte. Die Untersuchungen zu ihrem Tod scheinen bisher jedoch jegliche Verbindung zwischen ihrer Arbeit als Menschenrechtsverteidigerin und ihrer Ermordung abzutun.

Zunächst veröffentlichten örtliche Ordnungskräfte Informationen, denen zufolge es sich bei der Tötung von Berta Cáceres wahrscheinlich um einen Raubüberfall oder eine "Affekttat" handelte. Bisher wurden in dem Fall ausschließlich Mitglieder von COPINH und der mexikanische Aktivist Gustavo Castro, der Zeuge der Tat und selbst zum Opfer geworden war, mehrfach von den Behörden befragt. Gustavo Castro durfte trotz großer Sorge um seine Sicherheit das Land lange Zeit nicht verlassen. Am 31. März gab die Generalstaatsanwaltschaft bekannt, dass sie die Bürogebäude von Desarrollos Energéticos S.A. (DESA) – des Betreiberunternehmens des Agua-Zarca-Staudamms – durchsucht und Aussagen der Mitarbeiter_innen aufgenommen habe.

Zuletzt am 7. März erließ die Interamerikanische Menschenrechtskommission Maßnahmen zum Schutz aller Mitglieder von COPINH und der Familie von Berta Cáceres und begründete dies mit den Gefahren, die ihre Arbeit im Bereich der Menschenrechte, der Umwelt und natürlicher Ressourcen mit sich bringt, sowie mit ihrer erhöhten Schutzbedürftigkeit nach der Ermordung von Berta Cáceres.