Flüchtlinge in verzweifelter Lage

Flüchtlinge und Asylsuchende an der Grenze zur ehemaligen jugoslawischen Republik Mazedonien

Flüchtlinge und Asylsuchende an der Grenze zur ehemaligen jugoslawischen Republik Mazedonien

Tausende Flüchtlinge, Asylsuchende und Migrant_innen sitzen weiterhin unter extrem schlechten Bedingungen in Griechenland fest – sowohl in offiziellen Einrichtungen als auch in informellen Lagern. Die humanitäre Krise wird sich weiter verschlechtern, wenn die Aufnahmebedingungen nicht verbessert werden und die EU-Mitgliedstaaten nicht umgehend die in Griechenland gestrandeten Flüchtlinge aufnehmen.

Appell an

EU-RATSPRÄSIDENT
Donald Tusk, European Council
Rue de la Loi 175, 1048 Brussels, BELGIEN
(Anrede: Dear Mr Tusk / Sehr geehrter Herr Tusk)
Fax: (00 32) 2281 6934
E-Mail: EC.President-Petitions@european-council.europa.eu

MITGLIEDER DES EUROPÄISCHEN RATES
Rue de la Loi 175/Wetstraat 175
1048 Brussels, BELGIEN
(Anrede: Dear Members of the European Council / Sehr geehrte Mitglieder des Europäischen Rates)
Fax: (00 32) 2281-6934

GRIECHISCHER MINISTER FÜR MIGRATION
Ioanis Mouzalas, 2 Dragatsaniou & 27 Stadiou,
Athens 105 63, GRIECHENLAND
(Anrede: Dear Minister / Sehr geehrter Herr Minister)
Fax: (00 30) 213 136 4418
E-Mail: gram.anaplypourgou@ypes.gr

GRIECHISCHER VERTEIDIGUNGSMINSTER
Dimitris Vitsas
227-231 Mesogeion st. Holargos
15451, GRIECHENLAND
Fax: (00 30) 210 659 5164
E-Mail: anyetha@mod.mil.gr

Sende eine Kopie an

BOTSCHAFT DER HELLENISCHEN REPUBLIK
S. E. Herrn Theodoros Daskarolis
Jägerstraße 54/55
10117 Berlin
Fax: 030-206 264 44
E-Mail: info@griechische-botschaft.de

Bitte schreiben Sie Ihre Appelle möglichst sofort. Schreiben Sie auf Deutsch. Da Urgent Actions schnell an Aktualität verlieren können, bitten wir Sie, nach dem 4. Mai 2016 keine Appelle mehr zu verschicken.

Amnesty fordert:

E-MAILS, FAXE ODER LUFTPOSTBRIEFE MIT FOLGENDEN FORDERUNGEN

AN DEN EU-RATSPRÄSIDENTEN UND DIE EU-MITGLIEDSSTAATEN:

  • Ich appelliere dringend an Sie, alle zur Verfügung stehenden Maßnahmen auszuschöpfen, um Asylsuchende aus Griechenland schnell aufzunehmen. Die Umverteilung sollte in großem Maße angewendet werden, ohne dabei selektive Auswahlkriterien zu verwenden; die Familienzusammenführung sollte erleichtert werden; und Asylsuchende sollten die Möglichkeit erhalten, in Griechenland bei den jeweiligen Botschaften des Ziellandes ein gültiges Visum für die Weiterreise zu erhalten.

  • Bitte sorgen Sie dafür, dass für Personen, die internationalen Schutz benötigen, mehr sichere und legale Zugangswege nach Europa geschaffen werden, sodass Flüchtlinge sich nicht auf die gefährliche Mittelmeerroute begeben müssen, um in Europa Schutz zu suchen.

AN DIE GRIECHISCHEN BEHÖRDEN:

  • Bitte stellen Sie sicher, dass die Aufnahmebedingungen für Flüchtlinge und Asylsuchende verbessert werden, dazu gehören angemessene Schlafmöglichkeiten, Nahrung, sauberes Wasser, gute hygienische Bedingungen, medizinische Versorgung und ausreichende Informationen über Asylverfahren, die Aufnahme in EU-Staaten und Programme zur Familienzusammenführung.

PLEASE WRITE IMMEDIATELY

  • Calling on the President of the European Council and members of the European Council to use all available means to urgently accept asylum-seekers from Greece including relocating a significantly larger number of people without applying restrictive selection criteria, easing family reunification and allowing asylum-seekers to obtain visas from member states' representations in Greece for onward legal travel.

  • Urging them to open up more safe and legal routes for people in need of international protection.

  • Calling on the Greek authorities to urgently and significantly enhance reception conditions ensuring refugees and asylum seekers have access to beds, food, clean water, sanitation, medical treatment and personal safety and that adequte information on asylum procedures, EU relocation and family reunification programmes, is provided.

Sachlage

Nach offiziellen Angaben sitzen derzeit etwa 50.000 Flüchtlinge, Asylsuchende und Migrant_innen in Griechenland fest. Es handelt sich in der Mehrzahl um Frauen und Kinder, die vor bewaffneten Konflikten und Gewalt geflohen sind. In Idomeni verharren nach wie vor über 13.000 Flüchtlinge, Asylsuchende und Migrant_innen unter sehr schlechten Bedingungen, darunter zahlreiche Familien mit Kleinkindern sowie auch Menschen mit Behinderungen und schwangere Frauen. Am Hafen von Piräus ist ein informelles Lager entstanden; dort schlafen rund 5.000 Menschen auf dem Boden im Hafengebäude oder in kleinen Zelten vor dem Gebäude. Ehrenamtliche Helfer_innen und NGOs bemühen sich, die Menschen mit dem Lebensnotwendigsten zu versorgen.

Die Bedingungen in vielen der Lager, die die Behörden im Februar und März 2015 errichtet haben, sind ebenfalls extrem schlecht. Anfang März dokumentierte Amnesty International die schlechten hygienischen Bedingungen am alten Flughafen von Elliniko in der Nähe von Athen. Dort schlafen Familien seit Wochen auf dem Boden oder in kleinen Zelten. Amnesty liegen außerdem Berichte vor, denen zufolge Kinder im ehemaligen Militärlager Chersos in Nordgriechenland aufgrund der schlechten Bedingungen krank werden, u.a. weil Wasser in die Zelte läuft.

Seit dem 19. März werden auf den griechischen Inseln Lager evakuiert und Tausende Menschen mit Fähren auf das griechische Festland gebracht. Flüchtlinge und Migrant_innen haben angegeben, dass man ihnen nicht mitteilte, wohin man sie bringen würde, wodurch Verwirrung und Chaos verursacht wurden. Nach der Unterzeichnung des Flüchtlingsabkommens zwischen der Türkei und der EU am 18. März werden Flüchtlinge, die an den griechischen Küsten eintreffen, auf den Inseln registriert und könnten nach einem Asylschnellverfahren in die Türkei abgeschoben werden. Etwa 5.500 Menschen befinden sich noch auf den griechischen Inseln; die meisten von ihnen sind nach dem 20. März dort angekommen. Auf der Grundlage der neuen Regelungen sind die Lager auf den Inseln nun Hafteinrichtungen. Der Hohe Flüchtlingskommissar der Vereinten Nationen (UNHCR) hat deshalb einige Aktivitäten in diesen Hafteinrichtungen ausgesetzt, weil der UNHCR sich grundsätzlich gegen die obligatorische Inhaftierung von Asylsuchenden, Flüchtlingen und Migrant_innen wendet.

Da die Aufnahmebedingungen und der Zugang zu Asylverfahren in Griechenland unzureichend sind und das EU-Umverteilungsprogramm nach wie vor nicht funktioniert, ist das Schicksal von Tausenden Flüchtlingen, die dringend Schutz benötigen, ungewiss. Die EU-Mitgliedstaaten haben vereinbart, 66.000 Menschen aus Griechenland auf verschiedene Länder zu verteilen, bislang sind jedoch erst 569 Personen in anderen Ländern aufgenommen worden. Zudem ist weiterhin unklar, wie sich das Abkommen zwischen der EU und der Türkei auf die Flüchtlinge auswirken wird, die derzeit in Griechenland festsitzen.

Hintergrundinformation

Hintergrund

Seit der Unterzeichnung des Flüchtlingsabkommens am 18. März sind zwischen dem 19. und 21. März über 2.700 Flüchtlinge und Migrant_innen in seeuntüchtigen Booten an den griechischen Küsten eingetroffen. Zwei Kinder sind dabei ertrunken, was erneut zeigt, dass sichere und legale Zugangswege für Flüchtlinge und Migrant_innen dringend erforderlich sind.

Das EU-Türkei-Abkommen ermöglicht, dass alle Flüchtlinge und Migrant_innen, die in Griechenland eintreffen, in die Türkei zurückgeschickt werden können. Somit können Menschen, die vor Gewalt und bewaffneten Konflikten fliehen, in die Türkei abgeschoben werden.

Es gibt in Griechenland – vornehmlich auf dem Festland – mehr als 30 provisorische Einrichtungen für Flüchtlinge und Migrant_innen, dazu zählen auch die informellen Lager in Idomeni und Piräus. Die meisten dieser Einrichtungen und Lager sind in den vergangenen Wochen als Reaktion auf die humanitäre Krise entstanden, nachdem die Behörden von Mazedonien (Ehemalige jugoslawische Republik Mazedonien) die Grenze zu Griechenland geschlossen hatten. Die Aufnahmekapazitäten der Einrichtungen in Griechenland sind nach wie vor nicht ausreichend, um die vielen Menschen aufzunehmen, die im Land festsitzen, und die Bedingungen in den Lagern und Einrichtungen sind besorgniserregend schlecht.

Ehrenamtliche Helfer_innen, Aktivist_innen, die griechische Bevölkerung und NGOs leisten weiterhin den Großteil der humanitären Unterstützung für die Menschen, die in die offiziellen Flüchtlingseinrichtungen gebracht werden, aber auch für diejenigen, die in den informellen Lagern in Idomeni und Piräus ausharren.