Menschenrechtlerin in Haft

Die iranische Menschenrechtlerin Narges Mohammadi musste ihre sechsjährige Haftstrafe im Evin-Gefängnis in Teheran antreten. Amnesty International betrachtet die Mutter zweier kleiner Kinder als gewaltlose politische Gefangene und fordert ihre sofortige und bedingungslose Freilassung.

Sachlage

Am 22. April tauchten beim Haus der Mutter von Narges Mohammadi in Zanjan, im Nordosten des Iran, ein Mann und eine Frau auf, die möglicherweise dem Geheimdienstministerium angehörten. Sie forderten Narges Mohammadi, die sich zu der Zeit dort aufhielt, auf, mitzukommen. Sowohl der Mann als auch die Frau ignorierten die mehrfache Forderung der Menschenrechtlerin, sich doch bitte auszuweisen. Als die beiden damit drohten, das Haus zu betreten, kam Narges Mohammadi ihren Forderungen nach, um so zu verhindern, dass ihre fünfjährigen Zwillinge Angst bekamen.

Zwei Tage später konnte Narges Mohammadi ihre Kinder anrufen und kurz mit ihrer Schwiegermutter reden. Sie sagte, dass man sie nach einem Tag im Frauentrakt des Evin-Gefängnisses in Trakt 209 verlegt habe, der dem Geheimdienstministerium unterstehen soll. Bevor Narges Mohammadi ihre Kinder anrufen durfte, waren alle Versuche ihrer Familie, etwas über ihren Verbleib herauszufinden, erfolglos geblieben.

Taghi (Taqi) Rahmani, der Ehemann von Narges Mohammadi, sagte Amnesty International, dass er sehr besorgt sei, weil sich der schlechte gesundheitliche Zustand seiner Frau laut ihrer ÄrztInnen bei Stress verschlimmere.

Narges Mohammadi, stellvertretende Leiterin des iranischen Menschenrechtszentrums CHRD, war ursprünglich im September 2011 vom Revolutionsgericht in Teheran zu insgesamt 11 Jahren Haft verurteilt worden. Ihre Haftstrafe setzte sich aus zweimal fünf Jahren für zwei unterschiedliche Fälle der "Verabredung zu einer Straftat gegen die nationale Sicherheit" und einem weiteren Jahr wegen "Verbreitung von Propaganda gegen das System" zusammen. Am 4. März 2012 wurde der Rechtsbeistand von Narges Mohammadi darüber informiert, dass Abteilung 54 des zuständigen Berufungsgerichts in Teheran die Haftstrafe gegen seine Mandantin am 15. Januar auf sechs Jahre verkürzt habe. Ihr Rechtsbeistand hatte erfolgreich argumentiert, dass eine zweifache Anklage wegen "Verabredung zu einer Straftat gegen die nationale Sicherheit" unfair sei, sodass das Gericht Narges Mohammadi von einem der Anklagepunkte freisprach.

Seit die iranischen Behörden 2009 ihren Pass konfisziert haben, darf Narges Mohammadi das Land nicht mehr verlassen.

Vielen Dank allen, die Appelle geschrieben haben. Es sind keine weiteren Aktionen des Eilaktionsnetzwerkes erforderlich. Amnesty International wird sich mit anderen Mitteln weiter für die sofortige und bedingungslose Freilassung von Narges Mohammadi einsetzen.