Landrechtsaktivistin bedroht

Eine Landrechtsaktivistin wurde am 10. September von zehn privaten Wachleuten, die für LandbesitzerInnen im nördlichen Bundesstaat Chihuahua arbeiten, bedroht. Sie und andere BewohnerInnen von Lomas del Poleo sind in Gefahr, weiterhin schikaniert zu werden.

Appell an

GOUVERNEUR DES BUNDESSTAATES CHIHUAHUA
Lic. José Reyes Baeza Terrazas
Gobernador del Estado de Chihuahua
Palacio de Gobierno, 1er piso, C. Aldama #901
Col. Centro, Chihuahua, C.P. 31000
Estado de Chihuahua, MEXIKO
(korrekte Anrede: Señor Gobernador/Dear Governor)
Fax: (0052) 614 429 3300 Durchwahl 11066

STAATSANWÄLTIN VON CHIHUAHUA
Patricia González Rodríguez
Procuradora del Estado de Chihuahua
Procuraduría General de Justicia del Estado
Vicente Guerrero 616, Col. Centro, Chihuahua 31000
Estado de Chihuahua, MEXIKO
(korrekte Anrede: Señora Procuradora General /
Dear Attorney General)
Fax: (0052) 614 415 0314

BÜRGERMEISTER VON CIUDAD JUÁREZ
Lic. José Reyes Ferriz
Presidente Municipal de Ciudad Juárez
Unidad Administrativa Benito Juárez.
Primer piso, ala norte. Av. Francisco Villa # 950 Norte,
Cd. Juárez, Chihuahua, MEXIKO
(korrekte Anrede: Dear Mayor / Señor Presidente Municipal)
Fax: (0052) 656 615 0690

Sende eine Kopie an

BOTSCHAFT DER VEREINIGTEN MEXIKANISCHEN STAATEN
Herrn Miguel Angel Padilla Acosta
Geschäftsträger a.i. (Gesandter)
Klingelhöferstraße 3, 10785 Berlin
Fax: 030-26 93 23-700
E-Mail: mail@mexale.de

Bitte schreiben Sie Ihre Appelle möglichst sofort. Schreiben Sie in gutem Spanisch, Englisch oder auf Deutsch. Da Informationen in Urgent Actions schnell an Aktualität verlieren können, bitten wir Sie, nach dem 28. Oktober 2009 keine Appelle mehr zu verschicken.

Amnesty fordert:

SCHREIBEN SIE BITTE FAXE ODER LUFTPOSTBRIEFE, IN DENEN SIE

  • die Behörden auffordern, dass Agustina Contreras und andere BewohnerInnen von Lomas del Poleo, die mehrfach von Wachleuten der LandbesitzerInnen angegriffen wurden, ausreichende und mit ihnen abgesprochene Schutzmaßnahmen erhalten;

  • die Behörden auffordern, eine unabhängige und unparteiische Untersuchung der Angriffe gegen die BewohnerInnen einzuleiten und alle Verantwortlichen vor Gericht zu stellen;

  • bei den Behörden darauf dringen, jegliche rechtswidrige Versuche, die BewohnerInnen von Lomas del Poleo von ihrem Land zu vertreiben, zu verhindern und sicherzustellen, dass der Prozess um die Landrechtsfrage zügig und fair fortgeführt wird.

Sachlage

Am 10. September brachte Agustina Contreras gerade ihre Tochter zur Grundschule von Lomas del Poleo, einer komplett eingezäunten Gemeinde, als ein Pick-up plötzlich auf sie zuraste. Um dem Wagen zu entkommen, sprangen Agustina Contreras und ihre Tochter in ein Gebüsch am Straßenrand. Agustina Contrera erkannte den Fahrer als einen der privaten Wachleute, die durch die Straßen von Lomas de Poleo patrouillieren. Der Fahrer, der ihr den Weg zur Schule versperren wollte, lehnte sich aus dem Fenster und rief: "Du kommst nicht rein, merk’ dir das" (No puedes entrar, tomalo en cuenta). Daraufhin fuhr er davon. Kurz darauf fuhr ein zweiter Pick-up mit hoher Geschwindigkeit auf Agustina Contrera und ihre Tochter zu und hätte sie fast überfahren. Der Fahrer stieg aus seinem Wagen und sagte zu Agustina Contreras: "Du kommst nicht mehr rein, wir werden dich nicht mehr reinlassen" (Tu ya no puedes entrar, ya no te vamos a dejar entrar). Agustina Contreras erkannte auch den zweiten Fahrer als einen der privaten Wachleute von Lomas del Poleo.

Im Jahr 2004 wurde die gesamte Gemeinde Lomas del Poleo mit Stacheldraht eingezäunt und wird seitdem von privaten Wachleuten bewacht, die von örtlichen LandbesitzerInnen beauftragt wurden, die Anspruch auf das Land erheben. Seitdem bewachen diese den Zugang nach Lomas del Poleo. Agustina Contreras kämpft schon seit einigen Jahren gegen den Versuch der Wachleute, die Alfredo Nava Sahagún-Grundschule in Lomas del Poleo zu schließen, um die BewohnerInnen zu vertreiben. Die Drohungen vom 10. September sollten Agustina Contreras und andere AktivistInnen einschüchtern und sie zur Aufgabe ihres Engagements zwingen.

Hintergrundinformation

Hintergrund

Die BewohnerInnen von Lomas del Poleo sind immer wieder Schikanen und Angriffen ausgesetzt, seit ihnen im Jahr 2003 der Strom abgestellt wurde. Im Jahr 2005 wurden 40 Häuser in Brand gesteckt und ein Bewohner wurde von Wachleuten zu Tode geprügelt, als er sich gegen die Brandstiftung wehren wollte. Als Folge dieser Einschüchterung leben heute nur noch 17 Familien in Lomas del Poleo. Sie geben an, dass bis jetzt noch keine gründliche Untersuchung durchgeführt wurde oder Festnahmen stattfanden, obwohl sie die Vorfälle der zuständigen Staatsanwaltschaft gemeldet haben.

Der Grund und Boden in Lomas del Poleo hat in den letzten Jahren einen besonderen Wert erhalten, da sich das Land zwischen der Stadt Ciudad Juárez und einer Gegend befindet, die eine Gruppe von Geschäftsleuten zu einem neuen Geschäfts- und Industriegebiet umgestalten will.

Der Fall wird derzeit vor einem Gericht für Landrechtsfragen verhandelt. Es haben bereits einige Anhörungen von BewohnerInnen und einer örtlichen Familie von LandbesitzerInnen stattgefunden, aber der Prozess geht nur sehr schleppend voran.