Pastoren vermisst

Diese Urgent Action ist beendet.

Auf Grundlage einer Amnestie des Präsidenten vom 17. April 2018 wurden die beiden Geistlichen Dumdaw Nawng Lat und Langjaw Gam Seng aus dem Gefängnis entlassen. Die aus dem Bundesstaat Kachin stammenden Männer waren seit Dezember 2016 inhaftiert gewesen. Ihre Anklage stand in Zusammenhang mit der Rolle der beiden Pastoren bei der Organisation des Besuchs von Journalist_innen in der Stadt Monekoe im nördlichen Bundessaat Shan. Den Journalist_innen war dort die Zerstörung gezeigt worden, die mutmaßlich von Luftangriffen der myanmarischen Armee stammt.

Myanmar, Landkarte

Myanmar

Zwei Pastoren, die der ethnischen Minderheit der Kachin angehören und Journalist_innen geholfen hatten, über Menschenrechtsverletzungen des Militärs im nördlichen Bundesstaat Shan zu berichten, werden seit dem 24. Dezember 2016 vermisst. Sie wurden zum letzten Mal in der Nähe eines Armeestützpunkts in Monekoe gesehen, seither sind ihr Schicksal und ihr Aufenthaltsort unbekannt.

Appell an

REGIERUNGSCHEFIN UND AUSSENMINISTERIN
Daw Aung San Suu Kyi
Ministry of Foreign Affairs
Office No. 9
Nay Pyi Taw
MYANMAR
(Anrede: Your Excellency / Exzellenz)
Fax: (00 95) 67 412 396

INNENMINISTER
Lt. Gen. Kyaw Swe
Ministry of Home Affairs
Office No. 10
Nay Pyi Taw
MYANMAR
(Anrede: Dear Minister / Sehr geehrter Herr Minister)
Fax: (00 95) 67 412 439
E-Mail: mohamyanmar@gmail.com

Sende eine Kopie an

VORSITZENDER DER MENSCHENRECHTSKOMMISSION
U Win Mra
27 Pyay Road
Hlaing Township
Yangon
MYANMAR
Fax: (00 95) 1 659 668
E-Mail: chmyanmarnhrc@gmail.com

BOTSCHAFT DER REPUBLIK DER UNION MYANMAR
I. E. Frau Yin Yin Myint
Thielallee 19
14195 Berlin
Fax: 030-2061 5720
E-Mail: info@botschaft-myanmar.de

Bitte schreiben Sie Ihre Appelle möglichst sofort. Schreiben Sie in gutem Birmanisch, Englisch oder auf Deutsch. Da Informationen in Urgent Actions schnell an Aktualität verlieren können, bitten wir Sie, nach dem 27. Februar 2017 keine Appelle mehr zu verschicken.

Amnesty fordert:

LUFTPOSTBRIEFE, E-MAILS ODER FAXE MIT FOLGENDEN FORDERUNGEN

  • Bitte leiten Sie eine unabhängige, unparteiische und wirksame Untersuchung zum Verbleib und Schicksal von Dumdaw Nawng Lat und Langjaw Gam Seng ein, garantieren Sie ihre Sicherheit und geben sie ihren Familien Auskunft zu ihrer Situation.

  • Falls die beiden Männer im Gewahrsam der Behörden sind, lassen Sie sie umgehend frei, sofern sie keiner international als Straftat anerkannten Handlung angeklagt und vor ein unabhängiges ziviles Gericht gestellt werden. Sollte dies der Fall sein, bringen Sie sie in eine offizielle Hafteinrichtung und stellen Sie sicher, dass sie menschlich behandelt werden, sofortigen und regelmäßigen Zugang zu ihren Angehörigen, Rechtsbeiständen ihrer Wahl und angemessener medizinischer Versorgung erhalten.

  • Stellen Sie bitte umgehend die Verletzung von internationalen Menschenrechtsnormen im Zusammenhang mit ethnischen Gruppen in Konflikt- und Waffenstillstandsgebieten ein, stellen Sie die Verantwortlichen für solche Menschenrechtsverletzungen vor Gericht und garantieren Sie, dass die myanmarischen Streitkräfte sich strikt an die Bestimmungen des humanitären Völkerrechts und des Völkergewohnheitsrechts halten.

PLEASE WRITE IMMEDIATELY

  • Order an immediate and effective investigation with a view to establishing the fate and whereabouts of Dumdaw Nawng Lat and Langjaw Gam Seng’s fate, ensuring their safety and providing their families with information.

  • If the two men are in state custody, immediately release them, unless they are charged with an internationally recognizable offence and remanded by an independent, civilian court. If this is the case, transfer them to an official place of detention, and ensure that they are treated humanely, allowed effective, prompt and thereafter regular access to their family, lawyers of their own choosing and adequate medical care.

  • Immediately cease violations of international human rights law against ethnic civilians in conflict and ceasefire areas, bring those who have committed violations to justice and ensure that the Myanmar armed forces adhere strictly to the provisions of international humanitarian law and customary international human rights law.

Sachlage

Dumdaw Nawng Lat, ein Pastor und Gemeinde-Ältester aus Monekoe im Township Muse im nördlichen Bundesstaat Shan, wurde am 24. Dezember 2016 zu einem nahegelegenen Armeestützpunkt vorgeladen, um mutmaßlich die Festnahme eines ortsansässigen Mannes zu besprechen. Sein Neffe Langjaw Gam Seng, ebenfalls Pastor in Monekoe, begleitete ihn. Die beiden Männer wurden zuletzt gegen 17 Uhr desselben Tages nahe des örtlichen Armeestützpunktes Byu Har Kone gesehen.

Örtliche Quellen glauben, dass die Männer von den myanmarischen Behörden aufgrund ihrer Rolle bei der Organisation eines Besuchs von Journalist_innen Ende November 2016 in Monekoe inhaftiert wurden. Der Besuch umfasste eine Besichtigung der Kirche, die laut kachinischen Organisationen durch Luftangriffe der myanmarischen Armee nach heftigen Kämpfen mit der Bruderschaft der Nordallianz, einer neuen Koalition von vier ethnischen Gruppen im nördlichen Myanmar, teilweise zerstört worden war. Der Zugang zu dem Gebiet ist stark eingeschränkt. Amnesty International befürchtet, dass Dumdaw Nawng Lat und Langjaw Gam Seng Opfer des Verschwindenlassens geworden sein könnten.

Am 4. Januar 2017 gaben Angehörige bei der Polizeiwache im Township Muse eine Vermisstenanzeige auf, doch bislang erhielten sie keine Informationen zum Schicksal und Verbleib der beiden Männer.

Hintergrundinformation

Hintergrund

Der bewaffnete Konflikt zwischen ethnischen Gruppen und der Armee von Myanmar in den nördlichen Bundesstaaten Kachin und Shan geht inzwischen ins fünfte Jahr. Im November 2016 nahmen die Kämpfe erheblich zu, als die Bruderschaft der Nordallianz, eine neue Koalition von vier bewaffneten ethnischen Gruppen im Norden Myanmars, koordinierte Angriffe gegen Sicherheitsaußenposten begannen. Die Gruppe machte geltend, die Angriffe seien eine Reaktion auf die anhaltenden Offensiven der myanmarischen Armee. Die myanmarischen Armee soll mit Luftangriffe und Beschuss reagiert haben.

Laut dem UN-Amt für die Koordinierung humanitärer Angelegenheiten (OCHA) sind mehr als 100.000 Menschen durch die Kämpfe in Kachin und Shan vertrieben worden. Der Zugang der UN und anderer humanitärer Organisationen und Akteure zu den Vertriebenen in Gebieten, die nicht unter der Kontrolle der Armee von Myanmar stehen, ist jedoch sehr begrenzt. Menschenrechtsverletzungen sollen sowohl von Regierungsgruppen als auch von ethnischen bewaffneten Gruppen im Konfliktgebiet verübt worden sein, dazu zählen Vergewaltigungen und andere Formen sexualisierter Gewalt, Entführungen, willkürliche Festnahmen und Folter, Zwangsarbeit, willkürlicher Einsatz von Landminen und die Rekrutierung von Kindersoldat_innen.

Es herrscht eine Kultur der Straflosigkeit für Menschenrechtsverletzungen durch die myanmarischen Sicherheitskräfte und die meisten Verantwortlichen für vergangene und gegenwärtige Menschenrechtsverletzungen, darunter auch Verbrechen nach dem Völkerrecht, werden nicht strafrechtlich verfolgt. So sind zum Beispiel das Schicksal und der Aufenthaltsort von Sumlut Roi Ja, einer Frau aus Kachin, die vor fünf Jahren vom Militär inhaftiert wurde, nicht bekannt. Sie wurde im Oktober 2011 im Bundesstaat Kachin zusammen mit ihrem Ehemann und Schwiegervater, die später flüchten konnten, Opfer des Verschwindenlassens, nachdem sie von Soldat_innen der myanmarischen Armee inhaftiert worden war. Bis heute ist dafür niemand zur Verantwortung gezogen worden.

Zum Verschwindenlassen kommt es typischerweise, wenn staatliche Akteure eine Person festnehmen oder entführen und sich dann weigern, den Freiheitsentzug anzuerkennen, oder das Schicksal und den Verbleib der "verschwundenen" Person nicht offenlegen und sie damit dem rechtlichen Schutz entziehen. Einmal dem Blick der Öffentlichkeit entzogen, sind Menschen, die dem Verschwindenlassen zum Opfer fallen, in großer Gefahr, gefoltert, in anderer Weise misshandelt oder getötet zu werden. Das Verschwindenlassen stellt einen Verstoß gegen eine Reihe von internationalen Menschenrechtsverträgen dar, darunter das Internationale Übereinkommen zum Schutz aller Personen vor dem Verschwindenlassen, der Internationale Pakt über bürgerliche und politische Rechte und die UN-Antifolterkonvention. Es ist zudem ein Verbrechen nach dem Völkerrecht.