Foltergefahr

Eine der drei Personen, die am 29. Dezember 2009 rechtswidrig von der mexikanischen Armee festgenommen worden sind, konnte am 4. Februar einen Anruf tätigen. Dies war bislang ihr einziger Kontakt zur Außenwelt. Man geht davon aus, dass sie dem "Verschwindenlassen" zum Opfer gefallen sind.

Appell an

GENERALSTAATSANWALT
Lic. Arturo Chávez Chávez
Procurador General de la República

Procuraduría General de la República
Av. Paseo de la Reforma nº 211-213,
Col. Cuauhtémoc, Del. Cuauhtémoc
México D.F., C.P. 06500
MEXIKO
(korrekte Anrede: Dear Attorney General/Señor Procurador General)
Fax: (00 52) 55 5346 0908
E-Mail: ofproc@pgr.gob.mx

VERTEIDIGUNGSMINISTER
Gral. Guillermo Galván Galván
Secretaría de la Defensa Nacional
Blvd. Manuel Ávila Camacho s/n, esq. Av. Industria Militar
Col. Lomas de Sotelo, Del. Miguel Hidalgo
México D.F., C.P. 11640
MEXIKO
(korrekte Anrede: Señor Secretario/Dear Minister)
Fax: (0052) 55 5395 2935

GOUVERNEUR DES BUNDESSTAATS CHIHUAHUA
Lic. José Reyes Baeza Terrazas
Gobernador del Estado de Chihuahua
Palacio de Gobierno, 1er piso
C. Aldama # 901, Col. Centro
Chihuahua, Estado de Chihuahua C.P.
31000, MEXIKO
(korrekte Anrede: Señor Gobernador/Dear Governor)
Fax: (0052) 614 429 3300 Durchwahl 11066

Sende eine Kopie an

MENSCHENRECHTSORGANISATION
Centro Derechos Humanos de las Mujeres
Av. Juarez no. 4107/ B, Chihuahua, Chih.
MEXIKO
E-Mail: cedehm@prodigy.net.mx

BOTSCHAFT DER VEREINIGTEN MEXIKANISCHEN STAATEN
Herrn Miguel Angel Padilla Acosta
Geschäftsträger a.i. (Gesandter)
Klingelhöferstraße 3, 10785 Berlin
Fax: 030-26 93 23-700
E-Mail: mail@mexale.de

Bitte schreiben Sie Ihre Appelle möglichst sofort. Schreiben Sie in gutem Spanisch, Englisch oder auf Deutsch. Da Informationen in Urgent Actions schnell an Aktualität verlieren können, bitten wir Sie, nach dem 26. März 2010 keine Appelle mehr zu verschicken.

Sachlage

Am 4. Februar 2010 gelang es Nitza Paola Alvarado Espinoza, einen Freund anzurufen. Sie weinte und sagte: "Bitte hilf mir, hol mich hier raus, ich habe Angst"(por favor ayudenme, saquenme de aqui, tengo miedo). In dem Moment hörte der Freund zwei Männerstimmen, eine von ihnen sagte, "Verdammter Idiot, sie telefoniert, ich habe dir doch gesagt, du sollst sie nicht alleine lassen!" (pinche vieja culera ya habló, te dije que no la dejaras sola!). Daraufhin wurde die Verbindung unterbrochen.

Am 29. Dezember 2009 hat man Nitza Paola Alvarado Espinoza zum letzten Mal gesehen, als sie gemeinsam mit ihren Verwandten Jose Angél Alvarado Herrera und Rocío Irene Alvarado Reyes von zehn Angehörigen der mexikanischen Armee festgenommen wurde. Die Soldaten hatten weder einen Haftbefehl vorgezeigt, noch hatten sie die Festnahme begründet. Die drei Personen, die seither nicht mehr gesehen worden sind, stammen aus der Stadt Buenaventura im Bundesstaat Chihuahua.

Zwei Tage nach dem Anruf fuhr eine Gruppe von Soldaten in einem gepanzerten Humvee-Geländewagen bei Jose Angél Alvarados Mutter zu Hause vor. Sie stellten ihr eine Reihe persönlicher Fragen, die sie selbst betrafen und die Drei, die am 29. Dezember 2009 festgenommen worden waren. Die Soldaten nannten keine Gründe für die Befragung. Sie warnten den Nachbarn, der sie dabei beobachtet hatte, wie sie in das Haus gegangen waren, dass es Konsequenzen für ihn haben werde, wenn er irgendwem darüber berichtete, dass er sie dort gesehen habe.

Die Militärbehörden streiten ab, die drei Personen in Gewahrsam zu halten. Außerdem erklärten sie nicht, weshalb die Armee das Auto von Jose Angél Alvarado einige Tage später beschlagnahmt und es dem örtlichen Staatsanwalt übergeben hat.

Hintergrundinformation

Hintergrund

Seit 2007 kommt es in Mexiko in Zusammenhang mit organisierter Kriminalität immer häufiger zu Gewaltverbrechen. Die Medien berichteten 2009 von mehr als 6500 Tötungsfällen in Verbindung mit Drogenkartellen – die meisten davon im Bundesstaat Chihuahua. Die Regierung unter Staatspräsident Calderón setzte 50.000 Soldaten ein, um in den am stärksten betroffenen Gebieten – wie der Stadt Ciudad Juárez – gegen die organisierte Kriminalität vorzugehen. Dies führte zu einer Häufung von Berichten über Menschenrechtsverletzungen durch das Polizeiaktionen ausführende Militär, darunter Entführungen, Folter und Tötungen. Im November 2009 veröffentlichte Amnesty International einen Bericht über Menschenrechtsverletzungen durch das Militär in Mexiko. Darin werden Fälle von "Verschwindenlassen" in Ciudad Juárez dokumentiert, bei denen das Militär trotz zwingender Beweise jegliche Beteiligung leugnet. Solche Fälle werden in der Regel von der Militärjustiz untersucht, und Verfahren finden vor Militärgerichten statt, so dass unparteiische und unabhängige Ermittlungen nicht garantiert sind und daher die große Mehrheit der Täterinnen und Täter straffrei bleibt. Den Opfern und ihren Angehörigen wird somit das Recht auf Aufklärung der Taten und Bestrafung der Verantwortlichen verwehrt. Militärangehörige sind sich der Tatsache bewusst, dass man sie gewöhnlich nicht zur Rechenschaft zieht.