Mexiko: 39 Migrant*innen bei Brand getötet

Das Bild zeigt Kinder die in der Dunkelheit vor vielen brennenden Kerzen auf dem Boden knien. Hinter den Kerzen stehen mehrere Blumensträße, Kreuze und ein Bild, das einen Mann mit einem Kind zeigt.

Mahnwache in der mexikanischen Stadt Ciudad Juárez vor einer Hafteinrichtung für Migrant*innen, in der 39 Menschen am 28. März 2023 bei einem Feuer ums Leben kamen.

Bei einem Feuer kamen in einer Hafteinrichtung für Migrant*innen in Ciudad Juárez am 28. März 39 Menschen ums Leben und 28 mussten im Krankenhaus behandelt werden. Amnesty International fordert den mexikanischen Präsidenten auf, dringend einen politischen Kurswechsel zu vollziehen und die Rechte von Flüchtlingen und Migrant*innen zu schützen.

Appell an

Presidente

Andrés Manuel López Obrador

Palacio Nacional, edificio 10, planta baja

Colonia Centro C.P. 06060, alcaldía Cuauhtémoc


Ciudad de México

MEXIKO

Sende eine Kopie an

Botschaft der Vereinigten Mexikanischen Staaten

S. E. Herrn Francisco Jose Quiroga Fernandes

Klingelhöferstraße 3

10785 Berlin

Fax: 030-26 93 23-700

E-Mail: mexale@sre.gob.mx

Amnesty fordert:

  • Bitte führen Sie eine neue Politik und Praxis zum Umgang mit Migrant*innen und Flüchtlingen ein, die deren Menschenrechte vollumfänglich garantieren. Hierzu gehört auch, den routinemäßigen Gewahrsam von Migrant*innen abzuschaffen und die Militarisierung der Migrationspolitik zu beenden.
  • Sorgen Sie gemeinsam mit den zuständigen Behörden dafür, dass die Betroffenen des Feuers in Ciudad Juárez am 28. März keine weitere Stigmatisierung erfahren und dass jegliche Menschenrechtsverletzungen umgehend vollständig und transparent untersucht werden.
  • Garantieren Sie bitte den Überlebenden, die im Krankenhaus behandelt werden müssen, ihr Recht auf Gesundheit und gewähren Sie ihnen bei Bedarf die Möglichkeit auf Regelung ihres Aufenthaltsstatus.
  • Sorgen Sie bitte zudem dafür, dass die Betroffenen und ihre Familien umfassend entschädigt werden. Die sterblichen Überreste der Getöteten sollten identifiziert und menschenwürdig und kostenfrei in ihre Herkunftsländer überstellt werden.

Sachlage

In einer Hafteinrichtung für Migrant*innen in Ciudad Juárez brach am 28. März ein Feuer aus, bei dem 39 Menschen ums Leben kamen und 28 so schwer verletzt wurden, dass sie im Krankenhaus behandelt werden mussten. Berichten zufolge wurden die Migrant*innen auch nach Ausbruch des Feuers noch im Gebäude festgehalten. Die inhaftierten Menschen kamen aus Kolumbien, El Salvador, Honduras, Guatemala und Venezuela – alles Länder, deren Menschenrechtsbilanz Amnesty International immer wieder kritisiert hat. Personen, die vor Menschenrechtsverletzungen aus diesen Ländern fliehen und anderswo internationalen Schutz suchen, müssen regelmäßig gefährliche Routen in Kauf nehmen und werden von Einwanderungsbehörden und kriminellen Gruppierungen in anderen Ländern der Region schikaniert. 

Die zunehmend unmenschliche Migrationspolitik auf dem amerikanischen Kontinent sorgt dafür, dass den meisten Menschen der Zugang zu einem Asylverfahren verbaut ist und sie gezwungen sind, über gefährliche Routen zu fliehen. Im Rahmen ihrer migrationsfeindlichen Politik haben die mexikanischen Behörden die Nationalgarde mit der Durchsetzung der Einwanderungspolitik an den Grenzen betraut und für eine Militarisierung der Grenzen gesorgt. Zudem wird systematisch auf Einwanderungshaft zurückgegriffen.

Statt sich mit den strukturellen Ursachen dieser entsetzlichen Situation zu befassen, die in der unmenschlichen Behandlung schutzsuchender Menschen in Mexiko wurzelt, hat die mexikanische Regierung die Schwere dieser Vorfälle heruntergespielt und die Migrant*innen selbst für ihren Tod verantwortlich gemacht.

Hintergrundinformation

Hintergrund

Die Migrant*innen, die am 28. März durch das Feuer in der Hafteinrichtung in Ciudad Juárez verletzt oder getötet wurden, gehören zu den zahlreichen Menschen, die sowohl in ihren Herkunftsländern als auch in den Transit- und Zielländern Menschenrechtsverletzungen ausgesetzt sind oder gar um ihr Leben fürchten müssen. Sie haben daher keine Wahl, als anderswo Schutz zu suchen. Als Reaktion darauf haben die Länder in der Region, allen voran die USA, gemeinsam eine zunehmend unmenschliche Migrationspolitik eingeführt, die dafür sorgt, dass den meisten Menschen der Zugang zu einem Asylverfahren verwehrt wird und sie gezwungen sind, über Routen zu fliehen, die sie noch stärker in Gefahr bringen.

In der Absicht, gemeinsam mit den USA und Kanada die Migrationsströme einzudämmen, haben die mexikanischen Behörden die Nationalgarde mit der Durchsetzung der Einwanderungspolitik an ihren Grenzen betraut, für eine Militarisierung der Grenzen gesorgt und Einwanderungshaft zur Routine gemacht. Allein im Jahr 2022 hielten die Einwanderungsbehörden mindestens 318.660 Menschen in Hafteinrichtungen für Migrant*innen fest und schoben mehr als 106.000 ab, darunter auch Kinder und Jugendliche. 

Bei der Inhaftierung von Migrant*innen in Mexiko werden internationale Standards außer Acht gelassen, die besagen, dass Menschen nur in Ausnahmefällen und wenn unbedingt nötig inhaftiert werden dürfen. Selbst dann muss der Gewahrsam angemessen und verhältnismäßig sein. Zudem müssen die Haftbedingungen menschenwürdig sein – Überbelegung muss vermieden und der Zugang zu ausreichend Nahrung und Wasser gewährleistet werden. Die Erste Kammer des Obersten Gerichtshofs Mexikos entschied am 15. März 2023, dass die Inhaftierung von Migrant*innen maximal 36 Stunden betragen darf und dass sie nach diesem Zeitraum freizulassen sind.