Sorge um Gesundheit

Zeichnung einer Figur mit Arztkoffer

Lahiru Manikkuadura, ein Staatsangehöriger von Sri Lanka, ist seit September 2016 auf den Malediven inhaftiert - ohne Festsetzung eines Gerichtstermins. Seit die Abläufe rechtlicher Verfahren noch verschärft wurden, wird ihm der Zugang zu seiner Anwältin verweigert. Die miserablen Haftbedingungen geben außerdem Anlass zur ernsthaften Sorge um seinen Gesundheitszustand und sein Wohlergehen.

Appell an

Generalstaatsanwältin

Aishath Bisham

Prosecutor General’s Office

Majeedhee Magu Road

Malé, MALEDIVEN

Sende eine Kopie an

Gefängnisbeauftragter

Ahmed Shihan


Gaazee Building, 1st Floor

Malé

MALEDIVEN

Fax: (00 960) 331 3727


E-Mail: info@corrections.gov.mv

Botschaft der Republik Malediven

I.E. Frau Jameela Ali Khalid


Pariser Platz 4a

10117 Berlin

E-Mail: info@maldivesembassy.de

Amnesty fordert:

  • Lassen Sie Lahiru Manikkuadura bitte frei oder - im Fall glaubwürdiger Beweise - klagen Sie ihn einer international als Straftat anerkannten Handlung an, übergeben Sie ihn an ein unabhängiges Gericht und stellen Sie ihn umgehend in einem Verfahren vor Gericht, das internationalen Standards für faire Gerichtsverfahren entspricht.
  • Ich bitte Sie, Lahiru Manikkuadura unverzüglich eine adequate medizinische Versorgung zukommen zu lassen, so wie es die UN-Mindestgrundsätze für die Behandlung der Gefangenen (Nelson-Mandela-Regeln), Regeln 24-7, vorsehen.
  • Sorgen Sie bitte außerdem dafür, dass Lahiru Manikkuadura umgehend einen vertraulichen und regelmäßigen Zugang zu einem Rechtsbeistand seiner Wahl und zu seiner Familie erhält. Außerdem muss die religiöse Nötigung gegen ihn beendet und ihm ermöglicht werden, sein Recht auf Religionsfreiheit auszuüben.

Sachlage

Lahiru Manikkuadura wird auf der maledivischen Gefängnisinsel Maafushi festgehalten. Ihm wird vorgeworfen, sich "wissentlich an einer Verschwörung mit dem Ziel der Ermordung des maledivischen Präsidenten beteiligt zu haben". Seine Festnahme am 23. Oktober 2015 erfolgte auf dem Flughafen, als er gerade zurück nach Sri Lanka fliegen wollte. Zunächst wurde er verdächtigt, Straßengangs mit Geld versorgt und so zu Gewalt angestiftet zu haben, doch acht Monate später wurde er wegen dem vermeintlichen Versuch, den Präsidenten zu ermorden, angeklagt. Seine Untersuchungshaft wurde um vier Monate verlängert. Die Behörden stellten ihm keinen Rechtsbeistand zur Seite und sämtliche Verhöre und Anhörungen wurden in Dhivehi durchgeführt, eine Sprache, die Lahiru Manikkuadura nicht spricht.

Das Strafgericht der Malediven begann am 10. August 2016 mit den Anhörungen zu diesem Fall. Am 22. September entschied das Gericht nach vier Anhörungen, dass den beteiligten Parteien der neue Gerichtstermin mitgeteilt würde, sobald die Generalstaatsanwaltschaft noch einen weiteren Zeugen geladen habe. Seitdem gibt es keine neuen Informationen. Die Gefängnisbehörden verweigern der Anwältin von Lahiru Manikkuadura seit Mai, ihn zu besuchen. Dafür benötige sie eine Bestätigung des Strafgerichts, in der sie als zuständige Anwältin ausgewiesen und der nächste Gerichtstermin festgehalten ist, der noch nicht festgesetzt wurde.

Lahiru Manikkuadura teilt sich eine für zwei Personen ausgelegte Gefängniszelle mit sechs Mitgefangenen. Als er über Schmerzen in der Brust klagte, dauerte es vier Tage, bis er medizinisch versorgt wurde. Er darf seine Zelle nicht verlassen und verliert langsam seine Sehkraft – obwohl das Recht von Gefängnisinsass_innen auf mindestens eine Stunde Bewegung und frische Luft täglich sowohl im internationalen als auch maledivischen Recht festgeschrieben ist. Außerdem darf er seinen buddhistischen Glauben nicht ausüben. Stattdessen wird er dazu gezwungen, sich an islamischen Praktiken zu beteiligen, einschließlich des Fastens während des Ramadan.

Hintergrundinformation

Hintergrund

Lahiru Manikkuadura wollte auf den Malediven als Fahrer arbeiten, was jedoch nicht geklappt hatte. Diese Tätigkeit war ihm von einem Bekannten aus Sri Lanka vermittelt worden, der mit einigen Personen aus dem Umfeld des ehemaligen Vizepräsidenten der Malediven, Ahmed Adeeb, in Kontakt stand. Auch diesem wird eine Mordverschwörung vorgeworfen.

Bisher durfte Lahiru Manikkuadura alle zwei Wochen für fünf Minuten mit seiner Familie in Sri Lanka telefonieren. Dort leben seine Frau, sein Sohn und seine Eltern. Doch seit sechs Monaten wird ihm jeder Kontakt zu seiner Familie verwehrt. Aufgrund dieser emotionalen Isolation leidet er heute an einer Depression.

Medizinische Fahrlässigkeit und Todesfälle in Haft wurden von den maledivischen Behörden lange ignoriert und geleugnet. Ahmed Mahloof, den Amnesty International als gewaltlosen politischen Gefangenen betrachtet, tweetete im Januar 2018, dass innerhalb von 18 Monaten elf Personen aufgrund von "grober Fahrlässigkeit" im Polizeigewahrsam gestorben seien. Daraufhin wurde er wegen "falscher Berichterstattung" angeklagt. Seitdem starben zwei weitere Gefängnisinsass_innen auf den Malediven als Folge medizinischer Fahrlässigkeit. Während öffentlichkeitswirksame Fälle für Aufsehen sorgen, wenn ihnen die medizinische Versorgung verweigert wird, wurden diese Todesfälle von der internationalen Gemeinschaft kaum wahrgenommen. Laut dem Länderbericht des US-Außenministeriums über die Menschenrechtssituation auf den Malediven von 2017 gab es zwischen August 2016 und Oktober 2017 sieben ungeklärte Todesfälle in Polizeigewahrsam. Die maledivische Menschenrechtskommission dagegen kam zu dem Schluss, dass zwei dieser Fälle natürliche Todesfälle seien.

Fortsetzung (Auf Englisch)

Human rights violations have become a serious concern in the Maldives ever since President Abdulla Yameen came to power in 2013. In addition to custodial negligence, the country is facing a crackdown on human rights, with increasing levels of corruption, restricting religions freedom, freedom of expression and association. All major opposition figures are either behind bars or languishing in exile.

On 1 February 2018, in a surprise decision, the Maldivian Supreme Court ruled that former President Mohamed Nasheed and eight other opposition politicians had been wrongly imprisoned, following flawed trials that did not meet international standards. This decision to release the nine political prisoners was never implemented as the President of Maldives declared a State of Emergency and arrested the Chief Justice, another Supreme Court judge and several politicians in early February 2018. Among these wrongly incarcerated the Supreme Court decision referred to, is Ahmed Adeeb, who is facing several charges, one of which is attempting to assassinate the President of Maldives, along with Lahiru Manikkuadura.

Furthermore, according to the Prisons and Parole Act of Maldives, convicted prisoners should be held separately other detainees, which is not followed by the authorities, due to which those in remand custody are treated the same way as convicted prisoners, which is the situation Lahiru Manikkuadura is in. According to the Human Rights Commission of Maldives, the detainees are not allowed to leave their cells except for visitation, and in some prisons, the detainees have reportedly not been allowed outside to exercise doe more than a year. The Commission also reported poor ventilation and lack of electricity in cells in some custodial centres where solitary confinement is practiced.