Pressemitteilung Aktuell Indonesien 06. April 2023

Hannover Messe: Indonesisches Bergbauprojekt gefährdet Rechte indigener Bevölkerung

Dutzende Menschen stehen auf einem Platz. Die Menschen in der ersten Reihe halten ein großes Banner vor sich. Davor steht ein Mann mit Megafon, der zur Menge spricht.

Menschen aus Papua demonstrieren in der indonesischen Hauptstadt Jakarta für das Recht auf Selbstbestimmung und für das Verbot mehrerer Bergbau-Unternehmen, die ihre Lebensgrundlage bedrohen (Archivaufnahme).

Die Regierung Indonesiens, diesjähriges Gastland der Hannover Messe, gefährdet mit einem geplanten Bergbauprojekt im Osten des Landes die Menschenrechte der indigenen Bevölkerung vor Ort. Dies kritisiert Amnesty International in Deutschland anlässlich der Eröffnung der Industrieausstellung am 17. April.

Amnesty International kritisiert anlässlich der Eröffnung der Hannover Messe, dass die Regierung des diesjährigen Gastlandes Indonesien die Menschenrechte der indigenen Bevölkerung im Osten des Landes mit einem Bergbauprojekt zu verletzen droht. Der geplante Bau der Goldmine in Papua bedeute den Verlust von Land und Lebensgrundlagen sowie Umweltverschmutzung, so die Menschenrechtsorganisation. Zudem werde der bereits existierende Konflikt zwischen der Regierung und der indigenen Bevölkerung weiter eskaliert.

Esther Hoffmann, Indonesien-Expertin bei Amnesty International in Deutschland, sagt: "Wir fordern die indonesischen Behörden auf, die Pläne zur Erschließung der Mine sofort zu stoppen, bis die informierte und unbeeinflusste Zustimmung der betroffenen indigenen Papuas vorliegt. Die bestehenden Konflikte dürfen nicht weiter angeheizt und die Landrechte der indigenen Papua nicht verletzt werden."

An die Ampelkoalition gerichtet sagt Hoffmann: "Im Koalitionsvertrag hat sich die Bundesregierung zu den UN-Leitprinzipien für Wirtschaft und Menschenrechte verpflichtet und versprochen, Freihandel an faire, soziale, ökologische und menschenrechtliche Standards zu knüpfen. Der deutsche Wirtschaftsminister Robert Habeck muss deshalb bei deutschen Unternehmen sicherstellen, dass diese ihre menschenrechtlichen Sorgfaltspflichten einhalten. Die Bundesregierung muss bei seinem Wirtschaftspartner Indonesien darauf drängen, dass menschenrechtliche Sorgfaltspflichten von Unternehmen auch bei der geplanten Goldmine eingehalten werden und diese nur mit Konsultation und Zustimmung der betroffenen indigenen Bevölkerung realisiert wird."

Die Menschenrechtsorganisation wendet sich vor Beginn der internationalen Industriemesse auch an die deutsche Wirtschaft. Dazu Hoffmann: "Wir fordern deutsche Unternehmen auf, sich gegenüber ihren indonesischen Partnern strikt an die Vorgaben des Lieferkettensorgfaltspflichtengesetzes zu halten. Dazu gehört auch, dass sie während der Hannover Messe im Sinne der UN-Leitprinzipien für Wirtschaft und Menschenrechte und der OECD-Leitsätze für multinationale Unternehmen darauf hinwirken, dass ihre indonesischen Partnerfirmen in ihrer jeweiligen Wertschöpfungskette nicht gegen Menschenrechte und Umweltstandards verstoßen."

Tweet einer Hannoveraner Amnesty-Gruppe:

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Hintergrund

Das Golderzvorkommen, auch Wabu-Block genannt, liegt im Bezirk Intan Jaya. Die Pläne für den Abbau von 8,1 Millionen Unzen Gold gab die indonesische Regierung im September 2020 bekannt. Das Projekt befindet sich derzeit im Genehmigungsverfahren des indonesischen Ministeriums für Energie und Bodenschätze. Vertreter*innen der dort lebenden indigenen Bevölkerung haben das Bergbauprojekt abgelehnt und fordern den Stopp der Mine.

Zwischen 2020 und 2021 hat Amnesty International in der Region der geplanten Goldmine zwölf mutmaßliche Fälle von rechtswidrigen Tötungen durch indonesische Behörden dokumentiert, außerdem viele Fälle exzessiver Gewaltanwendung sowie massive Einschränkungen der Bewegungsfreiheit und Privatsphäre der lokalen Bevölkerung.

Terminhinweis



Mahnwache am Sonntag, 16. April 2023, 15 bis 18 Uhr, am Hannover Congress Centrum (HCC), Theodor-Heuss-Platz (Ecke Schillstraße) 30175 Hannover

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