Venezuela: Gefangene brauchen medizinische Behandlung

Das Bild zeigt das Porträtbild einer lächelnden Frau

Emirlendris Benítez ist seit 2018 in Venezuela willkürlich inhaftiert (undatiertes Foto).

Am 20. Dezember 2023 wurde Guillermo Zárraga nach über drei Jahren willkürlicher Inhaftierung unter Auflagen aus dem Gefängnis entlassen. Drei weiteren willkürlich inhaftierten Personen werden nach wie vor ihre Rechte auf Gesundheit und Sicherheit durch die Behörden verweigert. Emirlendris Benítez ist eine Mutter und Geschäftsfrau, die im August 2018 willkürlich inhaftiert und gefoltert wurde. Juan Carlos Marrufo und María Auxiliadora Delgado sind verheiratet und seit März 2019 inhaftiert. Alle werden zu Unrecht von den Behörden festgehalten. Die drei Gefangenen müssen unverzüglich freigelassen und solange sie noch inhaftiert sind, dringend angemessen medizinisch versorgt werden.

Appell an

Präsident
Nicolás Maduro
Presidente de la República Bolivariana de Venezuela
Edificio Palacio de Miraflores
Avenida Urdaneta
Caracas
VENEZUELA

Sende eine Kopie an

Botschaft der Bolivarischen Republik Venezuela
S.E. Herrn Ramon Orlando Maniglia Ferreira
Schillstraße 10
10785 Berlin

Fax: 030 – 83 22 40 20
E-Mail: embavenez.berlin@botschaft-venezuela.de

Amnesty fordert:

Sachlage

Emirlendris Benítez, Juan Carlos Marrufo und María Auxiliadora Delgado werden derzeit aus politischen Gründen in venezolanischen Haftanstalten festgehalten, Emirlendris Benítez im INOF-Zentrum in Los Teques im Großraum Caracas und Juan Carlos Marrufo und María Auxiliadora Delgado in einer Hafteinrichtung unter der Leitung der militärischen Spionageabwehr (Dirección General de Contrainteligencia Militar – DGCIM) in Boleíta. Alle drei leiden unter schweren gesundheitlichen Problemen und benötigen dringend medizinische Hilfe, die ihnen von den Behörden wiederholt und rechtswidrig verweigert wird.

Emirlendris Benítez ist willkürlich inhaftiert und in der Haft Folter, geschlechtsspezifischer Gewalt, Diskriminierung, unfairen Gerichtsverfahren und unmenschlichen Haftbedingungen ausgesetzt. Sie benötigt dringend eine Operation, um die schweren gesundheitlichen Folgen der Menschenrechtsverletzungen zu behandeln, die sie seit ihrer Festnahme im August 2018 erlitten hat.

María Auxiliadora Delgado und Juan Carlos Delgado müssen dringend medizinisch untersucht werden, da sie an Erkrankungen leiden, die möglicherweise ihr Leben gefährden könnten. Das Ehepaar wurde erstmals am 19. März 2019 von Angehörigen der DGCIM festgenommen. Sie sind nicht nur Opfer willkürlicher Inhaftierung, sondern es wird ihnen auch die Möglichkeit verwehrt, eine Familie zu gründen.

Hintergrundinformation

Hintergrund

Die Venezolanerin Emirlendris Benítez ist eine Geschäftsfrau und Mutter und hat mehrere Geschwister. Am 5. August 2018 wurde Emirlendris Benítez mithilfe konstruierter Vorwürfe willkürlich inhaftiert. Die Behörden brachten sie fälschlicherweise mit Gewalttaten in Verbindung, die gegen hochrangige Politiker*innen in Venezuela verübt worden waren. Für diese Anschuldigung gibt es keine Beweise, und Emirlendris Benítez hat immer wieder erklärt, dass sie daran nicht beteiligt war. In der Haft wurde sie gefoltert. Zu diesem Zeitpunkt war sie schwanger. Einige Wochen nach ihrer Festnahme wurde sie gewaltsam in eine medizinische Einrichtung gebracht, wo ihre Schwangerschaft ohne ihr Wissen und ihre Zustimmung beendet wurde. Die Folter, der sie ausgesetzt war, führte dazu, dass sie langfristig auf einen Rollstuhl angewiesen ist, um mobil zu sein. Im Jahr 2022 verurteilte sie ein parteiisches Gericht in einem politisch motivierten Verfahren zu einer 30-jährigen Haftstrafe. Emirlendris Benítez hätte gar nicht erst inhaftiert werden dürfen, da davon auszugehen ist, dass die Vorwürfe politisch motiviert sind. Das drakonische Urteil gegen sie sollte aufgehoben und sie muss unverzüglich freigelassen werden.

Juan Carlos Marrufo und María Auxiliadora Delgado sind ein Ehepaar mit spanischer bzw. italienischer Staatsangehörigkeit. Zum Zeitpunkt ihrer Festnahme hatten sie beschlossen, sich einer künstlichen Befruchtung zu unterziehen. Ihre einzige Verbindung zu Straftaten scheint sich darauf zu beschränken, dass María Auxiliadora die Schwester eines pensionierten Militärangehörigen ist, der an einem Anschlag auf Nicolás Maduro beteiligt gewesen sein soll. Juan Carlos Marrufo und María Auxiliadora Delgado sind nicht nur Opfer willkürlicher Inhaftierung, sondern wurden auch ihrer Pläne beraubt, Kinder zu bekommen.

Der venezolanische Ingenieur Guillermo Zárraga arbeitete als Betriebstechniker in der Erdölraffinerie Cardón, die zum Rohölraffinerie-Komplex Paraguaná in der Nähe der Stadt Coro im Bundesstaat Falcón gehört und im Besitz der staatlichen Erdölfirma Petróleos de Venezuela S.A. (PDVSA) ist. Er hatte dort eine führende Funktion bei der Gewerkschaft Sindicato Único de Trabajadores. Er wurde am 14. Dezember 2020 von Angehörigen der DGCIM in seinem Haus festgenommen. Während seiner Inhaftierung war Guillermo Zárraga unmenschlichen Haftbedingungen ausgesetzt. Die Gefängnisbehörden versorgten ihn nicht mit angemessener Nahrung und Trinkwasser, wodurch sich sein Gesundheitszustand während der Haftzeit erheblich verschlechterte. Am 20. Dezember 2023 wurde Guillermo Zárraga unter Auflagen freigelassen, ebenso wie andere Opfer politisch motivierter willkürlicher Inhaftierung, darunter Gabriel Blanco und John Álvarez.

Die Regierung unter Nicolás Maduro fährt eine repressive und auf Schikane, Strafverfolgung und Zensur beruhende Linie gegen Aktivist*innen und zivilgesellschaftliche Organisationen, die sich für den Schutz der Rechte der Venezolaner*innen einsetzen. In Venezuela herrscht derweil eine komplexe humanitäre und menschenrechtliche Krise, die dazu geführt hat, dass so viele Menschen wie nie zuvor das Land verlassen haben, um im Ausland Schutz zu suchen. Bis November 2023 waren mehr als 7,72 Millionen Menschen aus Venezuela geflohen. Das entspricht mehr als 25 Prozent der Gesamtbevölkerung.

Seit 2020 konnte die unabhängige internationale Ermittlungsmission für die Bolivarische Republik Venezuela in drei Berichten zahlreiche seit 2014 begangene Menschenrechtsverletzungen ausführlich dokumentieren, darunter außergerichtliche Hinrichtungen, Verschwindenlassen, willkürliche Inhaftierungen sowie Folter und andere grausame, unmenschliche oder erniedrigende Behandlung oder Strafen. Die Berichte kommen zu dem Schluss, dass die Regierung das Rechtssystem als Instrument der Unterdrückung missbraucht hat und dass die dadurch begangenen schweren Menschenrechtsverletzungen Verbrechen gegen die Menschlichkeit gleichkommen könnten.