Aktuell Iran 17. Oktober 2013

Iran muss erneute Hinrichtung von überlebendem Häftling stoppen

Die meisten Hinrichtungen im Iran werden an Menschen vollzogen, die wegen Drogendelikten verurteilt worden waren.

Die meisten Hinrichtungen im Iran werden an Menschen vollzogen, die wegen Drogendelikten verurteilt worden waren.

17. Oktober 2013 - Der Iran muss die erneute Exekution eines Mannes stoppen, der einen Tag nach seiner Hinrichtung durch Erhängen in einer Leichenhalle lebend gefunden wurde. Dies forderte Amnesty International gestern, nachdem die iranischen Behörden ankündigt hatten, der Häftling werde, sobald sich sein Zustand bessere, ein zweites Mal gehängt werden.

Bei dem 37-jährigen Mann handelt es sich um Alireza M. Er war vergangene Woche im Gefängnis von Bojnourd im Nordosten von Iran gehängt worden, nachdem er wegen eines Drogendelikts verurteilt worden war.

Laut offiziellen Angaben der Staatsmedien erklärte ein Arzt den Mann zwölf Minuten nach Beginn der Exekution für tot. Als jedoch die Familie des Häftlings seinen Leichnam am nächsten Tag abholen wollte, stellte man fest, dass er noch atmete.

Der Mann befindet sich derzeit in einem Krankenhaus. Berichten zufolge erklärte ein Richter jedoch, Alireza M. werde erneut gehängt werden, sobald das ärztliche Personal bestätige, dass sein Gesundheitszustand ausreichend wiederhergestellt sei.

"Das entsetzliche Schicksal, das dem Mann mit einer zweiten Hinrichtung droht, nachdem er sich dieser Tortur bereits einmal unterziehen musste, unterstreicht nur noch einmal die Grausamkeit und Unmenschlichkeit der Todesstrafe", so Philip Luther, Leiter der Abteilung Naher Osten und Nordafrika von Amnesty International.

"Die iranischen Behörden müssen umgehend die erneute Hinrichtung von Alireza M. stoppen und ein Moratorium für alle anderen Exekutionen verhängen."

Berichten zufolge ist der Gesundheitszustand des Mannes derzeit "zufriedenstellend". Ein Familienmitglied teilte mit, seine zwei Töchter seien überglücklich, dass ihr Vater noch lebe.

Alireza M. war vom iranischen Revolutionsgericht wegen Drogenhandels zum Tode verurteilt worden. Häufig entsprechen die Gerichtsverfahren für Drogendelikte im Iran nicht den internationalen Standards für faire Gerichtsverfahren.

Es wird davon ausgegangen, dass die iranischen Behörden seit Anfang des laufenden Jahres mindestens 508 Todesurteile vollstreckt haben. 221 dieser Hinrichtungen sind offiziell nicht bestätigt worden.

Die meisten Hinrichtungen wurden an Menschen vollzogen, die wegen Drogendelikten verurteilt worden waren.

"Selbstverständlich müssen die iranischen Behörden den schwerwiegenden gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Problemen, die der Drogenmissbrauch und -handel hervorruft, entgegenwirken, aber es ist verfehlt zu glauben, dass die Todesstrafe ein wirksames Mittel im Kampf gegen den Drogenhandel ist. Zudem stellt sie einen Verstoß gegen internationales Recht dar", so Philip Luther.

"Die Menschen möchten sich vor Verbrechen geschützt fühlen, die Todesstrafe macht aber das Leben in einer Gesellschaft nicht sicherer."

Sogar der Leiter der staatlichen Menschenrechtsbehörde Mohammad Javad Larijani hat 2011 Zweifel darüber geäußert, dass die Todesstrafe die Zahl der Drogendelikte senken würde.

"Die erneute Hinrichtung eines Mannes, der zwölf Minuten am Galgen irgendwie überlebt hat - der für tot erklärt wurde und dessen Körper seiner Familie übergeben werden sollte ist einfach nur entsetzlich. Das lässt einen grundlegenden Mangel an Menschlichkeit erkennen, der traurigerweise einem Großteil des iranischen Justizsystems zugrunde liegt", so Philip Luther.

Weitere Informationen:

Lesen Sie den Amnesty-Bericht über Hinrichtungen wegen Drogendelikten im Iran "Addicted to death: Executions for Drugs Offences in Iran"

Informieren sie sich über die Positionen von Amnesty International zur Todesstrafe und beteiligen Sie sich an unseren aktuellen Aktionen: https://www.amnesty.de/todesstrafe

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