Menschenrechtlerin und Familie in Gefahr

Exil auf Zeit. Die honduranische Journalistin Dina Meza

Exil auf Zeit. Die honduranische Journalistin Dina Meza

Die honduranische Journalistin und Menschenrechtlerin Dina Meza ist in den vergangenen Wochen vermehrt drangsaliert und eingeschüchtert worden. Die Einschüchterungsversuche betreffen auch enge Familienangehörige. Amnesty International befürchtet, dass Dina Meza und ihre Familie in großer Gefahr sind.

Appell an

INNENMINISTER
Sr. Arturo Corrales
Secretaría de Estado en el Despacho de Seguridad
Aldea el Ocotal, Antiguo Local de la Academia Nacional de Policia ANAPO
Tegucigalpa, HONDURAS
(korrekte Anrede: Dear Minister / Sehr geehrter Herr Minister)
E-Mail: comunicacionCNDS@gmail.com

SONDERSTAATSANWÄLTIN FÜR MENSCHENRECHTE
Sra. Abogada Soraya Morales
Ministerio Público, lomas del Guijarro
Avenida República Dominicana
Edificio Lomas Plaza II
Tegucigalpa, HONDURAS
(korrekte Anrede: Dear Special Prosecutor / Sehr geehrte Frau Sonderstaatsanwältin)
Fax: (00 504) 2221 5667
Twitter: @MP_Honduras

Sende eine Kopie an

AMNESTY INTERNATIONAL ABTEILUNGZENTRALAMERIKA
E-Mail: equipoca@amnesty.org

BOTSCHAFT DER REPUBLIK HONDURAS
S.E. Herrn Ramón Custodio Espinoza
Cuxhavener Straße 14
10555 Berlin
Fax: (030) 3974 9712
E-Mail: informacion.embahonduras.de@gmail.com

Bitte schreiben Sie Ihre Appelle möglichst sofort. Schreiben Sie in gutem Spanisch, Englisch oder auf Deutsch. Da Informationen in Urgent Actions schnell an Aktualität verlieren können, bitten wir Sie, nach dem 18. August 2014 keine Appelle mehr zu verschicken.

Amnesty fordert:

FAXE ODER LUFTPOSTBRIEFE MIT FOLGENDEN FORDERUNGEN

  • Sorgen Sie bitte umgehend dafür, dass eine unabhängige Untersuchung der Drohungen, Drangsalierungen und Einschüchterungen gegen Dina Meza und ihre Familie eingeleitet wird. Stellen Sie bitte sicher, dass die Ermittlungsergebnisse öffentlich bekannt gegeben und die Verantwortlichen vor Gericht gestellt werden.

  • Ich bin sehr besorgt um die Sicherheit von Dina Meza und ihrer Familie und bitte Sie eindringlich, wirksame Schutzmaßnahmen zu ergreifen, die ihren Wünschen entsprechen.

  • Ich möchte Sie an Ihre Pflicht erinnern, zu gewährleisten, dass Menschenrechtsverteidiger_innen gemäß der UN-Erklärung zum Schutz von Menschenrechtsverteidiger_innen aus dem Jahr 1998, das Recht haben, ihre Arbeit ohne Angst vor Gewalt und Drohungen auszuüben.

PLEASE WRITE IMMEDIATELY

  • Calling on the authorities to immediately and independently investigate the accusation of threats, harassment and intimidation against Dina Meza and her family, to make the results public and to bring those found responsible to justice.

  • Expressing concern for the safety of Dina Meza and her family and calling on the authorities to provide effective protection to them in accordance with their wishes.

  • Reminding the authorities in Honduras of their duty to guarantee that human rights defenders can carry out their work without fear of violence and threats, as established in the 1998 UN Declaration on Human Rights Defenders.

Sachlage

Dina Meza hat angegeben, seit Ende Mai mehrfach drangsaliert und eingeschüchtert worden zu sein. Sowohl am 27. Mai als auch am 5. Juni wurde sie in der honduranischen Hauptstadt Tegucigalpa von unbekannten Personen verfolgt und zuletzt am 5. Juli, als sie von einem Familienangehörigen begleitet wurde. Am 5. Juni verfolgte ein Unbekannter auf einem Motorrad ohne Nummernschild Dina Meza, als sie auf dem Morazán-Boulevard in Tegucigalpa spazieren ging. Er nahm den Helm ab, um ihr zu zeigen, dass er sie ansah. Um ihm zu entkommen, blieb der Menschenrechtlerin nichts anderes übrig, als fortzulaufen. Eine Woche zuvor, am 28. Mai um 9:05 Uhr, hatte Dina Meza auf ihrem Handy einen Anruf von einem Unbekannten erhalten: "Ich werde dich verprügeln, wenn du weiter Ärger machst" (te voy a pegar una pijada si seguis jodiendo). Kurz davor hatte sie einige Informationen zu dem Mord an einem politischen Aktivisten auf ihrer Facebook-Seite veröffentlicht.

Am 25. Juni machte eine unbekannte Person Fotos von einem engen Familienangehörigen, der sich mit einem Freund an einem öffentlichen Ort traf. Er näherte sich dem Verwandten von Dina Meza und zeigte ihm die Fotos. Am 23. Juni führte Dina Meza ein Interview an einem öffentlichen Ort, als sich ebenfalls eine unbekannte Person näherte, um von ihr Fotos zu machen. Dina Meza meldete diese Vorfälle der Sonderstaatsanwältin für Menschenrechte.

Die preisgekrönte Journalistin und Menschenrechtsaktivistin Dina Meza untersucht und meldet derzeit Menschenrechtsverletzungen in Honduras, insbesondere Angriffe gegen Journalist_innen und Menschenrechtsverteidiger_innen. Sie prangert Menschenrechtsverletzungen auf nationaler und internationaler Ebene an und unterstützt Betroffene von Menschenrechtsverletzungen in ihren Bemühungen um Gerechtigkeit.

Hintergrundinformation

Hintergrund

Im Laufe ihrer langen Karriere als Journalistin und Menschrechtsverteidigerin war Dina Meza oft Drohungen, Drangsalierungen und Einschüchterungen ausgesetzt. 2007 verlieh die britische Sektion von Amnesty International Dina Meza den "Special Award for Human Rights Journalism Under Threat", einen Sonderpreis für Journalist_innen, die ihrem Beruf trotz großer Gefahren nachgehen. Sie erhielt diesen Preis für ihre journalistische Arbeit für das Online-Magazin Revistazo, die sie trotz der Schikanen und Einschüchterungsversuche weiterführte, denen sie aufgrund von Nachforschungen zu Arbeitsrechtsverletzungen mehrerer privater Sicherheitsdienste ausgesetzt war. 2014 erhielt sie den "Oxfam Novib / PEN International Free Expression Award", einen Preis für Journalist_innen, die sich trotz Verfolgung für Meinungsfreiheit einsetzen.

Ihr Fall wird in dem am 7. Dezember 2012 veröffentlichten Bericht "Transforming Pain into Hope: Human Rights Defenders in the Americas" ebenso behandelt (http://www.amnesty.org/en/library/info/AMR01/006/2012/en) dokumentiert. Zudem beleuchtet der Bericht weitere Fälle von Menschenrechtsverteidiger_innen, die Morddrohungen und Angriffen ausgesetzt sind, weil sie Menschenrechtsverletzungen aufdecken, die andernfalls geheim bleiben würden.

Menschenrechtsverteidiger_innen sind in Honduras einem besonders hohen Risiko ausgesetzt. Laut des Beauftragten für Menschenrechte in Honduras wurden seit Januar 2010 insgesamt 30 Journalist_innen und 70 Anwält_innen ermordet. Unter den vielen Fällen von Menschenrechtsverletzungen und Verstößen gegen Menschenrechtsverteidiger_innen in den letzten fünf Jahren gibt es den von Amnesty International erhaltenen Informationen zufolge nur einen Fall, in dem die Verantwortlichen strafrechtlich verfolgt, überführt und verurteilt wurden. Weitere Informationen finden Sie in dem offenen Brief von Amnesty International an die Präsidentschaftskandidaten der Republik Honduras (http://www.amnesty.org/en/library/info/AMR37/014/2013/en).

Im Juni 2014 diskutierte der Kongress von Honduras einen ersten Entwurf eines Gesetzes zum Schutz von Journalist_innen, Menschenrechtsverteidiger_innen und Angestellten des Justizsystems (Ley de Protección para los Defensores de Derechos Humanos, Periodistas, Comunicadores Sociales y Operadores de Justicia). In Anbetracht der Gewalt gegen Menschenrechtsverteidiger_innen, Journalist_innen und Angestellte des Justizsystems ist es absolut notwendig, dass das Gesetz verabschiedet und umgesetzt wird und dass ausreichende Ressourcen, finanziell sowie personell, aufgewendet werden, um einen wirksamen Schutzmechanismus einzurichten.