Journalistin bedroht

Lydia Cacho Ribeiro

Lydia Cacho Ribeiro

Ein bewaffneter Mann hat das Haus und das Auto von Lydia Cacho Ribeiro in Cancún im Bundesstaat Quintana Roo fotografiert und beschattet. Lydia Cacho ist eine bekannte Menschenrechtsverteidigerin und Journalistin, die aufgrund ihrer Öffentlichkeitsarbeit gegen einen Pornographie- und Frauenhandelsring schikaniert, bedroht und willkürlich in Haft genommen wurde.

Appell an

INNENMINISTER
Lic. Fernando Francisco Gómez-Mont Urueta
Secretaría de Gobernación
Bucareli 99, 1er. piso,
Col. Juárez, Del. Cuauhtémoc,
México D.F., C.P.06600, MEXIKO
(korrekte Anrede: Señor Secretario/Dear Minister)
Fax: (0052) 55 5093 3414
E-mail: secretario@segob.gob.mx

GENERALSTAATSANWALT
Lic. Eduardo Medina-Mora Icaza
Procuraduría General de la República
Av. Paseo de la Reforma nº 211-213, Piso 16
Col. Cuauhtémoc, Delegación Cuauhtémoc
México D.F., C.P. 06500, MEXIKO

(korrekte Anrede: Dear Attorney General/Señor Procurador General)
Fax: (0052) 55 5346 0908

Sende eine Kopie an

UNABHÄNGIGE MENSCHENRECHTSORGANISATION
ARTICLE 19 Mexico
Medellín 33 Col. Roma
México D.F. 06140, MEXIKO
E-Mail: mexico@article19.org

BOTSCHAFT DER VEREINIGTEN MEXIKANISCHEN STAATEN
S. E. Herrn Jorge Castro-Valle Kuehne
Klingelhöferstraße 3
10785 Berlin
Fax: 030-26 93 23-700
E-Mail: mail@embamexale.de

Bitte schreiben Sie Ihre Appelle möglichst sofort. Schreiben Sie in gutem Spanisch, Englisch oder auf Deutsch. Da Informationen in Urgent Actions schnell an Aktualität verlieren können, bitten wir Sie, nach dem 17. Juli 2009 keine Appelle mehr zu verschicken.

PLEASE SEND APPEALS TO ARRIVE AS QUICKLY AS POSSIBLE, IN ENGLISH OR YOUR OWN LANGUAGE:

  • calling on the authorities to order a full review of the protection provided for Lydia Cacho Ribeiro, in order to guarantee her safety, in accordance with her wishes;

  • calling for a full, impartial and prompt investigation into the threats that she received through her blog.

Amnesty fordert:

SCHREIBEN SIE BITTE E-MAILS, FAXE ODER LUFTPOSTBRIEFE, IN DENEN SIE

  • die Behörden auffordern, eine umfassende Prüfung der Schutzmaßnahmen für Lydia Cacho Ribeiro anzuordnen, um in Absprache mit ihr ihre Sicherheit zu garantieren;

  • umgehend eine umfassende und unparteiische Untersuchung der Drohungen fordern, die Lydia Cacho über ihren Blog erhalten hat.

Sachlage

Seit dem 12. Mai 2009 sehen AugenzeugInnen einen bewaffneten Mann in einem Auto, der Lydia Cachos Haus und ihr Auto beobachtet und fotografiert. Zudem haben sie zwei weitere Männer in einem Auto bemerkt, die das Büro der Frauenhausorganisation Centro Integral de Atención a las Mujeres (CIAM) beschatten, in der Lydia Cacho arbeitet. Sie meldete dies den örtlichen Behörden und gab ihnen die Kennzeichen beider Fahrzeuge. Die Behörden kontrollierten ihre Angaben und teilten ihr mit, dass die Autokennzeichen nicht den von ihr beschriebenen Fahrzeugen zuzuordnen seien. Das lässt vermuten, dass die Nummernschilder gefälscht waren.

Seit Februar 2009 hat Lydia Cacho außerdem mehrere Morddrohungen in ihrem Internetblog erhalten. Eine Drohung am 19. Mai lautete: "Meine liebe Lydia Cacho, nimm dich in acht, bald wirst du geköpft, dein hübscher Kopf wird vor deiner Wohnung auftauchen. Mal sehen, wie mutig du bist."

Lydia Cacho ist seit der Veröffentlichung ihres Buches Los Demonios del Edén (Die Teufel im Garten Eden) wiederholt angegriffen und schikaniert worden. In dem Buch dokumentiert sie Vorwürfe gegen mächtige Geschäftsleute wegen Kinderprostitution und Menschenhandels. Ein bekannter Geschäftsmann ist daraufhin festgenommen worden und sitzt nun aufgrund schwerwiegender Anklagen im Gefängnis.

Im Dezember 2005 wurde Lydia Cacho in Cancún festgenommen und nach Puebla-Stadt gebracht, da ein anderer Geschäftsmann sie im Zusammenhang mit der Publikation ihres Buches wegen Verleumdung verklagt hatte. Ihren Angaben zufolge drohten ihr die Polizisten während der 20-stündigen Fahrt nach Puebla mit sexuellen Übergriffen und anderen Misshandlungen und sagten, sie würden sie "verschwinden" lassen. In Puebla-Stadt hielt man sie mehrere Stunden fest und ließ sie dann bis zum Verfahren gegen Kaution frei. Inzwischen wurde sie frei gesprochen.

Am 7. Mai 2007 war ein von Lydia Cacho gefahrenes Fahrzeug manipuliert worden, um einen tödlichen Unfall zu verursachen. Einige Tage zuvor hatte sie bei einer Anhörung im Gerichtsverfahren gegen einen der in ihrem Buch genannten Geschäftsleute eine Aussage gemacht. Seither wird sie aufgrund der Drohungen gelegentlich von einer Polizeieskorte begleitet.

Im November 2007 kam der Oberste Gerichtshof von Mexiko in einem Urteil, das in Mexiko einen Aufschrei auslöste, zu dem Schluss, dass es bei der Inhaftierung von Lydia Cacho im Jahr 2005 zwar zu "Unregelmäßigkeiten" jedoch nicht zu ernsthaften Menschenrechtsverletzungen gekommen sei. Im März 2009 urteilte die staatliche Menschenrechtskommission, dass Lydia Cacho körperliche und seelische Misshandlungen durch die verhaftenden Polizisten erlitten hatte.

Hintergrundinformation

Hintergrund

Mexikanische JournalistInnen und Medienschaffende sind in Mexiko aufgrund ihrer Arbeit schweren Angriffen und Mordversuchen ausgesetzt. Die staatliche Menschenrechtskommission gab im Mai 2009 an, dass zwischen 2000 und 2009 50 JournalistInnen getötet worden seien. Bei sieben zwischen 2005 und 2009 "Verschwundenen" geht man ebenfalls davon aus, dass sie tot sind. Im Mai 2009 wurden zwei Journalisten tot aufgefunden. Für diese Verbrechen sollen mehrheitlich organisierte Verbrecherbanden verantwortlich sein, doch werden Verdächtige praktisch nie identifiziert oder vor Gericht gestellt.