Zeuge weiterhin in Gefahr

In Honduras haben die Behörden angeordnet, dass der mexikanische Menschenrechtsverteidiger Gustavo Castro Soto weitere 30 Tage im Land bleiben muss. Er ist der einzige Zeuge im Mordfall der indigenen Umweltschützerin Berta Cáceres und wurde selber bei dem Angriff verletzt. Er hat bereits als Zeuge ausgesagt und Sorge um seine Sicherheit in Honduras geäußert.

Appell an

PRÄSIDENT
Juan Orlando Hernández
Presidente de la República
Casa Presidencial
Bulevar Juan Pablo II
Tegucigalpa
HONDURAS
(Anrede: Dear President / Estimado Señor Presidente / Sehr geehrter Herr Präsident)
E-Mail: info@presidencia.gob.hn
Twitter: @JuanOrlandoH

GENERALSTAATSANWALT
Óscar Fernando Chinchilla
Fiscal General de la República
Ministerio Público
Lomas del Guijarro
Tegucigalpa
HONDURAS
(Anrede: Dear Attorney General / Estimado Señor Fiscal / Sehr geehrter Herr Generalstaatsanwalt)
E-Mail: fiscalgeneral@hushmail.com
Twitter: @MP_Honduras

Sende eine Kopie an

MENSCHENRECHTSKOMMISSION VON HONDURAS
CONADEH
Colonia Florencia Norte
Boulevard Suyapa

Tegucigalpa
HONDURAS
E-Mail: central@conadeh.hn

MEXIKANISCHE BOTSCHAFT IN HONDURAS
Eucaliptos No 1001
Residencial Lomas del Guijarro
Apdo. Post. 769
Tegucigalpa
HONDURAS
E-Mail: embhonduras@sre.gob.mx

BOTSCHAFT DER REPUBLIK HONDURAS
S. E. Herrn Ramón Custodio Espinoza
Cuxhavener Straße 14
10555 Berlin
Fax: 030-3974 9712
E-Mail: informacion.embahonduras.de@gmail.com

Bitte schreiben Sie Ihre Appelle möglichst sofort. Schreiben Sie in gutem Englisch, Spanisch oder auf Deutsch. Da Informationen in Urgent Actions schnell an Aktualität verlieren können, bitten wir Sie, nach dem 21. April 2016 keine Appelle mehr zu verschicken.

Amnesty fordert:

E-MAILS, TWITTERNACHRICHTEN, FAXE ODER LUFTPOSTBRIEFE MIT FOLGENDEN FORDERUNGEN

  • Bitte lassen Sie Gustavo Castro Soto unverzüglich aus Honduras ausreisen und nach Mexiko zurückkehren.

  • Sorgen Sie bitte für die Sicherheit von Gustavo Castro Soto und erlauben Sie ihm, in der mexikanischen Botschaft zu bleiben, solange er sich in Honduras aufhält.

PLEASE WRITE IMMEDIATELY

  • Calling on authorities to allow Gustavo Castro Soto to return to Mexico as soon as possible.

  • Urging them to guarantee Gustavo Castro Soto’s safety and allow him to remain in the Mexican embassy for as long as he is in Honduras.

Sachlage

Am 7. März wies die Generalstaatsanwalt Gustavo Castro Soto an, weitere 30 Tage im Land zu bleiben, um für Zeugenaussagen im Mordfall Berta Cáceres zur Verfügung zu stehen. Berta Cáceres, Umweltschützerin und Gründerin der Indigenenorganisation Consejo Cívico de Organizaciones Populares e Indígenas de Honduras (COPINH), war am frühen Morgen des 3. März in ihrem Haus in der Stadt La Esperanza im Departamento Intibucá im Westen Honduras erschossen worden. Gustavo Castro Soto war zum Tatzeitpunkt bei ihr und erlitt eine Schussverletzung. Er berichtete Amnesty International, dass er ein Rechtsmittel gegen die Anordnung der Generalstaatsanwaltschaft eingelegt hat, das am 9. März zurückgewiesen wurde. Außerdem habe die Richterin Victorina Flores aus dem Departamento Intibucá seine Anwältin für 15 Tage suspendiert, weil diese mehrfach gefordert hatte, eine Kopie seiner Zeugenaussage zu erhalten. Laut seiner Organisation, der mexikanischen NGO Otros Mundos AC/Chiapas – Amigos de la Tierra México, hat Gustavo Castro Soto keine Kopie des aktuellen Gerichtsentscheids erhalten.

Gustavo Castro Soto hält sich derzeit in der mexikanischen Botschaft in Tegucigalpa auf. Er hatte mehrmals vor den honduranischen Behörden ausgesagt und seine Version des Tathergangs geschildert. Anschließend war ihm gesagt worden, dass es ihm frei stehe, aus Honduras auszureisen. Als er jedoch am 6. März versucht hatte, am Flughafen in der Hauptstadt Tegucigalpa einen Flug nach Mexiko zu nehmen, war er von Beamt_innen abgefangen und an der Ausreise gehindert worden. Gustavo Castro Soto sagte Amnesty International, dass er große Angst um seine eigene Sicherheit und um die seines Bruders Oscar Castro habe, der sich mit ihm zusammen in Honduras aufhält.

Die Indigenensprecherin und Umweltschützerin Berta Cáceres hatte seit Jahren Drohungen wegen ihrer Menschenrechtsarbeit und ihres Einsatzes für die Umwelt erhalten. Kurz vor ihrer Ermordung waren Berta Cáceres und ihre Organisation COPINH wegen ihres Protests gegen den Bau des Agua-Zarca-Staudamms in der Gemeinde Río Blanco bedroht und schikaniert worden.

Hintergrundinformation

Hintergrund

Zusätzlich zu seiner Arbeit bei Otros Mundos ist Gustavo Castro Soto Mitglied mehrerer anderer Organisationen, die sich für die Umwelt und gegen Großprojekte im Bereich Bergbau und Wasserkraft in Mexiko und Lateinamerika einsetzen.

In Honduras herrscht ein allgemeines Klima der Gewalt und Kriminalität. Menschenrechtsverteidiger_innen, insbesondere Sprecher_innen von Indigenen, Kleinbäuer_innen und Afro-Honduraner_innen, die sich für die Umwelt einsetzen, in Streitigkeiten um Landbesitz involviert sind, oder gegen Wasserkraftprojekte protestieren, sind seit Langem Gewalt und Einschüchterungsversuchen im Zusammenhang mit ihrer Arbeit ausgesetzt. Ein schlecht funktionierendes Strafrechtssystem und Korruption im Land haben dazu geführt, dass die Verantwortlichen oft straffrei bleiben.

COPINH kämpft seit mehr als 20 Jahren für einen besseren Lebensstandard der Indigenen in der Gemeinde Río Blanco im Nordwesten Honduras. Seit 2011 setzen sich die Mitglieder von COPINH für ihr Recht ein, nach ihrer freien und vorherigen Einwilligung zum Bau des Agua-Zarca-Staudamms gefragt und über die Folgen informiert zu werden. Der Staudamm würde sie möglicherweise dazu zwingen, das Land ihrer Vorfahren zu verlassen. Seit Jahren sind die Mitglieder von COPINH wegen ihres Einsatzes Drohungen und Schikanierungen ausgesetzt.

Im Mai 2013 wurde Berta Cáceres wegen des illegalen Mitführens einer Waffe in ihrem Fahrzeug angeklagt. Sie gab jedoch an, die Waffe sei an einem Kontrollpunkt von Angehörigen des Militärs in ihrem Wagen deponiert worden. Zwei Monate später wurde ihr Kollege, der Indigenensprecher Tomás García, bei einer Demonstration gegen den Agua-Zarca-Staudamm von Angehörigen der honduranischen Armee getötet. Sein jugendlicher Sohn wurde schwer verletzt. Im darauffolgenden Monat wurden Bertha Cáceres und zwei andere COPINH-Sprecher, Tomás Gómez und Aureliano Molina, erneut strafrechtlich verfolgt. Man beschuldigte sie, zu Vereinnahmung, Nötigung und wiederholter Sachbeschädigung angestiftet zu haben, wodurch die Firma, die hinter dem Staudammprojekt am Río Blanco steht, geschädigt wurde. Amnesty International vorliegenden Informationen zufolge hatten sie jedoch lediglich bei einer Versammlung ihren Widerstand gegen das Projekt erklärt.