Iran: Nahid Taghavi freilassen!

Das Foto zeigt eine Frau, die lächelnd auf einem Sofa sitzt mit übereinander geschlagenen Beinen. An ihrem rechten Knöchel trägt sie eine Fußfessel.

Die Kölnerin Nahid Taghavi in ihrer Wohnung in Teheran, nachdem sie am 9. Januar 2024 in den Hafturlaub entlassen wurde.

+++ Aktualisierung vom 30. September 2024 um 12:27 Uhr: Nahid Taghavi wurde am 28. September vorübergehend aus dem Evin-Gefängnis entlassen. Die Deutsch-Iranerin muss eine elektronische Fußfessel tragen und darf sich nicht weiter als 1000 Meter von ihrer Wohnung entfernen. Wir fordern weiter ihre bedingungslose Freilassung. +++

Nahid Taghavi ist eine iranisch-deutsche Frauenrechtlerin, die im Teheraner Evin-Gefängnis inhaftiert ist. Seit ihrer Festnahme im Oktober 2020 musste sie monatelang in Isolationshaft. Sie wurde gefoltert. In einem unfairen Gerichtsverfahren wurde sie wegen angeblicher Beteiligung an einer "illegalen Gruppe" und wegen "Propaganda gegen den Staat" zu zehn Jahren und acht Monaten Haft verurteilt. Die lange Haft und die furchtbaren Haftbedingungen haben ihren Gesundheitszustand massiv verschlechtert. Sie leidet unter starken Gelenkschmerzen, Bandscheibenvorfällen, Bluthochdruck und Diabetes. Zwei kurzzeitige Hafturlaube in 2022 und 2024 wurden unmittelbar auf die Ankündigungen der deutschen Bundesregierung beendet, weitere Sanktionen und Maßnahmen gegen die iranische Regierung zu unterstützen. Aktuell befindet sich die Frauenrechtlerin wieder in Haft im berüchtigten Evin-Gefängnis.

Nahid ist eine gewaltlose politische Gefangene. Sie muss umgehend und bedingungslos freigelassen werden.

Schreibe eine E-Mail an den iranischen Botschafter in Deutschland! Fordere Nahid Taghavis bedingungslose Freilassung!

Bitte beachten: Allen Personen mit persönlichen Beziehungen in den Iran raten wir, eine Teilnahme zu prüfen. Dieses Schreiben wird mit deinem Vor- und Nachnamen und Mail-Adresse an den Adressaten im Land gesandt.

Setzt euch für Nahid Taghavi ein!

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Appell Text

Sehr geehrter Herr Botschafter,

ich fordere Sie höflich auf, Nahid Taghavi umgehend und bedingungslos freizulassen, da sie eine gewaltlose politische Gefangene ist, die sich nur aufgrund der friedlichen Wahrnehmung ihrer Rechte auf freie Meinungsäußerung und Versammlungsfreiheit in Haft befindet. 

Stellen Sie bitte sicher, dass sie bis zu ihrer Freilassung regelmäßigen Zugang zu ihrer Familie, einem Rechtsbeistand ihrer Wahl sowie zu angemessener medizinischer Versorgung erhält. Dazu zählen Medikamente und der Transfer zu Gesundheitseinrichtungen außerhalb des Gefängnisses, in denen Behandlungen angeboten werden, die im Gefängnis nicht verfügbar sind.

Bitte sorgen Sie außerdem dafür, dass Nahid Taghavi konsularischen Beistand von den deutschen Behörden erhält.

Nahid Taghavi ist eine von unzähligen politischen Gefangenen in der Islamischen Republik Iran. Weit mehr als 10.000 Menschen wurden allein seit dem 16. September 2022 verhaftet, nur weil sie von ihrem Menschenrecht Gebrauch gemacht haben, friedlich zu demonstrieren. All diese politischen Gefangenen müssen sofort und bedingungslos freigelassen werden.

Mit freundlichen Grüßen,

Hintergrundinformationen

In den vergangenen Jahren haben die iranischen Behörden Dutzende Bürger*innen mit doppelter Staatsangehörigkeit inhaftiert. Darunter befinden sich Journalist*innen, Akademiker*innen und Menschenrechtsverteidiger*innen.

Der UN-Sonderberichterstatter für die Lage der Menschenrechte im Iran und die UN-Arbeitsgruppe für willkürliche Inhaftierungen haben hervorgehoben, dass die iranischen Behörden schon seit langem willkürlich inhaftierte Doppelstaatsbürger*innen und Staatsangehörige anderer Staaten als Druckmittel einsetzen. Die erneute Inhaftierung von Nahid Taghavi erfolgte unmittelbar auf die Ankündigung der deutschen Bundesregierung, weitere Sanktionen gegen die iranische Regierung zu verabschieden.

Amnesty International hat dokumentiert, wie die iranischen Behörden die Standards für ordnungsgemäße Gerichtsverfahren systematisch verletzen – vom Zeitpunkt der Festnahme bis die Angeklagten vor Gericht gestellt werden. Am 16. Oktober 2020 nahmen Angehörige der iranischen Revolutionsgarde Nahid Taghavi in ihrem Zuhause in Teheran fest. Die Behörden informierten ihre Familie weder über ihre Festnahme noch über ihren Aufenthaltsort. Nahids Verwandte begaben sich auf die Suche nach ihr. Als sie am 18. Oktober 2020 das Evin-Gefängnis aufsuchten, entdeckten sie, dass Nahid Taghavi dort in Einzelhaft gehalten wurde. Nach ihrer Festnahme hatte Nahid Taghavi bis zum 28. Oktober 2020 keinen Kontakt zur Außenwelt. Erst dann gestatteten ihr die Gefängnisbehörden ein kurzes Telefonat mit ihrer Familie. Danach verwehrten ihr die Behörden erneut den Kontakt zu ihren Angehörigen, diesmal 35 Tage lang. Seit Dezember 2020 durfte sie alle sieben bis zehn Tage telefonieren. 

Von ihrer Verhaftung bis zur Verurteilung verbrachte Nahid Taghavi mehr als sieben Monate in Isolationshaft. Sie musste ohne Bett und Kissen auf dem Boden schlafen, wurde rund um die Uhr überwacht und durfte nur 30 Minuten pro Tag mit Augenbinde an die frische Luft. Am 4. August 2021 wurde Taghavi von einem iranischen Gericht zu zehn Jahren Haft wegen der angeblichen Beteiligung an einer "illegalen Gruppierung" verurteilt sowie zu acht Monaten wegen "Propaganda gegen den Staat". Diese Anklagen sind konstruiert.

Die grausamen und unmenschlichen Haftbedingungen haben Spuren hinterlassen. Der Gesundheitszustand von Nahid Taghavi hatte sich seit ihrer Inhaftierung erheblich verschlechtert. Sie hat Diabetes entwickelt und leidet an Bluthochdruck. Ihre Wirbelsäule ist geschädigt und sie benötigt dringend eine Operation. 

Im Juli 2022 wurde Nahid in einen akut benötigten medizinischen Hafturlaub entlassen. Doch bereits am 13. November 2022 musste sie wieder ins Gefängnis, obwohl ihre medizinische Behandlung noch nicht abgeschlossen war. Die erneute Inhaftierung von Nahid erfolgte unmittelbar auf die Ankündigung der deutschen Bundesregierung, weitere Sanktionen gegen die iranische Regierung zu verabschieden.

Die prominente Menschenrechtsverteidigerin Narges Mohammadi hat sich am 4. Juni 2023 per Brief an die Öffentlichkeit gewandt, um über den sich enorm verschlechternden Gesundheitszustand ihrer Zellengenossin Nahid Taghavi zu berichten. Nahid Taghavi hat so starke Schmerzen, dass sie kaum mehr aus dem Bett aufstehen kann. Sie bekommt starke Schmerzmittel injiziert. Sie leidet an tauben Fingern und starken Schmerzen in ihrem Nacken, am Rücken und an den Händen.

Während eines weiteren, dringend nötigen Hafturlaubs im Januar und Februar 2024 musste Nahid Taghavi eine elektronische Fußfessel tragen und durfte sich nicht weiter als 1000 Meter von ihrer Wohnung entfernen. Seit dem 29. Februar 2024 befindet sich die Deutsch-Iranerin laut ihrer Tochter Mariam Claren wieder in Haft im Evin-Gefängnis.

Amnesty International betrachtet Nahid Taghavi als gewaltlose politische Gefangene, die allein wegen der friedlichen Ausübung ihrer Rechte auf freie Meinungsäußerung und Versammlungsfreiheit festgehalten wird.

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