Durch Polizeigewalt erblindet

© Amnesty International / Foto: Edgard Garrido
Appell Text
Sehr geehrter Herr Generalstaatsanwalt,
der Psychologiestudent Gustavo Gatica nahm an einer Demonstration in der Hauptstadt Santiago teil, bei der die Polizei auf nicht angemessene Weise Munition in eine Menschenmenge schoss. Gustavo Gatica wurde in beide Augen getroffen und erblindete. Die für den Einsatz Verantwortlichen stoppten das Vorgehen der Polizei nicht. Sie ließen die Gewalt wochenlang geschehen, ohne einzugreifen.
Ich fordere Sie auf, diejenigen zu ermitteln, die für die Schüsse auf Gustavo Gatica verantwortlich sind, insbesondere die Führungskräfte. Es war ihre Pflicht, den missbräuchlichen Einsatz von Gewalt zu verhindern. Diese Pflicht haben sie nicht erfüllt. Gustavo Gatica muss nun den Rest seines Lebens die Konsequenzen dieses Versagens tragen. Er hat Gerechtigkeit, Aufklärung und Entschädigung verdient.
Hochachtungsvoll
Hintergrundinformationen
Als im Oktober 2019 in Chile Proteste gegen Preiserhöhungen im öffentlichen Nahverkehr und soziale Ungleichheit ausbrachen, studierte Gustavo Gatica in der Hauptstadt Santiago Psychologie. Wie Millionen andere Menschen ging auch er auf die Straße.
Die Demonstrationen hielten wochenlang an und fanden weltweit Beachtung. Sie zeigten in beeindruckender Weise die Macht des Volkes. Die chilenischen Behörden sahen dies allerdings gar nicht gern.
Bei einer Protestkundgebung im November lud die Polizei ihre Gewehre mit gummiummantelten Schrotkugeln und feuerte in die dichte Menschenmenge – auf Kopfhöhe. Gustavo wurde in beide Augen geschossen und erblindete dauerhaft.
Die Polizei ging auch bei vielen anderen Demonstrationen in dieser Weise vor – fast täglich wurden Hunderte Menschen verletzt, Dutzende erlitten Augenverletzungen. Die Verantwortlichen unternahmen nichts, um die Polizei zu stoppen. Im Gegenteil, sie ließen zu, dass die Gewalt weiterging.
Nach den Schüssen stellte eine interne polizeiliche Untersuchung fest, dass niemand dafür verantwortlich gemacht werden könne. Vielmehr legte die Untersuchung nahe, dass die Demonstrierenden selbst Gustavo verletzt hätten. Inzwischen hat zwar die Generalstaatsanwaltschaft die Ermittlungen übernommen. Diejenigen, die den Angriff auf Gustavo erlaubten, wurden jedoch immer noch nicht zur Rechenschaft gezogen.
"Ich habe meine Augen dafür geopfert, dass die Leute aufwachen", sagt Gustavo. Bei den folgenden Demonstrationen trugen die Teilnehmenden Augenklappen und riefen seinen Namen in Richtung der Polizei. Sie wollen Gerechtigkeit. Wir ebenfalls.
Wende Dich auch direkt an Gustavo!
Schreibe ihm, dass er sein Augenlicht nicht umsonst verloren hat, und schicke ihm eine Nachricht der Hoffnung und Solidarität. Sende Briefe in Blindenschrift, Sprachnachrichten oder andere konkrete Zeichen der Solidarität an:
Amnistía Internacional Chile
Calle Eliodoro Yañez 828, Comuna de Providencia
Santiago de Chile
Chile
E-Mail: justiciaparagustavo@amnistia.cl
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© Alexandra Tsiamis
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