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Amnesty-Ermittlungsteam in Gaza
21. Januar 2009 - Ein Ermittlungsteam von Amnesty International hat die Erlaubnis erhalten, in den Gaza-Streifen zu reisen. Das Team hat bereits erste Ermittlungen durchgeführt. Danach hat Israel in dichtbesiedelten Gebieten des Gaza-Streifens weißen Phosphor eingesetzt.
Das Team besteht aus:
Donatella ROVERA, Amnesty-Researcherin zu Israel, Palästinensische Autonomiegebiete, Besetzte Gebiete
Christopher COBB-SMITH, Waffen- und Rüstungsexperte von Amnesty International
Liz HODGKIN und Brian DOOLEY, Amnesty-Researcher
In einem Kommentar auf Amnesty Internationals Livewire Blog beschreiben die Researcher, wie sie Hinweise auf die weitverbreitete Anwendung von weißem Phosphor in dicht besiedelten Gebieten in und um Gaza-Stadt durch die israelische Armee gefunden haben: "In einer Gasse in Gaza-Stadt sahen wir wie Kinder barfuss um immer noch schwelende Phosphorklumpen herumliefen. Auf dem Dach des Hauses einer Familie fanden wir weitere solcher Klumpen und noch mehr davon auf einer belebten Straße."
Bild der Zerstörung
"Wo immer wir gingen und standen, wir fanden den ganzen Tag über in Gaza-Stadt und deren Umland immer noch mehr zerstörte und beschädigte Wohnhäuser, Moscheen, Schulen und Regierungsgebäude. Manche waren durch die von F16-Kampffugzeugen abgeworfenen Bomben vollständig zum Einsturz gebracht worden, andere waren durch Artillerieangriffe und Raketenschläge unbewohnbar gemacht."
Das Team berichtete auch, dass die Rettungskräfte jetzt endlich in der Lage seien, die Leichen aus den Trümmern der Häuser zu bergen. Bis dahin hatte die israelische Armee ihnen den Zugang verweigert.
In Zaitoun, einem Vorort von Gaza-Stadt, zogen Rettungskräfte die Leichen von Mitgliedern der Familie Sammuni aus den Trümmern ihres Hauses. Sie waren vor zwei Wochen bei israelischen Angriffen getötet worden. Anschließend hatten israelische Soldaten das Haus über ihnen abgerissen. "Die israelische Armee hatte den Rettungskräften trotz wiederholter Anfragen nicht erlaubt, das Gelände zu betreten und die Körper waren in einem Zustand der Verwesung. Der Gestank war unerträglich."
Das Team erfuhr, dass in den verschiedenen Teilen Gazas bereits über 100 verwesende Leichen aus den Trümmern gezogen worden sind. "In Zaitoun gab es dafür nur wenige Hilfsgeräte – die Menschen arbeiteten sich in Gruppen mit Vorschlaghämmern und teilweise mit bloßen Händen vor, um die Toten zu erreichen, die unter dem eingeebneten Beton begraben lagen."
Wohnhäuser als Kampfstellungen
Gleich neben den Trümmern des Wohnhauses der Familie Sammuni fand das Amnesty-Ermittlungsteam Beweise dafür, dass israelische Soldaten Wohnhäuser in Beschlag genommen und als Kampfstellungen benutzt hatten: "Die Soldaten hatten nicht nur Löcher in die Außenwände geschlagen, aus denen sie feuerten, sondern auch das Mobiliar und alles andere in dem Haus mutwillig beschädigt."
Amnesty International hatte bei den israelischen Behörden schon zuvor mehrfach um die Einreise in den Gazastreifen vom Grenzübergang Erez in Israel aus angefragt, aber keine Antwort erhalten. Am Samstag, den 17. Januar 2009, nur wenige Stunden, bevor die israelische Regierung eine Waffenruhe verkündete, traf ein Ermittlungsteam von Amnesty im Gaza-Streifen ein. Die Amnesty-Ermittler werden sich voraussichtlich bis Ende dieser Woche in Gaza aufhalten. Ein Mitglied des Teams hatte zuvor bereits im südlichen Israel Ermittlungen durchgeführt.