Drohende Hinrichtung

Amnesty-Mitglieder fordern die Abschaffung der Todesstrafe in Texas

Amnesty-Mitglieder fordern die Abschaffung der Todesstrafe in Texas

Der 40-jährige Bobby Hines soll am 24. Oktober in Texas für einen Mord hingerichtet werden, den er im Alter von 19 Jahren beging. Den Geschworenen, die ihn zum Tode verurteilten, war kein Sachverständigengutachten darüber vorgelegt worden, inwiefern die schweren Misshandlungen in seiner Kindheit eine Rolle für eine Strafmilderung spielen könnten.

Appell an

BEGNADIGUNGSAUSSCHUSS VON TEXAS
Clemency Section, Texas Board of Pardons and Paroles
8610 Shoal Creek Blvd.
Austin
Texas 78757-6814
USA
(Anrede: Dear Board members / Sehr geehrte Damen und Herren)
Fax: (00 1) 512 467 0945
E-Mail: bpp-pio@tdcj.state.tx.us

GOUVERNEUR DES BUNDESSTAATES TEXAS
Governor Rick Perry, Office of the Governor
PO Box 12428
Austin
Texas 78711-2428
USA
(Anrede: Dear Governor / Sehr geehrter Herr Gouverneur)
Fax: (00 1) 512 463 1849

Sende eine Kopie an

BOTSCHAFT DER VEREINIGTEN STAATEN VON AMERIKA
S.E. Herrn Philip Dunton Murphy
Pariser Platz 2
10117 Berlin
Fax: 030-83 05 10 50
E-Mail: über
http://germany.usembassy.de/email/feedback.htm

Bitte schreiben Sie Ihre Appelle möglichst sofort, so dass sie noch vor dem 24. Oktober 2012 eintreffen. Schreiben Sie in gutem Englisch oder auf Deutsch.

Amnesty fordert:

FAXE, E-MAILS ODER LUFTPOSTBRIEFE MIT FOLGENDEN FORDERUNGEN (erwähnen Sie bitte in Ihren Appellen die Häftlingsnummer von Bobby Hines: #999025)

  • Ich möchte weder den Mord an Michelle Haupt entschuldigen noch das dadurch verursachte Leid verharmlosen.

  • Ich möchte jedoch darauf hinweisen, dass Bobby Hines zum Zeitpunkt der Tat erst 19 Jahre alt war und inzwischen 20 Jahre im Todestrakt verbracht hat.

  • Ich möchte außerdem meine Sorge darüber ausdrücken, dass den Geschworenen kein Expertengutachten vorlag über die möglicherweise strafmildernden Auswirkungen der schweren Misshandlungen, Armut, Entbehrungen und Vernachlässigungen in der Kindheit des Angeklagten.

  • Ich richte mich gegen die Hinrichtung von Bobby Hines und bitte Sie, ihn zu begnadigen.

Sachlage

Am 20. Oktober 1991 wurde die 26-jährige Michelle Haupt in ihrem Apartment in Dallas tot aufgefunden. Sie war niedergestochen und erwürgt worden. Bobby Hines, damals 19, wurde ihres Mordes angeklagt, den er während eines Einbruchs begangen haben soll. Er wurde im März 1992 für schuldig befunden und die Geschworenen stimmten nach einer Strafzumessungsphase, die einen Tag dauerte, für die Todesstrafe. 2002 verbot der Oberste Gerichtshof der USA die Hinrichtung von Menschen mit "geistiger Behinderung". Dem Gericht wurden Nachweise über eine solche geistige Einschränkung bei Bobby Hines vorgelegt, der Antrag jedoch abgelehnt. 2005 verbot der Oberste Gerichtshof unter Berücksichtigung der Unreife, Impulsivität und mangelnden Urteilsfähigkeit von Jugendlichen die Hinrichtung aller, die zum Zeitpunkt der Tat unter 18 Jahre alt waren. Obwohl dies Personen, die zum Tatzeitpunkt 19 Jahre alt waren, ausschließt, wird in der Entscheidung angemerkt, dass "Eigenschaften, die Jugendliche von Erwachsenen unterscheiden, nicht verschwinden, sobald jemand 18 wird." Tatsächlich zeigen wissenschaftliche Untersuchungen, dass die Entwicklung des Gehirns sich weit über das 20. Lebensjahr einer Person hinaus fortsetzt.

Im Jahr 1993 stellte der Oberste Gerichtshof im Fall eines 19-jährigen Täters fest, dass die Jugend "eine Zeit und ein Zustand im Leben ist, während der eine Person am empfänglichsten für Einflüsse und psychologische Schäden sein kann." Die Kindheit von Bobby Hines war von schwerer Misshandlung, Armut und Vernachlässigung geprägt. Ein Sachverständiger für Strafmilderung, der seinen Fall untersucht hat, beschreibt diese Kindheit als eine "alptraumhafte Hölle, voller Angst, Schmerzen und Verzweiflung", vor allem infolge der Gewalttätigkeit des alkoholkranken Vaters (der mittlerweile eine lebenslängliche Haftstrafe für schweren sexuellen Missbrauch eines Kindes verbüßt). Während die Mutter am meisten unter der Gewalt litt,die vor den Augen der Kinder vom Vater ausgeübt wurde, war Bobby die "nächste Wahl", da der Vater anscheinend der Auffassung war, dass der Junge nicht sein leibliches Kind sei. Die Kinder waren ständigem Hunger und Wohnungslosigkeit ausgesetzt, weil der Vater den größten Teil der Familieneinkünfte für Alkohol ausgab. Mit ca. 13 Jahren begann Bobby Hines Marihuana, Amphetamine, Alkohol und Inhalate zu konsumieren. Drogenmissbrauch zur Betäubung schmerzhafter Emotionen ist eine typische Reaktion auf schweren Missbrauch in der Kindheit.

Die Geschworenen bekamen ein paar Informationen über die Herkunft von Bobby Hines, jedoch legte die Verteidigung keine Gutachten vor, inwieweit sich diese auf sein Verhalten auswirkte. Dies half der Staatsanwaltschaft, Bobby Hines als ein gefährliches und "unverbesserliches" Individuum darzustellen und die Geschworenen zu überzeugen, er wäre, wenn man ihn am Leben ließe, eine Bedrohung für die Gesellschaft. Dies ist in Texas eine Grundbedingung für die Verhängung der Todesstrafe. Die Vorwürfe mangelhafter Verteidigung im Gerichtsverfahren kamen in der Berufungsverhandlung nicht zur Sprache und waren somit von einer Überprüfung durch ein Bundesgericht ausgeschlossen. Der derzeitige Anwalt von Bobby Hines versucht, diese Umstände doch noch gerichtlich prüfen zu lassen.