Frau angeschossen

Demonstration gegen die Goldminen: "Wir werden unser Land nicht verkaufen"

Demonstration gegen die Goldminen: "Wir werden unser Land nicht verkaufen"

Am 7. Juli wurde eine Menschenrechtlerin, die sich gegen Bergbauaktivitäten in ihrer indigenen Gemeinde einsetzt, angeschossen. Eine andere Menschenrechtsverteidigerin, die ebenfalls auf lokaler Ebene gegen Bergbauprojekte kämpft, wurde bedroht.

Appell an

GENERALSTAATSANWÄLTIN
Licda. Maria Encarnación Mejía García de Contreras
Fiscal General de la República y Jefe del Ministerio Público
15ª Avenida 15-16, Zona 1, Barrio Gerona
Ciudad de Guatemala
GUATEMALA
(korrekte Anrede: Estimada Sra. Fiscal General/Dear Attorney General)
Fax: (00 502) 2411 9124

INNENMINISTER
Lic. Carlos Menocal
Ministro de Gobernación
6ª Avenida 13-71, Zona 1
Ciudad de Guatemala
GUATEMALA
(korrekte Anrede: Estimado Sr. Ministro/Dear Minister)
Fax: (00 502) 2413 8658

PRÄSIDENT DER PRÄSIDIALEN MENSCHENRECHTSKOMMISSION
Ruth del Valle Cóbar
Presidenta de COPREDEH

2 Av. 10-50 Zona 9,
Ciudad de Guatemala, C.A. 01009
GUATEMALA
(korrekte Anrede: Estimada Sra. Presidenta/Dear Presidenta)
Fax: (00 502) 2334 0119

Sende eine Kopie an

BOTSCHAFT DER REPUBLIK GUATEMALA
S.E. Herrn Gabriel Edgardo Aguilera Peralta
Joachim-Karnatz-Allee 45-47, 2. OG.,
10557 Berlin
Fax: 030-2064 3659
E-Mail: embaguate.alemania@t-online.de

Bitte schreiben Sie Ihre Appelle möglichst sofort. Schreiben Sie in gutem Spanisch oder auf Deutsch. Da Informationen in Urgent Actions schnell an Aktualität verlieren können, bitten wir Sie, nach dem 1. September 2010 keine Appelle mehr zu verschicken.

Amnesty fordert:

SCHREIBEN SIE BITTE FAXE ODER LUFTPOSTBRIEFE MIT FOLGENDEN FORDERUNGEN

  • Führen sie eine gründliche und unparteiische Untersuchung des Angriffs auf Deodora Hernández und der Drohungen gegen Carmen Mejía durch, veröffentlichen Sie die Ergebnisse dieser Untersuchung und stellen Sie die Verantwortlichen vor Gericht.

  • Ergreifen Sie unverzüglich die erforderlichen Maßnahmen zum Schutz der Mitglieder der 18 Maya-Gemeinschaften, für die die Interamerikanische Menschenrechtskommission vorbeugende Schutzmaßnahmen angeordnet hat. Schützen Sie auch diejenigen Personen, die gegen Menschenrechtsverletzungen in der Region, die ihrer Ansicht nach aus den Bergbauaktivitäten resultieren, kämpfen.

  • Ich fordere Sie eindringlich dazu auf, in der Gemeinde San Miguel Ixtahuacán Büros der präsidialen Menschenrechtskommission "Comisión Presidencial coordinadora de la Política del Ejecutivo en materia de Derechos Humanos" (COPREDEH) einzurichten, die sich für Konfliktlösung und die Förderung des Respekts für die Menschenrechte einsetzt.

PLEASE WRITE IMMEDIATELY

  • calling for an independent, thorough and impartial investigation into the shooting of Deodora Hernández and the threats against Carmen Mejía, with the results made public and those responsible brought to justice;

  • urging that the authorities take immediate steps to provide appropriate protection to members of the 18 Mayan communities who were granted protective measures by the Inter-American Commission on Human Rights, and to activists working on alleged human rights violations as a result of mining operations in the area;

  • pressing the authorities to urgently establish local offices in the municipality of San Miguel Ixtahuacán of the Presidential Commission on Human Rights (Comisión Presidencial coordinadora de la Política del Ejecutivo en materia de Derechos Humanos COPREDEH), which works to resolve conflicts and promote respect for human rights.

Sachlage

Deodora Hernández ist eine Aktivistin, die gegen die ihrer Meinung nach negativen Auswirkungen von Bergbauprojekten auf ihre indigene Gemeinschaft in Ágel (Verwaltungsbezirk San Miguel Ixtahuacán im Departamento San Marcos) im Südwesten von Guatemala protestiert. Sie tritt auch für das Recht der Gemeinschaft auf Wasser ein, da zu befürchten steht, dass die Abbauaktivitäten die lokale Wasserversorgung beeinträchtigen könnten. Am 7. Juli wurde in ihrer Wohnung aus nächster Nähe auf sie geschossen. Etwa um 19 Uhr hatten zwei Unbekannte, die um ein Nachtlager baten, ihre Wohnung betreten. Ein Mitglied der Familie meinte zwar, sie könnten nicht bleiben, bot ihnen aber zwei Tassen Kaffee an. Als Deodora Hernández den Raum mit der Kaffeekanne betrat, schoss ihr einer der Männer ins rechte Auge. Beide Männer liefen daraufhin weg. Deodora Hernández überlebte schwer verletzt.
Am 16. Juni besuchte der UN-Sonderberichterstatter zur Lage der Menschenrechte und Grundlegenden Freiheiten Indigener Völker den Verwaltungsbezirk San Miguel Ixtahuacán, um zu untersuchen, ob die indigenen Gemeinschaften hinreichend über die Durchführung der dortigen Bergbauaktivitäten konsultiert worden waren. Am 12. und 15. Juni hat Carmen Mejía, die ebenfalls die negativen Auswirkungen der Bergbauarbeiten auf die Menschenrechte der BewohnerInnen der Region anprangert, zahlreiche Drohnachrichten auf ihrem Mobiltelefon erhalten. In diesen SMS wurde sie dazu aufgerufen, ihre Menschenrechtsarbeit zu beenden und man drohte ihr, sie umzubringen. Während des Besuchs des UN-Sonderberichterstatters sprach Carmen Mejía bei einer öffentlichen Veranstaltung mit ihm über Menschenrechtsverletzungen, die ihrer Ansicht nach aus dem Betrieb der Mine resultieren. Carmen Mejía erhielt am 18. Juni eine weitere Drohnachricht.

[img_assist|nid=16330|title=In der Kritik: Montana Exploradora, Tochterunternehmen des US-kanadischen Konzerns Goldcorp Inc.|desc=© James Rodríguez|link=none|align=left|width=220|height=130]Die 18 Maya-Gemeinschaften in den Verwaltungsbezirken San Miguel Ixtahuacán und Sipacapa im Departamento San Marcos sollten eigentlich bereits unter Schutz stehen, da die Interamerikanische Menschenrechtskommission bereits vorbeugende Schutzmaßnahmen für diese Gemeinschaften angeordnet hat. Die IACHR forderte die guatemaltekische Regierung dazu auf, Maßnahmen zu ergreifen, um Leben und Sicherheit der BewohnerInnen der betroffenen Gebiete zu schützen und die Bergbauaktivitäten in der Marlin-Mine einzustellen. Diese Mine ist im Besitz von Montana Exploradora de Guatemala, S.A, einer hundertprozentigen Tochtergesellschaft des kanadischen Bergbauunternehmens Goldcorp.

Hintergrundinformation

Hintergrund

In ihrer Forderung nach vorbeugenden Maßnahmen vom 20. Mai 2010 rief die Interamerikanische Menschenrechtskommission (IACHR) die guatemaltekische Regierung dazu auf, die Bergbauaktivitäten in der Marlin-Mine einzustellen und Maßnahmen gegen die dortige Umweltverschmutzung zu ergreifen, bis die Kommission eine endgültige Entscheidung über die von den indigenen Gemeinschaften eingereichte Beschwerde gefällt habe. Die IACHR trug der Regierung ebenfalls auf, alle erforderlichen Maßnahmen zum Schutz des Lebens und der körperlichen Unversehrtheit der Angehörigen der 18 indigenen Gemeinschaften zu ergreifen.

Der UN-Sonderberichterstatter zur Lage der Menschenrechte und Grundlegenden Freiheiten Indigener Völker besuchte Guatemala vom 14. bis zum 18. Juni 2010, um die Umsetzung der Grundsätze der Konsultation von indigenen Völkern in Guatemala zu untersuchen. Hierbei lag der Fokus auf dem Bergbausektor und insbesondere auf der Situation indigener Völker, die in der Nähe der Abbaugebiete in San Miguel Ixtahuacán und Sipacapa leben. Am Ende seines Besuches gab der Sonderberichterstatter an, Berichte darüber erhalten zu haben, dass die Regierung mehrmals Lizenzen für den Abbau natürlicher Ressourcen in indigenen Gebieten vergeben habe, ohne die ansässigen indigenen Gemeinschaften vorher zu konsultieren. Ihm lägen zudem Zeugenaussagen über Schikanen und Angriffe gegen GemeindesprecherInnen vor, die nahe legten, dass solche Vorfälle auf die Initiative von Sicherheitskräften und Privatunternehmen zurückzuführen sind. Am 23. Juni hatte die guatemaltekische Regierung angekündigt, der Forderung der IACHR nach Einstellung der Bergbauaktivitäten Folge zu leisten, ergänzte jedoch am darauffolgenden Tag, dass dies aufgrund erforderlicher rechtlicher und administrativer Schritte einige Zeit in Anspruch nehmen würde. Bis heute wurden die Tagebauaktivitäten des Bergbauunternehmens nicht eingestellt.

Carmen Mejía gehört der Vereinigung für eine integrale Entwicklung in San Miguel Ixtahuacán (ADISMI) an, die 1994 gegründet wurde. Dies ist eine Hilfsorganisation, die Familien in ländlichen indigenen Gemeinschaften im Verwaltungsbezirk San Miguel Ixtahuacán vertritt. Sie arbeitet zu folgenden Themen: Rechte auf Wasser, Land und angemessenes Wohnen, Meinungsfreiheit und kulturelle Identität. Zusammen mit den Angehörigen von 22 indigenen Gemeinschaften befasst sich ADISMI mit Menschenrechtsverletzungen im Zusammenhang mit Bergbauaktivitäten. Dabei war ADISMI eine der ersten Organisationen, die einen Besuch des UN-Sonderberichterstatters in San Miguel Ixtahuacán gefordert haben.