Frauenrechte in Gefahr

Das in Spanien geltende Gesetz, das Frauen und Mädchen Zugang zu sicheren und legalen Möglichkeiten eines Schwangerschaftsabbruchs gewährt, könnte so abgeändert werden, dass die Rechte von Frauen und Mädchen gefährdet wären. Es besteht Anlass zu großer Sorge um die Gesundheit und das Leben von Frauen, wenn diese Novellierung verabschiedet würde. Amnesty International fordert die spanische Regierung auf, die Gesetzesvorlage zurückzuziehen.

Appell an

VIZE-PRÄSIDENT
Sra. Dña. Soraya Sáenz de Santamaría
Ministra de la Presidencia y Portavoz
Ministerio de la Presidencia
Complejo de la Moncloa, Edificio de la Vicepresidencia Madrid
SPANIEN (Anrede: Dear Vice-President / Sehr geehrte Frau Vize-Präsidentin)
Fax: (00 34) 913 900 407
E-Mail: secretaria.vicepresidenta@mpr.es
Twitter: @Sorayapp

MINISTERIN FÜR GESUNDHEIT, SOZIALES UND GLEICHBEHANDLUNG
Sra. Doña. Ana Mato Adrover
Ministerio de Sanidad, Asuntos Sociales e Igualdad
Paseo del Prado, 18 28071 Madrid
SPANIEN
(Anrede: Dear Minister / Sehr geehrte Frau Ministerin)
Fax: (00 34) 914 293 525
E-Mail: secmin@msssi.es
Twitter: ‪@sanidadgob

Sende eine Kopie an

BOTSCHAFT DES KÖNIGREICHS SPANIEN
S. E. Herrn Juan Pablo Garcia-Berdoy Cerezo
Lichtensteinallee 1
10787 Berlin
Fax: 030-2579 9557
E-Mail: emb.berlin.inf@maec.es

Bitte schreiben Sie Ihre Appelle möglichst sofort. Schreiben Sie in gutem Spanisch, Englisch oder auf Deutsch. Da Informationen in Urgent Actions schnell an Aktualität verlieren können, bitten wir Sie, nach dem 24. Juli 2014 keine Appelle mehr zu verschicken.

Amnesty fordert:

E-MAILS, FAXE ODER LUFTPOSTBRIEFE MIT FOLGENDEN FORDERUNGEN

  • Bitte ziehen Sie den Gesetzentwurf zurück, weil er diskriminierend und rückschrittlich ist und die Menschenrechte von Frauen und Mädchen verletzt sowie ihre Gesundheit und ihr Leben gefährdet.

  • Ich bitte Sie, Ihre rechtlichen Verpflichtungen zum Schutz der Menschenrechte von Frauen und Mädchen einzuhalten.

  • Folgen Sie bitte den Empfehlungen des UN-Ausschusses für wirtschaftliche, soziale und kulturelle Rechte und setzen Sie das bestehende Gesetz in vollem Umfang um, wobei ich Sie bitte, allen Frauen – einschließlich Migrantinnen und Jugendlichen – gleichberechtigen Zugang zu Möglichkeiten des legalen und sicheren Schwangerschaftsabbruchs zu gewähren.

PLEASE WRITE IMMEDIATELY

  • Urging the authorities to withdraw the bill on the grounds that it is discriminatory, retrogressive and will violate the human rights of women and girls and put their health and lives at risk.

  • Calling on them to comply with their legal obligations to protect women and girls' human rights.

  • Urging them to fulfil the recommendation by the UN CESCR to fully implement the current law, paying special attention to ensure equal access by all women, including adolescents and migrants.

Sachlage

Die spanische Regierung hat einen Gesetzentwurf vorgelegt mit dem Titel "Gesetz für den Schutz des ungeborenen Lebens und der Rechte von Schwangeren" (Ley Orgánica para la protección de la vida del concebido y de los derechos de la mujer embarazada). In diesem Entwurf wird der Zugang von Frauen und Mädchen zu sicheren und legalen Möglichkeiten des Schwangerschaftsabbruchs eingeschränkt. Der Gesetzentwurf befindet sich in einer kritischen Phase, nachdem er im Dezember 2013 vom spanischen Ministerrat verabschiedet wurde und nun dem Parlament vorgelegt werden soll. Sollte das Gesetz verabschiedet werden, würde dies zu einem Anstieg der Fälle führen, in denen Frauen und Mädchen auf illegale, heimliche und unsichere Möglichkeiten zurückgreifen, um einen Schwangerschaftsabbruch vornehmen zu lassen. Der Gesetzentwurf enthält erniedrigende und unrealistische Hürden für Frauen und Mädchen, die diese überwinden müssen, um Zugang zu einem sicheren und legalen Schwangerschaftsabbruch zu erhalten. So fordert die Gesetzesvorlage von Frauen, die durch eine Vergewaltigung schwanger wurden, die Vergewaltigung erst bei der Polizei anzuzeigen, bevor sie Zugang zu einer legalen und sicheren Abtreibung erhalten. Diese Anforderung zu erfüllen, wird besonders für problematisch für Frauen und Mädchen, die keinen regulären Aufenthaltsstatus haben. Sie würden riskieren, abgeschoben oder ausgewiesen zu werden, wenn sie eine Vergewaltigung bei den Behörden anzeigen. Der Gesetzentwurf sieht zudem Einschränkungen des Zugangs zu Gesundheitsinformationen vor, wodurch es Frauen und Mädchen erschwert wird, eine informierte Entscheidung über ihre Gesundheit zu treffen. Außerdem sieht die Gesetzesvorlage Strafen für Angehörige medizinischer Berufe vor, die außerhalb der neuen Einschränkungen Schwangerschaftsabbrüche vornehmen oder ermöglichen. Zu den möglichen Strafen gehören der Entzug der Zulassung als Mediziner_in oder sogar Gefängnisstrafen. Durch diese Strafandrohung könnte ein Klima der Angst bei denjenigen erzeugt werden, die für die Gesundheitsversorgung zuständig sind, und sie könnten somit davon abgehalten werden, auf die Bedürfnisse der betroffenen Frauen zu reagieren. Wenn das Gesetz verabschiedet wird, würde es vor allem junge und in Armut lebende Frauen betreffen, denen die erforderlichen finanziellen Mittel fehlen, um ins Ausland zu reisen, um dort einen legalen und sicheren Schwangerschaftsabbruch vorzunehmen.

Die Gesetzesvorlage ist diskriminierend und rückschrittlich. Sie steht zudem im Widerspruch zu den internationalen menschenrechtlichen Verpflichtungen Spaniens. Im Jahr 2012 hat der UN-Ausschuss für wirtschaftliche, soziale und kulturelle Rechte die spanische Regierung aufgefordert, die vollumfängliche Umsetzung des derzeit geltenden Gesetzes zu garantieren und sicherzustellen, dass alle Frauen den gleichen Zugang zu sicheren und legalen Möglichkeiten eines Schwangerschaftsabbruchs haben. Der Ausschuss hat die spanischen Behörden zudem aufgefordert, sicherzustellen, dass das Recht von im Gesundheitsdienst Beschäftigten, aus Gewissengründen keine Abtreibungen vorzunehmen, nicht bedeutet, dass Frauen daran gehindert werden, einen Schwangerschaftsabbruch vornehmen zu lassen. Die spanischen Behörden sollten zudem der Situation von Jugendlichen und Migrantinnen besondere Aufmerksamkeit widmen. Der vorliegende Gesetzentwurf steht im Widerspruch zu diesen Forderungen.