Menschenrechtler in Lebensgefahr

Lage Kolumbiens

Lage Kolumbiens

Das Haus des indigenen Menschenrechtsverteidigers Pedro Manuel Loperena im Nordosten Kolumbiens wurde am 11. Mai von einer Granate getroffen.
Am 11. Mai warfen zwei unbekannte Motorradfahrer eine Granate auf das Haus von Pedro Manuel Loperena im Bezirk Don Carmelo in Valledupar, der Hauptstadt des Departamento Cesar.

Appell an

PRÄSIDENT
Señor Juan Manuel Santos
Presidente de la República, Palacio de Nariño
Carrera 8 No. 7-26
Bogotá
KOLUMBIEN
(Anrede: Dear President Santos / Excmo. Sr. Presidente Santos / Sehr geehrter Herr Präsident)
Fax: (00 57) 1 596 0631

LEITER DER ABTEILUNG FÜR INDIGENE ANGELEGENHEITEN IM INNENMINISTERIUM
Dr. Pedro Santiago Posada
Dirección de Asuntos Indígenas, ROM y Minorías
Ministerio del Interior
Calle 12B No 8-38
Edificio Bancosol, Piso 6
Bogotá
KOLUMBIEN
(Anrede: Dear Dr. Posada / Estimado Dr. Posada / Sehr geehrter Herr Posada)
Fax: (00 57) 1 341 9469

Sende eine Kopie an

INDIGENENVEREINIGUNG
Wiwa Indigenous Organization
OWYBT
Casa Indígena
Avenida Hurtado
Valledupar (Cesar)
KOLUMBIEN

BOTSCHAFT DER REPUBLIK KOLUMBIEN
S. E. Herrn Juan Mayr Maldonado
Kurfürstenstr. 84
10787 Berlin
Fax: 030-2639 6125
E-Mail: info@botschaft-kolumbien.de

Bitte schreiben Sie Ihre Appelle möglichst sofort. Schreiben Sie in gutem Spanisch, Englisch oder auf Deutsch. Da Informationen in Urgent Actions schnell an Aktualität verlieren können, bitten wir Sie, nach dem 27. Juni 2013 keine Appelle mehr zu verschicken.

Amnesty fordert:

FAXE ODER LUFTPOSTBRIEFE MIT FOLGENDEN FORDERUNGEN

  • Ich bin sehr besorgt um die Sicherheit von Pedro Manuel Loperena, seiner Familie sowie anderen Mitgliedern der Organización Wiwa Yugumaiun Bunkuanarrua Tayrona (OWYBT).

  • Leiten Sie bitte dringend in Absprache mit Pedro Manuel Loperena wirksame Schutzmaßnahmen für ihn und seine Familie ein.

  • Führen Sie bitte eine vollständige und unparteiische Untersuchung des Mordanschlags auf Pedro Manuel Loperena durch. Veröffentlichen Sie die Ergebnisse dieser Untersuchung und stellen Sie alle Verantwortlichen vor Gericht.

PLEASE WRITE IMMEDIATELY

  • Expressing concern for the safety of Pedro Loperena, his family and other members of the OWYBT.

  • Demanding that the authorities take decisive action to provide protection measures for Pedro Loperena, in line with his own wishes.

  • Calling on them to order a full and impartial investigation into the attempt on Pedro Loperena’s life to publish the results and bring those responsible to justice.

Sachlage

Pedro Manuel Loperena ist Koordinator der Menschenrechtskommission der Indigenenvereinigung Organización Wiwa Yugumaiun Bunkuanarrua Tayrona (OWYBT), die das indigene Volk der Wiwa vertritt, welches in der Bergkette der Sierra Nevada de Santa Marta lebt. Die Menschenrechtskommission setzt sich seit einiger Zeit in mehreren Fällen für Gerechtigkeit ein, bei denen es um die Verletzung der Menschenrechte geht, wie z. B. im Fall der außergerichtlichen Hinrichtung von elf Angehörigen der Gemeinschaft der Wiwa durch Sicherheitskräfte zwischen dem 15. Februar 2005 und dem 3. August 2006 sowie in anderen Fällen, in denen auf der einen Seite Sicherheitskräfte gemeinsam mit Paramilitärs, auf der anderen Seite Guerillaeinheiten Menschenrechtsverstöße begangen haben. Die Menschenrechtskommission kämpft zudem gegen zahlreiche Bergbau-, Infrastruktur- und Tourismusprojekte im Gebiet der Sierra Nevada, da das Volk der Wiwa der Ansicht ist, diese Projekte würden ihre Nahrungsmittelversorgung einschränken, ihre traditionelle Lebensweise beeinträchtigen und somit ihr Überleben gefährden. Pedro Manuel Loperena hat sich zudem öffentlich gegen das anhaltende Operieren von illegalen bewaffneten Gruppen im Lebensraum der Wiwa ausgesprochen.

Zum Zeitpunkt des Granatenanschlags auf das Haus von Pedro Manuel Loperena befanden sich zudem seine Frau, die im Büro des Menschenrechtsbeauftragten (Defensoría del Pueblo) als Vertreterin der Gemeinschaft tätig ist, sowie seine vier Kinder (sieben, zehn, 18 und 19 Jahre alt) im Haus. Niemand von ihnen kam bei der Explosion zu Schaden.

Im Februar wählte die Gemeinschaft der Wiwa neue GemeindesprecherInnen. Das kolumbianische Innenministerium hat sich bislang geweigert, die neuen SprecherInnen anzuerkennen.

Hintergrundinformation

Hintergrund

Im Laufe des langwierigen bewaffneten Konflikts zwischen den linksgerichteten Guerillas und den Streitkräften, die zum Teil im stillen Einvernehmen mit Paramilitärs operieren, werden immer wieder MenschenrechtsverteidigerInnen, darunter auch Mitglieder von Organisationen, die die Rechte der indigenen Bevölkerung vertreten, bedroht, entführt oder getötet. Zwar heißt es, die paramilitärischen Gruppen Kolumbiens seien ab 2003 in einem von der Regierung unterstützten Prozess demobilisiert worden, doch zeigen die Drohungen gegen Menschenrechtsorganisationen und Gewerkschaften eindeutig, dass Paramilitärs noch immer aktiv sind.

Heutzutage leben neben den Wiwa noch drei weitere indigene Gruppen in der Sierra Nevada de Santa Marta: die Kankuamo, Kogui und Arhuaco. Seit etwa einem Jahrzehnt werden Angehörige der Wiwa und anderer indigener Gemeinschaften in der Gegend immer wieder mit dem Tod bedroht oder gar getötet. Diese Übergriffe gehen auf das Konto der Sicherheitskräfte, die mit Paramilitärs zusammenarbeiten, und der Guerillakräfte. So begehen Sicherheitskräfte, häufig gemeinsam mit Paramilitärs, seit Anfang der 2000er-Jahre schwere Verstöße gegen die Menschenrechte der Wiwa wie z. B. Vertreibung und Tötung sowie andere Menschenrechtsverletzungen und Verstöße gegen das humanitäre Völkerrecht.

Pedro Manuel Loperena überlebte ein Massaker, bei dem im September 2002 Paramilitärs und Armeeangehörige in El Limón im Verwaltungsbezirk Ríohacha des Departamento La Guajira zwölf Angehörige der Gemeinschaft der Wiwa töteten. Damals wurden viele Wiwa aus einem Gebiet vertrieben, in dem mit Regierungsmitteln ein Damm gebaut werden soll. Pedro Manuel Loperena setzt sich in diesem Fall und vielen weiteren Fällen, in denen Sicherheitskräfte gemeinsam mit Paramilitärs bzw. Guerillas die Menschenrechte der Wiwa-Gemeinschaft verletzen, für Gerechtigkeit ein.

Am 4. Februar 2005 ordnete die Interamerikanische Menschenrechtskommission Schutzmaßnahmen für das Volk der Wiwa an.